GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor
»Vielleicht ist er bereits fort, denn meines Wissens ist er heute noch nicht in der Taverne gewesen. Der Herr scheint sich sehr dafür zu interessieren.«
»Ich hätte zu gern gewußt, was Glyco mit Callimachus zu schaffen hat«, sagte ich.
»Eins kann ich dir noch sagen«, bemerkte sie. »Glyco wohnt bei den Wächtern aus Port Cos in Hafennähe.«
»Nicht in einer Schänke?«
»Nein.«
»Interessant.«
»Außerdem heißt es, Glyco sei kein einfacher Kaufmann, sondern bekleide im Kaufmannsrat von Port Cos eine hohe Stellung.«
»Ich frage mich, was ein solcher Mann in Victoria zu suchen hat – außer mit Callimachus zu sprechen.«
»Ich weiß es nicht, Herr.« Und abrupt drängte sie sich an mich, getrieben von dem hilflosen Begehren einer Sklavin.
Ich nahm sie in die Arme.
Später lagen wir nebeneinander, ihr Kopf ruhte auf meiner Hüfte.
»Die Festung des Policrates ist uneinnehmbar«, sagte sie plötzlich. »Du mußt die Frau vergessen.«
»Woher weißt du, was ich denke?« fragte ich lächelnd.
»Sklavinnen müssen wissen, was Männer bewegt«, erwiderte sie, »denn sie sind ihre Herren.«
Ich lächelte. Ihre Worte entsprachen der Wahrheit.
»Zweifellos trägt sie längst die Stahlreifen eines Vergnügungsmädchens bei den Piraten.«
Ich hielt das für nicht unwahrscheinlich.
»Du hast Geld«, sagte Peggy. »Kauf dir ein anderes Mädchen, das dich zufriedenstellt.« Sie rückte dicht an mich heran. »Kauf Peggy, wenn du möchtest«, flüsterte sie mir ins Ohr.
»Möchtest du, daß ich dich kaufe?«
»Nur von einem anderen Mann auf Gor würde ich mich noch lieber kaufen lassen«, sagte sie, »und der hat mich noch nie besessen. Er nimmt kaum Notiz von mir und scheint nicht einmal zu wissen, daß es mich gibt. Doch werde ich beinahe ohnmächtig vor Freude, wenn ich nur daran denke, ihm dienen zu können.«
Ich betrachtete sie. Sie war sehr schön.
»Wer ist es?«
»Bitte zwing mich nicht, seinen Namen auszusprechen, Herr«, sagte sie.
»Schön.«
Stumm lagen wir eine Zeitlang nebeneinander. Stimmengewirr aus dem Hauptraum der Taverne drang zu uns herein.
»Hast du Neues über den Topas erfahren?« fragte ich schließlich.
»Nein, Herr. Aber man vermutet ihn in Victoria.«
»Die Einwohner Victorias«, sagte ich, »scheinen darauf bestehen zu wollen, Policrates seinen Tribut vorzuenthalten.«
»Ja, Herr«, sagte sie lächelnd.
Ich hielt das für ausgesprochen mutig, wußte aber nicht recht, ob es auch klug gehandelt war. Es war die erste Störung in den Beziehungen zu den Piraten seit fünf Jahren. Bei den letzten Unruhen hatten die Piraten der finsteren Festung Feuer über ein Dutzend angelegte Schiffe gebracht, woraufhin der Tribut schleunigst bezahlt worden war. Gewiß, seither waren die Piraten mehr denn je auf die Märkte Victorias angewiesen, um ihre Beute abzusetzen. Angesichts dieser Tatsache glaubten viele Victorianer endlich so sehr am längeren Hebel zu sitzen, daß sie sich von der beschämenden Last des Tributs befreien konnten.
»Was ist das für ein Geräusch?« fragte ich viel später.
»Du hast deine Sklavin sehr glücklich gemacht, Herr«, sagte sie und drängte sich an mich.
»Hörst du es nicht?«
»Ich höre Gespräche und das Klirren von Paga-Kelchen aus der Taverne«, antwortete sie.
»Meine Sandalen!« bellte ich.
Ein goreanisches Kommando muß nicht wiederholt werden. Erschrocken richtete sich Peggy auf und ergriff meine Sandalen. Ich stand in der niedrigen Nische auf und zog meine Tunika an. Unterdessen legte mir Peggy die Sandalen an und schnürte sie zu. Ich legte den Gürtel samt Geldbeutel um. Den Schwertgurt mit der Waffe warf ich mir über die linke Schulter. »Herr?« fragte Peggy.
»Hörst du nichts?« fragte ich.
»Unten in der Taverne ist es still geworden«, sagte sie verängstigt. »Die Gespräche sind verstummt.«
»Hör doch!«
»Ich höre es«, sagte sie. »Was ist das?«
»Eine Alarmstange wird angeschlagen. Im Hafen.«
»Was bedeutet das?«
Ich begann den Ledervorhang vor der Nische aufzuschnallen. »Ich weiß es nicht.«
»Wohin gehst du, Herr?«
»Zum Hafen.«
»Geh nicht!«
Ich riß den Vorhang zur Seite, dann blickte ich zu ihr zurück. Angstvoll kniete sie auf den Fellen.
Ich wandte mich ab und ging mit schnellen Schritten zwischen den Tischen hindurch. Die Männer, die daran saßen, hatten sich noch nicht erhoben. Niemand begegnete meinem Blick. Niemand erbot sich, mich zu begleiten.
»Geh nicht!« riet mir
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