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GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor

GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor

Titel: GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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ein bedeutender Kaufmann aus Port Cos namens Glyco, eingehend mit dir unterhielt. Ich bin sicher, er wollte dich aus Sorge vor einer Vereinigung der Piraten aus Ost und West dazu bewegen, einer Widerstandsbewegung beizutreten.«
    »Du bist klug«, sagte der Mann.
    »Aber wie ich sehe, haben seine Bitten nichts gefruchtet.«
    »Ich kann ihm nicht helfen«, sagte der Mann.
    »Daß er aber zu dir kam, scheint doch anzudeuten, daß dein Mut, deine hervorragenden Fähigkeiten in solchen Dingen noch unvergessen sind.«
    »Ich bin längst nicht mehr, was ich einmal war.«
    »Soweit ich weiß, nahmst du bei den Wächtern von Port Cos einen hohen Rang ein.«
    »Ich war früher Hauptmann in Port Cos«, antwortete er. »Ja, ich war es, der die Bande des Policrates aus der Umgebung von Port Cos vertrieb.« Er blickte zu mir auf. »Aber das ist lange her. Ich erinnere mich heute nicht mehr an diesen Hauptmann. Ich glaube, er ist untergegangen.«
    »Was wurde aus ihm?«
    »Er entwickelte eine größere Zuneigung zum Paga als zu den Ehrenvorschriften seiner Kaste. In Ungnade gefallen, wurde er entlassen. So kam er am Fluß nach Westen, nach Victoria.«
    »Wie hieß er?«
    »Ich habe den Namen vergessen.«
    »Wärst du unten am Hafen gewesen, hätten die Dinge vielleicht eine andere Wendung genommen.«
    »Warum hast du die Bürger nicht angeführt?« fragte er zornig.
    »Ich bin nur ein Schwächling und Dummkopf«, antwortete ich. »Und mir fehlt die Ausbildung.«
    Er antwortete nicht.
    »Ein Mann deines Kalibers hätte sicher etwas ausgemacht.«
    Er streckte mir die rechte Hand hin. Sie war groß, zitterte aber sichtlich.
    »Es gab einmal eine Zeit«, sagte er, »da konnte ich tausendmal zuschlagen und dabei immer dieselbe Stelle treffen. Ich vermochte tausendmal zuzustoßen und einen Kreis von einer halben Hort zu treffen – heute aber, schau nur, was aus mir geworden ist!« Seine zitternde Hand fiel herab. Er schloß die Faust und preßte sie gegen die Steine der dunklen Straße. Er begann zu weinen. »Policrates hätte mich in der Taverne töten können«, fuhr er fort. »Er kannte meine Schwäche. Er tat es aber nicht. Um der alten Zeiten willen, so vermute ich, in der Erinnerung an verflossene Realitäten, verschonte er mich. Wir verbrachten unsere Jugend zusammen auf den Piers von Port Cos«, fuhr er fort und blickte mich an. »Beide wandten wir uns dem Beruf des Schwertkämpfers zu – ich als Offizier, er als Pirat.«
    »Was wollte Glyco von dir?«
    »Er wollte einen Plan, eine Keimzelle für den Widerstand, einen Anführer, einen Angriff auf die Festung des Policrates.«
    »Und was hast du ihm geantwortet?«
    »Daß man dazu hundert Belagerungsschiffe und zehntausend Männer bräuchte.«
    Ich nickte. Ich nahm nicht an, daß seine Einschätzung falsch war. In Anbetracht der Streitkräfte, die man realistischerweise am Fluß zusammentrommeln konnte, war Policrates' Position so gut wie unangreifbar. Ähnliche Einschätzungen hatte ich schon von anderen vernommen. Miß Beverly Henderson, das ging mir in diesem Moment durch den Kopf, war nun hinter diesen hohen schwarzen Mauern eingesperrt.
    »Dann ist die Lage also hoffnungslos?« fragte ich.
    »Ja, hoffnungslos.«
    »Morgen«, fuhr ich fort, »soll der Tribut an Policrates gezahlt werden.«
    Der Mann zuckte die Achseln.
    »Es heißt, die Piraten verfügen über Victoria«, bemerkte ich.
    »Das stimmt«, sagte er.
    »Und gibt es niemanden, der ihnen das streitig macht?«
    »Niemanden.«
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Gib mir etwas zu trinken.«
    Ich wandte mich von ihm ab und wanderte die Straße entlang zur Taverne des Tasdron, die noch immer geöffnet war, auch wenn dort das Lärmen und Treiben nachgelassen hatte. Ich sprach mit niemandem auch begegnete niemand meinem Blick. Ich erstand eine Flasche Paga, die ich anschließend zu der Gestalt brachte, die zusammengesunken an der Hausmauer lehnte. Ich blieb vor dem Mann stehen, und er hob den Kopf von den Knien und blickte mich benommen an. Ich reichte ihm die Flasche, nach der er hastig griff. Mit den Zähnen zog er den Korken aus der Flasche. Mit beiden Händen umklammerte er das Glas. Vor mir sitzend, blickte er auf.
    »Es tut mir leid«, sagte ich, »daß ich dich mit so grausamen Worten bedacht habe. Das war nicht recht von mir. Ich war wütend und frustriert. Es tut mir ehrlich leid.«
    »Bemitleidest du mich?« fragte er.
    »Ja.«
    Von einem eiskalten Willen getrieben, voller Zorn, stemmte er sich langsam und

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