GOR-Zyklus 16 - Der Leibwächter von Gor
zunächst den Wunsch geäußert, an Land abgesetzt zu werden, um nach Turmus zurückzukehren. Als er aber erfuhr, daß eine gewisse Sklavin namens Florence in den hohen Mauern von Policrates' Festung festgehalten wurde, hatte er um ein Schwert und einen Platz auf unseren Ruderbänken gebeten. Beides war ihm gewährt worden. Seither hatte er auf eine Rasur verzichtet und sich darüber hinaus mit einer Augenklappe unkenntlich gemacht. Anders standen die Dinge mit seinem Kampfsklaven Krondar. Wer diesen Mann einmal gesehen hatte, vergaß die narbigen, entstellten Züge so schnell nicht wieder, die Spuren zahlreicher Kämpfe mit dem Nagelleder und den Klingenhandschuhen in Ar. So hockte nun Krondar, das Schwert in der Hand, mit zahlreichen Kämpfern aus Ar-Station in einem Laderaum der Tuka.
Mein Herz machte einen Sprung. Auf der Mauer erschien die Gestalt Kliomenes'.
In der Nacht unserer Flucht aus der Umzingelung auf dem Fluß hatten wir die Olivia, unser behäbigstes, langsamstes Schiff, angesteckt und in östlicher Richtung gegen die Formation unserer Gegner geschickt, die verwirrt waren, weil die Tamira ihren Posten verlassen hatte. Damit hatten wir die Piraten ablenken und bei ihnen den Eindruck erzeugen wollen, wir würden nach Osten fliehen, und die Olivia sei durch sie in Brand geschossen worden. Statt dessen hatten wir im Durcheinander der Schiffe beigedreht und Voskjard-Wimpel gesetzt, für den Fall, daß wir in den Lichtschein vorbeifahrender Schiffe geraten sollten. Anschließend hatten wir uns nach Westen zur Kette zurückgezogen und dort die Tuka wieder fahrtüchtig gemacht. Dabei hatte die Tamira angegriffen, die uns unauffällig verfolgt hatte, und war unserer schnellen Tais zum Opfer gefallen. Zweimal getroffen, war sie schnell gesunken.
In dem entstehenden Durcheinander hatte ich Miles aus Vonda und seinen Sklaven Krondar retten können. Unserem weiteren Plan folgend, fuhr die Tina mit der Tuka und der Tais in südlicher Richtung an der Kette entlang, bis wir die Lücke fanden, die von der dritten Flotte Voskjards, die wir zuerst für Callisthenes' Entsatz gehalten hatten, in die Kette gerissen worden war. Hier erwies sich nun, daß die Piraten, die offenbar von Callisthenes nicht behindert wurden, den Weg durch die Kette gewählt hatten und nicht etwa mit ihren Schiffen mühselig zwei- oder dreihundert Meter weit über Land gerollt waren.
Durch die Lücke fuhren wir auf die westliche Seite der Kette. Vor unserem Aufbruch nach dem Zusammenstoß zwischen der Tais und der Tamira hatte ich noch laut gerufen: »Callimachus, wir haben's geschafft! Fahren wir jetzt sofort nach Tetrapoli, wo wir sicher sind!« Und unsere Besatzung hatte gejubelt. Natürlich handelte es sich um eine List; die Männer, die ringsum noch im Wasser schwammen oder sich an Wrackteilen festhielten, sollten dies hören und den Gegner weiter in die Irre führen. Dabei war Tetrapoli tatsächlich die erste größere Stadt westlich der Kette.
Unsere eigentliche Absicht, davon waren wir überzeugt, ließ sich aus dieser Situation nicht erraten. Aus Reginalds Sicht mußte es uns darum gehen, eine große Streitmacht zusammenzustellen, die in der Lage war, den Vorteil, der uns durch die von der Tamira gestohlenen Dokumente zufiel, auch richtig zu nutzen. Bis es soweit war, mußte Voskjards Armada längst vor der Festung des Policrates stehen, sie stärken und bei der Entwicklung neuer Sicherheitslosungen mitgewirkt haben. Außerdem konnte ich mir vorstellen, daß Reginald es nicht eilig hatte, den Diebstahl der Dokumente zu melden, der ja eingetreten war, ehe sein Schiff von der Tais versenkt wurde. Wenn er den Untergang überlebt hatte, konnte er immer behaupten, die Papiere seien mit der Tamira verlorengegangen, mit der er unsere Flucht verhindern wollte. Vermutlich zog er es vor, wegen seines Mutes gelobt statt wegen einer Nachlässigkeit getötet zu werden.
Natürlich waren wir nicht nach Tetrapoli oder in eine andere Flußstadt gefahren. Statt uns nach Nordwesten zu wenden, waren wir mit Segel- und Ruderkraft nordwärts an der Kette entlanggefahren. Im Morgengrauen hatten wir das nördliche Loch der Kette erreicht, das von Voskjards zweiter Flotte gerissen worden war. Durch diese Öffnung wandten wir uns nach Ostsüdost. Wir waren sicher, daß man uns zunächst vergeblich in nordwestlicher Richtung, nach Tetrapoli hin, suchen würde. Während die Gegner unserem angeblichen Kurs folgten und der Rest der Piratenflotte sich neu
Weitere Kostenlose Bücher