GOR-Zyklus 17 - Die Wilden von Gor
fünfzehn Pasangs betragen.
»Ja«, sagte Grunt. »Aber soweit ich die Zeichen deuten kann, steht keine feindliche Absicht dahinter. Vielmehr werden Informationen weitergegeben. Unser Weg wird beschrieben.«
Solche Signale sind im flachen Ödland gebräuchlich, wenn auch nicht ganz so häufig wie Spiegelsignale. Die Sprache der Spiegel, bei der die Anzahl der Blitzzeichen ausschlaggebend ist, ähnelt den Rauchsignalen. Übrigens stellen diese Rauchsymbole keinen Ersatz für die Sprachen der roten Wilden dar, da es sich nicht im eigentlichen Sinn um Schriftsprachen handelt, die ein feststehendes Alphabet aufweisen. Vielmehr haben die Zeichen, von denen es fünfzig bis sechzig gibt, allgemeine Aussagen, etwa: ›Wir sind Kaiila‹, ›Wer seid ihr?‹ ›Kehrt um!‹ ›Wir haben Coups gezählt‹ und ›Wir kehren ins Lager zurück.‹ Die Zeichen werden produziert, indem man Grünzeug, Zweige oder Gras, auf ein Feuer legt. Der dabei entstehende Rauch wird in seinem Aufstieg durch einen Mantel oder eine Decke gesteuert. Nachts lassen sich solche Signale durch das Entzünden und die Plazierung mehrerer Feuer darstellen oder durch das rhythmische Ver- und Aufdecken einer einzelnen Feuerstelle, wieder mit Mantel und Decke. Es gibt andere Verständigungsmethoden: Man kann Staub in die Luft werfen, Mäntel auf eine bestimmte Weise bewegen oder Kaiila auf eine nach bestimmten Regeln lenken.
»Es gefällt mir gar nicht, so unter Beobachtung zu stehen«, sagte ich.
»In gewisser Weise ist das sogar ermutigend«, widersprach Grunt. »Weißt du, man zeigt dir, daß du beobachtet wirst. Wenn die Wilden feindselig wären oder uns an den Kragen wollten, würden sie sich nicht so freimütig äußern.«
»Da hast du recht«, räumte ich ein.
»Soweit ich die Rauchzeichen verstehe, melden sie, daß eine kleine Gruppe Weißer nach Osten zieht. Der Rauch rechts bestätigt den Empfang der Nachricht.«
»Hoffentlich hast du recht.«
»Das wäre die übliche Deutung«, schränkte Grunt ein. »Natürlich kann es Vereinbarungen geben, wonach solche Zeichen eine andere Bedeutung bekommen.«
»Großartig!« sagte ich bitter.
Grunt zuckte die Achseln. »Diese Leute müssen überleben und miteinander auskommen. Halt!« fügte er plötzlich hinzu und spannte sämtliche Muskeln an.
Der Reiter war überraschend auf einer kleinen Anhöhe vor uns erschienen, etwa zwanzig Meter entfernt. Er zügelte seine Kaiila. Staub wirbelte zwischen den Pfoten und Beinen des Reittiers auf.
»Greift nicht nach den Waffen«, sagte Grunt. »Das ist ein Flieher.«
»Woher weißt du das?«
»Ich sehe es am Haar, das zu einer hohen Frisur zurückgekämmt ist.«
»Wie bei Kornähre«, fügte ich hinzu. Das Haar des Mannes hing weit hinab, wehte sogar noch über dem Rücken der Kaiila. Er ritt ohne Sattel und trug eine lange gefiederte Lanze und einen kleinen runden Schild, einen Kriegsschild, auf dem ich Medizinzeichen ausmachen konnte.
Der Krieger lenkte seine Kaiila den Abhang herab auf uns zu.
»Vorsicht!« mahnte Grunt. »Er hat zwei Männer getötet und weist mehrere Coups aus. Die roten Kreise an den Federn, das sind die toten Gegner, und die roten Zeichen an seinen Beinen und auf der Nase der Kaiila geben die Coups an.«
Der Flieher ließ seine Kaiila dicht vor uns anhalten. Grunt entspannte sich sichtlich und lächelte breit. Er hob die rechte Hand an die Seite des Gesichts, Zeige- und Mittelfinger parallel nach oben gerichtet, die anderen geschlossen.
»Er hat keinen Sattel«, sagte Grunt. »Sein Körper und der seiner Kaiila sind noch immer mit Coupzeichen bemalt. Sicher war er kürzlich bei dem Massaker dabei.«
Noch immer lächelnd umfaßte Grunt die linke Hand mit der rechten und schüttelte sie. Bei einigen Stämmen galt diese Geste als Freundschaftszeichen.
»Kodakiciyapi«, sagte Grunt. »Hou, Koda. Hou, Mitakoda.« Er hatte dem anderen Frieden und Freundschaft gewünscht und ihn als Freund angesprochen, und zwar in der Sprache der Staubfüße. Anschließend wiederholte er diese Botschaft mehr oder weniger wörtlich im Kaiila-Dialekt.
Wortlos starrte der Mann uns an.
Ich wußte nicht recht, ob es klug war, den Mann in der Sprache der Kaiila anzureden, denn die Flieher und die Kaiila sind Erzfeinde. Andererseits deuten die Ähnlichkeiten zwischen den Stammessprachen auf gemeinsame Wurzeln hin.
»Wopeton«, fuhr Grunt fort und deutete auf mich. »Wopeton«, wiederholte er und wies auf sich selbst. Bei den Staubfüßen und bei den
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