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GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor

GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor

Titel: GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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ein anderer Zuschauer.
    »Auch wenn ich Hunger leide und in Lumpen gekleidet gehe, in kaum mehr als schäbigen Fetzen«, sagte Brigella zu Boots Tarskstück, der in der Rolle des schnaufenden, lüsternen Kaufmanns neben ihr auf der Bühne stand, »so wisse, Bürger, daß ich, Phoebe, eine freie Frau bin!«
    Diese Verkündung rief beim Publikum wie erwartet schallendes Gelächter hervor.
    »Nimm ihr den Schal um den Hals ab!« brüllte ein Mann. »Wir wollen sehen, ob sich da nicht doch ein Eisenkragen darunter findet!« Wie bereits erwähnt sind auf Gor die meisten Schauspielerinnen Sklavinnen. Wenn ein Mädchen auf der Bühne steht, wird ihr Brandmal selbst dann nicht verhüllt, wenn sie nackt ist. Wenn sie die Rolle der ›freien Frau‹ spielt, wird davon ausgegangen, daß das Publikum das Brandmal eben übersieht. Wird besonders viel Aufhebens über die Freiheit der Frau der Bühne gemacht, was in vielen Dramen und Farcen nicht ungewöhnlich ist, verdeckt man das Brandmal gelegentlich mit kleinen runden Pflastern, ein stillschweigend anerkannter goreanischer Theaterbrauch.
    Es gibt viele solcher Bräuche. Das Tragen eines Tarnstachels in Verbindung mit einem bestimmten Herumgehopse auf der Bühne symbolisiert einen Tarnritt; benutzt man einen Kaiilastachel, reitet man auf einem Kaiila; ein Ast auf der Bühne ist ein Wald, ein paar Steine eine Stadt. Steht der Held auf einer Kiste oder einem kleinen Tisch, wird damit dargestellt, daß er von einem Berggipfel oder den Zinnen der Stadtmauer hinunterschaut; ein bißchen Konfetti ist ein Schneesturm, der Gang über die Bühne eine lange Reise von tausend Pasang; ein paar gekreuzte Stangen mit einem daranhängenden Stück Seidenstoff deutet auf einen Thronsaal oder das Zelt eines Generals hin. Die hinter dem General hergetragene Flagge ist ein Hinweis, daß ihm tausend Mann folgen; ein schwarzer Umhang bedeutet, daß die Figur unsichtbar ist, und dergleichen mehr.
    »Bist du wirklich frei?« fragte Boots Tarskstück seine Brigella mit übertriebener Ungläubigkeit.
    »Ja!« rief sie und hielt sich den Rocksaum vors Gesicht, um ihn als Schleier zu benutzen. Es gab erneut Gelächter, das zweifellos nicht allein von der Absurdität der Situation hervorgerufen wurde, sondern auch von der Widersinnigkeit, daß eine so eindeutige Sklavin wie die Brigella derartiges behauptete.
    Boots stapfte über die Bühne, als wolle er eine günstigere Stellung einnehmen.
    »Tal, Kaufmann«, sagte sie.
    »Tal, Lady Phoebe«, sagte er.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte sie.
    »Ich würde sagen, alles ist in Ordnung«, erwiderte er.
    »Hast du noch nie zuvor eine freie Frau gesehen?« fragte sie.
    »Diese Farce ist eine Beleidigung für alle freien Frauen!« rief die Schriftgelehrte im Publikum.
    »Hast du noch nie zuvor eine freie Frau gesehen?« wiederholte Brigella, die heute einmal in eine andere Rolle geschlüpft war, ihren Satz.
    »Für gewöhnlich sehe ich nicht soviel von ihnen«, gab Boots zu.
    »Ich verstehe«, sagte Brigella.
    »Nicht annähernd soviel«, sagte Boots.
    »Das ist beleidigend!« rief die freie Frau.
    »Aber ich nehme an, ich sehe mehr von dir als die meisten«, sagte Boots.
    »Das ist beleidigend!« rief die freie Frau.
    »Bist du entsetzt, daß ich dich auf so unschickliche Weise empfange?« wollte Brigella wissen.
    »Ich wäre erfreut, hättest du die Absicht, mich zu empfangen, ob nun schicklich oder unschicklich.«
    »Welche Lady könnte sich anders verhalten?«
    »In der Tat!« rief Boots begeistert.
    »Ich spreche natürlich davon, daß ich mich dafür entschuldigen will, mich so hastig zu verschleiern, mußte ich doch auf die Dinge zurückgreifen, die gerade bei der Hand waren.«
    »Ich will dich nicht tadeln«, versicherte Boots ihr.
    »Dann denkst du nicht schlecht von mir?«
    »Nein, ich bewundere dich! Ich bewundere dich!« sagte er und bewunderte sie.
    »Und so zeigen wir freien Frauen den Männern unsere Sittsamkeit«, verkündete Brigella.
    »Und das ist eine wirklich schöne Sittsamkeit«, bestätigte Boots voller Bewunderung.
    »Oh!« rief Brigella plötzlich aus, als sei sie peinlich berührt, ging in die Hocke und zog den Rocksaum bis zu den Knöcheln.
    »Ich dachte, du seist eine freie Frau«, sagte Boots.
    »Das bin ich auch!« rief Brigella.
    »Und dann präsentierst du dich einem fremden Mann mit entblößtem Gesicht?«
    »Oh!« stieß sie entsetzt hervor, sprang wieder auf, riß den Rock hoch und benutzte ihn erneut, um die

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