GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
Gesichtszüge zu verbergen.
»Ah!« rief Boots anerkennend.
»Oh!« rief sie gequält und zog entsetzt den Rock nach unten.
»Ein nacktes Gesicht!« rief Boots empört.
Der Rock flog in die Höhe.
»Ah!« rief Boots.
Der Rock sauste nach unten.
»Ein nacktes Gesicht!« sagte Boots tadelnd.
»Was soll ein armes Mädchen nur tun?« rief Brigella.
Der Rocksaum, den sie in den kleinen Händen hielt, während sie vor Not und Verzweiflung jammerte, fuhr in die Höhe und wieder hinunter, bis sie ihn zwischen Brust und Hals hielt. Auf diese Weise verhüllte er zum Vergnügen der meisten Zuschauer weder ihre ›Sittsamkeit‹ noch ihr Gesicht.
Um den Sinn der Szene zu verstehen, muß man wissen, daß in der goreanischen Gesellschaft die öffentliche Zurschaustellung des Gesichts einer freien Frau – vor allem einer hochgestellten Persönlichkeit – als ernstes Vergehen betrachtet wird. In manchen Städten muß eine unverschleierte freie Frau damit rechnen, von den Ordnungshütern in Gewahrsam genommen zu werden. Dort erhält sie einen Schleier, falls nötig mit Gewalt, und wird dann in aller Öffentlichkeit zu ihrem Haus zurückgebracht. In einigen Städten schreibt der Brauch sogar vor, daß sie bis auf den Gesichtsschleier nackt gehen muß. In solchen Fällen folgt ihr für gewöhnlich eine Menschenmenge, die sehen will, zu welchem Haus sie zurückgebracht wird. Bei mehreren Verstößen dieser Art macht man die Übeltäterin normalerweise zur Sklavin. Natürlich werden derartig drastische Maßnahmen nur selten gebraucht, um solche allgemeingültigen Sitten aufrechtzuerhalten.
Gesellschaftlicher Druck trägt ebenfalls zur Aufrechterhaltung dieser Sitten bei. So kann es unverschleierten Frauen zum Beispiel widerfahren, daß sich auf dem Markt andere Frauen mit Gesten des Abscheus von ihr abwenden. Es kann ihr widerfahren, daß eine freie Frau sie nicht bedient, bevor sie niederkniet. Es wäre nicht ungewöhnlich, daß sie an einem bevölkerten Ort hämisch geflüsterte Bemerkungen wie »Schamlose Schlampe« oder »Schamlos wie eine Sklavin« oder »Legt ihr einen Kragen an!« zu hören bekommt. Und sollte sie dann versuchen, die Spötter zur Rede zu stellen, kann sie davon ausgehen, daß man ihr derartige Dinge offen ins Gesicht sagt.
Sklavinnen ist das Tragen eines Schleiers verboten. Ihre Gesichter bleiben unverhüllt und dem Blick der Öffentlichkeit ausgesetzt. So können Männer sie immer ansehen, wenn sie Lust dazu haben.
»Was soll ich tun?« wandte sich die wunderschöne Brigella dem Publikum zu, den Rocksaum in Höhe des Halses haltend. Ihre schön geschwungenen Lippen waren geschürzt. Scheinbar stand sie kurz davor, in Tränen auszubrechen. Wie verzweifelt sie war, wie entsetzt über ihre aussichtslose Lage.
»Knie nieder!« rief ein Mann.
»Zieh dich ganz aus!« rief ein anderer.
»Sklavin!« sagte die Schriftgelehrte kalt und gebieterisch, und es war eindeutig, daß sie Brigella ansprach.
»Herrin!« erwiderte das Mädchen sofort ängstlich, vergaß seine Rolle und kniete nieder. Eine freie Frau hatte sie angesprochen.
»Den Kopf auf die Bretter!« fauchte die Schriftgelehrte.
Das Mädchen gehorchte augenblicklich. Sie zitterte in dem Wissen, daß sie freien Menschen völlig ausgeliefert war.
»Bist du der Besitzer dieser Sklavin?« wandte sich die Frau an Boots Tarskstück.
»Ja, Lady«, antwortete er.
»Dann laß sie auspeitschen.«
»Ein möglicherweise ausgezeichneter Vorschlag«, sagte der Theaterdirektor. »Aber gibt es einen bestimmten Grund?«
»Mir gefällt ihre Schauspielkunst nicht«, erklärte die Schriftgelehrte.
»Es ist schwierig, es allen recht zu machen«, gab Boots zu. »Aber ich versichere dir, sollte ich, ihr Herr, mit ihrer Darstellung nicht zufrieden sein, werde ich sie höchstpersönlich binden und dafür sorgen, daß sie ordentlich ausgepeitscht wird.«
»Ich finde ihre Rolle widerlich«, sagte die Frau.
»Ja, Lady.«
»Und ich halte sie für eine Beleidigung aller freien Frauen!«
»Ja, Lady.«
»Wir wollen den Rest der Vorstellung sehen«, sagte ein Mann.
»Also peitsche sie!« verlangte die freie Frau.
»Ich sehe dafür aber keinen Grund«, sagte Boots. »Sie tut genau das, was sie tun soll. Sie ist gehorsam. Wäre sie ungehorsam, wäre das etwas anderes, aber so …«
»Du sollst sie auspeitschen!« verlangte die Frau.
»Soll ich das tun?« wandte sich Boots ans Publikum.
»Nein!« rief ein Mann.
»Macht weiter«, rief ein anderer.
»Hast du eine
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