GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
Moment zu mir standen.
Andererseits war es durchaus möglich, daß dieser Belnar, Flaminius und Lady Yanina für die Kurii arbeiteten.
»Dienst du den Priesterkönigen?« fragte ich Lady Yanina.
»Ich verstehe nicht«, antwortete sie.
»Dienst du den Bestien?«
»Ich verstehe nicht.«
»In wessen Diensten stehst du?« fragte ich.
»Ich arbeite für Belnar, meinen Ubar, den Ubar von Brundisium.«
»Aus welchem Grund sollte dieser Belnar, der mir unbekannt ist und der angeblich der Ubar von Brundisium ist – einer Stadt, mit der ich nie etwas zu schaffen hatte –, ein solches Interesse an meiner Person haben? Warum sollte er mir einen Attentäter schicken oder mich gefangennehmen?«
»Das weiß ich nicht«, sagte sie.
Ich lächelte.
»Ich weiß es nicht!« wiederholte sie.
Es konnte natürlich durchaus möglich sein, daß sie trotz ihrer Schönheit nur eine Nebenfigur in einem komplizierten Spiel darstellte, das weit über ihren Horizont ging. Vielleicht wußte sie letztlich nicht einmal, ob sie den Priesterkönigen oder den Kurii diente. Ein interessanter Gedanke.
»Ich werde jetzt gehen«, verkündete ich.
»Nein!« schrie sie.
»Und ich schlage vor, daß du bleibst, wo du bist, und auf Flaminius wartest.«
Sie zerrte in hilfloser Wut an ihren Ketten.
»Er wird bald da sein«, versicherte ich ihr.
»Laß die Tasche da«, flehte sie mich an.
»Nein.«
Sie riß noch einmal an den Ketten, dann sah sie auf. »Warte!« sagte sie.
»Ja?«
»Was werden sie mit mir anstellen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Belnar wird nicht erfreut sein«, sagte sie. »In Brundisium werden Fehler streng bestraft. Zumindest wird man mich beträchtlich im Rang hinunterstufen. Man wird mir das Tragen von Schuhen verbieten. Man wird mir meine hübschen Gewänder nehmen. Ich werde nur noch einfache Tuniken tragen dürfen, deren Säume so kurz sind, daß Männer meine Waden sehen können. Vielleicht zwingt man mich sogar dazu, in der Öffentlichkeit ohne Schleier zu gehen. Vielleicht werde ich sogar aus dem Palast verbannt. Oder man legt mir den Sklavenkragen an.«
Ich fragte mich, ob sie tatsächlich dem Hof angehörte. Dann war es möglich, daß dieser Belnar ein Mitglied der Regierung Brundisiums war, ein Beamter oder Minister. Es erschien mir sehr unwahrscheinlich, daß er der Ubar sein sollte. Eine so wichtige Person würde sich kaum für einen Kapitän aus Port Kar interessieren. Es sei denn, er arbeitete als Ubar für die Priesterkönige oder die Kurii. In einer so herausragenden Stellung stünde er allerdings eher in Diensten der Kurii. Die Priesterkönige machten nur selten prominente, auffällige Männer zu ihren Agenten. Samos hatte in ihren Diensten gestanden, bevor er der erste Kapitän des Kapitänrates wurde.
»Wie ich sehe, wirst du viel zum Nachdenken haben, während du auf Flaminius' Ankunft wartest.«
»Flaminius!« lachte Yanina bitter. »Der gute Flaminius! Ich kann dir versichern, daß er nur wenige Tränen über meine Lage vergießen wird.«
»Den Eindruck hatte ich auch.«
»Er wird meinen Sturz äußerst amüsant finden und ihn genießen«, sagte sie.
»Sollte man dich zur Strafe zur Sklavin machen, kannst du ja versuchen, eines seiner Mädchen zu werden.«
»O ja«, erwiderte sie bitter. »Warte! Warte!«
Aber da hatte ich Ragnars Gasthaus schon verlassen und war unterwegs zum Lager.
6
»Widerwärtig! Widerwärtig!« rief die freie Frau im Publikum, die das Gewand der Schriftgelehrten mitsamt Schleier trug. »Zieh den Rock herunter, du Sklavin, du schamlose Dirne!«
»Bitte, entferne dich, edler Kaufmann, denn du triffst mich unvorbereitet an, und es ist notwendig, daß ich etwas Verhüllendes finde, wäre doch sonst mein Körper entblößt!« rief das Mädchen auf der Bühne, Boots Tarskstücks derzeitige Brigella. Ich hatte sie ein paar Tage zuvor in Port Kar gesehen.
»Zieh den Rock herunter, Schlampe!« rief die freie Frau im Publikum.
»Sei still«, sagte ein freier Mann zu ihr. »Es ist doch nur ein Theaterstück.«
»Sei doch selbst still!« entgegnete sie ihm wütend.
»Wärst du eine Sklavin, würdest du teuer für deine Impertinenz bezahlen«, knurrte er.
»Ich bin aber keine Sklavin«, entgegnete sie.
»Offensichtlich.«
»Und ich werde niemals eine Sklavin sein.«
»Sei dir da mal nicht zu sicher, Frau«, sagte der Mann.
»Bestie.«
»Ich frage mich, ob du angekettet im Zelt etwas taugen würdest.«
»Du Ungeheuer!«
»Wir wollen das Stück sehen«, meinte
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