GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor
richtigen Antwort.
»Nun, jetzt, da ich darüber nachdenke, muß ich sagen, daß dein Akzent nicht sonderlich überzeugend klingt. Vielleicht bist du der Stadt lange Zeit ferngeblieben.« Die Bewohner Ars haben gewöhnlich einen weichen, flüssigen Akzent. Ich halte ihn für einen der schönsten Akzente von ganz Gor.
»Was ist, sollte ich zufällig doch nicht aus Ar stammen?« fragte ich und blickte mich um. Der nächste Wächter stand nicht weit entfernt. Ich fragte mich, wie lange es dauern würde, sich des Bandes zu entledigen und in der nächsten Seitenstraße zu verschwinden, nach Möglichkeit ohne Kampf.
»Deine Frage ist sicher rein akademisch, oder?« fragte der Mann.
Ich griff nach dem Band.
»Nein«, lachte er und streckte die Hand aus. »Bleib stehen. Ich weiß, daß du kein Bürger bist, das konnte ich deutlich an deiner Sprache hören. Ich wollte dich nur aufziehen.« Vermutlich hätte er seinen Humor weitaus weniger witzig gefunden, hätte er gesehen, daß Hurtha mit seiner Axt hinter ihm stand. Der Alar senkte die Waffe. »Heute können alle zum Regenten, ob sie in Ar wohnen oder nicht. Sie müssen nur einen Platz am Seil bekommen. Das gehört alles zur Bedeutung des Tages; er soll die Großzügigkeit Ars zum Ausdruck bringen.«
»Eben hat mir ein Kerl gesagt, daß nur Bürger Zugang zum Seil hätten.«
Der Bürger lächelte. »Nein, das stimmt nicht. Er wollte nur deinen Platz einnehmen.«
»Ist das wahr?« fragte ich meinen Hintermann.
»Das will ich doch hoffen«, erwiderte er. »Ich komme aus Venna.«
»Es stimmt«, sagte der Mann hinter ihm.
»Weitergehen!« befahl der Taurentianer. Sein Blick fiel auf Hurtha. »Du da! Verschwinde vom Seil.«
Diejenigen, die leer ausgegangen waren, mußten sich zurückziehen. Plötzlich drängelte sich hinter mir ein Mann ans Seil. Er besaß ein Band.
»Woher kommst du denn?« fragte der Mann aus Venna. »Die Bänder waren doch alle weg.«
»Ein paar Stück bleiben immer bis zuletzt übrig«, erwiderte der Neuankömmling.
»Und wie sieht es am Seilende aus?«
»Blutig. Aber die Wächter sorgen schon für Ruhe.«
Ich fragte: »Wie bist du an das Band gekommen?« Ich hatte meines von Hurtha bekommen, und der hatte es sozusagen als Spende von einem Mann erhalten, der zur Zeit nicht dazu in der Lage war, es zu benutzen. Ich fragte mich, ob der Regent wußte, welches Getümmel die Ausgabe der Bänder auslöste. Sicher, alle jene, die früh genug dagewesen waren, hatten sie sich vermutlich auf anständige Weise verschafft. Es war unser dritter Tag in Ar, und Hurtha hatte wie immer nicht aufstehen wollen. Gestern hatten wir viel Zeit damit verbracht, uns die Stadt anzusehen. Wo Boabissia steckte, wußte ich nicht. Sie war irgendwo in der Stadt unterwegs.
»Die Wächter haben ein paar Stück zurückbehalten«, erklärte der Mann. »Ich habe einen Silbertarsk bezahlt.«
»Ich verstehe.«
»Weitergehen!« befahl ein Taurentianer.
»Heil, Gnieus Lelius!« rief ein Mann aus. Der Thron auf dem Podest war in Sicht gekommen. Der Regent trug nicht den Purpurmantel des Ubars, sondern einen braunen Umhang von der Art, wie sie Verwaltungsbeamte, Staatsmänner und Diener des Volkes oft trugen. Ich fragte mich, ob er von dem Geschäft mit den Bändern wußte. Vermutlich gab es auch Bürger, die sie weiterverkauften, nachdem sie sie bei der öffentlichen Ausgabe erhalten hatten.
»Weitergehen!« befahl ein Taurentianer.
Ich griff nach Dietrich von Tarnburgs Briefen. Meine Hand war schweißfeucht.
Der Bittsteller, der gerade an der Reihe war, erhielt zehn Goldstücke. Das war eine beträchtliche Summe. Aus der Menge ertönten begeisterte Rufe. »Heil, Gnieus Lelius! Heil!« Soweit ich mitbekommen hatten, bekamen die meisten Audienzbesucher jedoch höchstens ein freundliches Wort vom Regenten oder die mit gebührendem Ernst vorgetragene Versicherung, daß man ihr Gesuch sorgfältig prüfen werde. Um der Gerechtigkeit willen muß jedoch erwähnt werden, daß einige vom Regenten eine Handvoll Kupfermünzen erhielten. Er griff lächelnd in die bis zum Überquellen gefüllte Münzkrüge und ließ das Geld in die ausgestreckten Hände der dankbaren Empfänger regnen. Er war von Taurentianern und einigen Schriftgelehrten umgeben. Notizen und Namen wurden niedergeschrieben. Zweifellos eine Aufstellung der Gesuche und Beschwerden, die vorgebracht wurden. Es waren recht wenige Leibwächter vertreten. Ein deutliches Zeichen für die Beliebtheit des Regenten.
»Ja,
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