GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
hinter mir.
»Aus Argentum.« sagte ich.
»Wehe uns«, sagte das Mädchen vor mir, »das sind brutale Kriminelle, Mörder, Strolche, Räuber, gefährliche Männer, die Zwangsarbeit verrichten müssen. Wir haben Glück, wenn wir nicht umgebracht werden!«
»Die Wachen müssen uns beschützen.« sagte das dritte Mädchen.
»Aber wie kommen wir in die Unterkunft?« weinte das zweite Mädchen.
»Wenn du länger Sklavin wärst, würdest du die Antwort kennen.« sagte das dritte Mädchen.
Das zweite Mädchen stöhnte auf. Sie war naiv. Sie hatte ihr Brandzeichen noch nicht lange. Wir waren weibliche Arbeitssklaven. Die werden innerhalb der Ketten zum Wassertransport benutzt. Und auch andere Verwendungs möglichkeiten kamen für sie, wie man sich denken kann, in Frage.
»Ich habe Angst.« sagte das zweite Mädchen.
»Seht!« rief ein Mann, an dem wir gerade vorbeiliefen. »Sie! Sie ist es, ich bin sicher!«
»Ja!« rief ein anderer. »Du hast recht! Ich erkenne sie auch!«
Ich schauderte.
»Nicht alle diese Männer sind Verbrecher.« sagte ich zum zweiten Mädchen.
»Wie kann das sein?« fragte das Mädchen hinter mir.
»Manche sind ehrenwerte Männer«, sagte ich, »die gefangen und zur Arbeit gezwungen wurden.«
»So etwas gibt es doch nicht.« sagte das Mädchen vor mir.
»Du irrst dich.« sagte ich zu ihr.
»Das gibt es durchaus«, sagte das Mädchen hinter mir, »manchmal werden Ködermädchen dafür benutzt.« Dann sagte sie: »Vielleicht weiß Tuka etwas darüber.«
Ich blieb still.
»Du bist sehr hübsch, Tuka.« bemerkte das Mädchen hinter mir.
Ich antwortete nicht.
»Wahrscheinlich hübsch genug für ein Ködermädchen.« setzte sie hinzu.
Ich sagte nichts.
»Ich würde kein Ködermädchen sein wollen, das in die Hände ihrer Opfer fällt.« bemerkte sie. »Sie könnten es in Stücke reißen.«
Ich schauderte.
»Was ist los, Tuka?« fragte sie.
»Nichts.«
»Ich denke, diese Männer hier draußen haben außer dem Graben, der Arbeit und der Peitsche wenig, wofür sich zu leben lohnt«, bemerkte sie, »außer vielleicht ihrer Rache.«
Ich zitterte in den Ketten.
»Hab keine Angst, Tuka«, sagte sie, »du hast nichts zu befürchten, denn du warst ja nie ein Ködermädchen.«
Hinter dem Zaun konnte ich in der Ferne die Mauern einer Stadt sehen. Mir war gesagt worden, dass das Venna sei. Das Mädchen, das jetzt das Erste an der Kette war, hatte das gesagt. Sie hatte sie einmal vor langer Zeit, als sie eine reiche, verwöhnte und schöne freie Frau gewesen war, in der Robe der Verhüllung von ihrer Sänfte aus gesehen. Dann war sie in die Hände von Sklavenhändlern gefallen. Danach war sie nicht länger reich und verwöhnt und trug auch keine verzierte Verhüllungsrobe mehr. Sie trug nun die gleiche ärmellose, kurze, enge Arbeitstunika wie wir. Aber dafür war sie jetzt zweifellos viel aufreizender und schöner als sie es je als freie Frau gewesen war. Das lag natürlich nicht nur am Brandzeichen und Kragen, so wichtig diese Dinge dafür auch waren, sondern an der Ausstrahlung der Veränderung ihrer Weiblichkeit, die in der Sklaverei aufblühen konnte, weil sie nun ihren Platz in der natürlichen Ordnung einnahm.
»Herr«, rief ich die Wache an, »Herr, darf ich sprechen?«
»Was willst du?« fragte der Mann, der neben mir lief und seine Peitsche aufwickelte.
»Ist das Venna?« fragte ich.
»Ja.«
Ich war verwirrt.
»Ich bin an eine Kette des Ionicus verkauft worden.« sagte ich.
»Ja?«
Als ich vor Tagen außerhalb Argentums gehört hatte, dass ich an eine Kette des Ionicus verkauft worden war, war ich vor Angst beinahe zusammengebrochen.
»Welche Kette, ihr Herren?« hatte ich gebettelt. »Welche Kette? Bitte, ihr Herren, welche Kette?«
Aber meine Fragen hatten mir nur Schläge eingebracht. Erst als sie mich zusammen mit vier anderen Mädchen in ein Transportnetz verluden, das unter einen Tarn gehängt wurde, jede in einen hohen, engen Ledersack gesperrt, der den Kopf freiließ und unter dem Kinn zusammengeschnürt war, erst da fand ich heraus, was mein Schicksal sein sollte.
»Wohin werden wir gebracht, Herr?« hatte ich den Mann gefragt, der den führenden Tarn flog.
»Zum Umladehafen von Aristodemus«, hatte er geantwortet, »außerhalb der Verteidigungsanlagen von Venna.«
»Ich danke dir, Herr.« hatte ich freudig erregt gerufen.
Venna ist eine kleine, schöne Stadt, ein Ferienort nördlich von Ar an der Viktel Aria. Sie ist für ihre Tharlarionrennen bekannt.
Weitere Kostenlose Bücher