GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
zu werden. Er ist ganz anders als in Brundisium.«
»Ja«, stimmte ich ihr bei, »wenn das zutrifft, was du sagst.«
»Ich habe ihn geliebt in Brundisium«, redete sie weiter, »aber ich wusste nicht, wie weit wir uns seitdem voneinander entfernt haben.«
»Wir sind Sklavinnen.« sagte ich. »Wir können gekauft und verkauft und genommen werden, wenn der Herr das so will. Unsere Bestimmung muss nicht mit unserem eigenen Willen übereinstimmen. Unsere Begierden und unsere Gefühle zählen nicht.«
»Dann merkte ich, dass er in der Schwarzen Kette war.« fuhr sie fort. »Was für ein Schmerz mir sein Schicksal bereitete! Ja, und wie klopfte mein Herz, ihn so nah zu wissen! Er war so nah und doch so weit entfernt! Ich liebe ihn so. Aber ich kann nicht mehr tun, als ihm Wasser zu bringen. Ich kann nicht mehr tun, als seine Füße ohne Erlaubnis der Wachen zu küssen. Wenn ich mich in seine Arme werfen würde, könnte er ausgepeitscht oder erschlagen werden. Außerdem hat er sich sehr verändert. Er ist jetzt ein verbitterter Mann, der so sehr vom Wunsch nach Rache erfüllt ist, der so sehr nach dem Blut des Mädchens dürstet, dass ihn betrogen hat, dass er keine Zeit hat, sich um andere zu kümmern, schon gar nicht um jemand, die liebend gern für ihn sterben würde.«
Ich sah sie an.
»Ja«, bekräftigte sie, »er ist mein Liebesherr.«
»Weiß er es?«
»Nein.«
»Wenn die Wache nicht hinsieht«, sagte ich, »musst du es ihm sagen. Wirf dich vor ihm auf den Bauch, wo wir vor solchen Männern hingehören. Lecke und küsse seine Füße, mit Tränen in den Augen. Gestehe ihm, dass er in deinem Herzen dein Liebesherr ist. Er kann dich dafür höchstens mit den Füßen treten.«
Tränen traten ihr in die Augen.
»Tu es.« drängte ich.
»Nein.« flüsterte sie. »Er ist jetzt in Ketten. Er kann mich jetzt nicht besitzen. Er ist jetzt nicht frei. Es ist nicht so, dass er, wenn er es denn wollte, mich in die Arme nehmen und mich nehmen könnte, um Anspruch auf mich zu erheben. Er ist Gefangener der Schwarzen Kette. Er könnte es sogar für einen Trick der Wachen halten und mir mit seinem Fuß vor Wut den Hals brechen. Vielleicht würde er das Ganze als eine Beleidigung oder einen üblen Scherz betrachten.«
»Wenn ich du wäre, würde ich es trotzdem tun.« sagte ich.
»Du bist eben keine Goreanerin.«
»Ich würde alles für einen Liebesherrn riskieren.«
»Du weinst ja.« sagte sie.
»Nein.« bestritt ich, »Nein.«
»Du hast doch einen Liebesherrn.« sagte sie.
»Nein.« schluchzte ich. »Nein! Nein!«
Ich dachte an Teibar, der mich vor langer Zeit zur Sklavin gemacht hatte. Ich hatte ihn nie vergessen.
»Wie erbärmlich wir doch sind, wie hilflos, nichts als Sklavinnen!« weinte Tupita.
»Möchtest du etwas anderes sein?«
Sie sah mich erschrocken an.
»Nein«, sagte sie, »du etwa?«
»Nein, ich auch nicht.«
»Es wird dunkel«, stellte Tupita unter Tränen lächelnd fest, »wir sollten unseren Haferbrei nicht verpassen.«
Aber ich blieb still auf dem Hügel stehen und sah ins Tal hinunter. Ich war barfuss. An meinen Knöcheln waren Eisenringe. Sie waren durch eine Kette miteinander verbunden, die halb mit Sand bedeckt war. An meinen Handgelenken waren zusammengeschmiedete Reifen. Auch sie verband eine Kette. Ich trug die Reste einer Arbeitstunika, hatte eine Metalltasse an einer Schnur um den Hals hängen und trug den Wassersack an seinem Riemen über der Schulter. Er war halbvoll. Ich konnte spüren, wie sich das Wasser darin bewegte und gegen meinen Rücken schwappte. Ich sah zum Himmel mit seinen drei Monden.
»Du bist eine sehr schöne und begehrenswerte Sklavin, Tuka.« sagte Tupita.
Ich antwortete nicht.
»Wenn du weniger schön und begehrenswert sein würdest«, fuhr sie fort, »wärst du vielleicht nicht auf diese Welt gebracht worden.«
»Vielleicht.« entgegnete ich.
»Wünschst du dir manchmal, weniger schön und begehrenswert zu sein?«
»Nein.«
»Es wird spät.« forderte sie mich auf. »Lass uns zum Tank und dann zu unserem Gehege zurückgehen.«
»Ja.« stimmte ich zu.
»Vielleicht solltest du deine Tunika schließen.« sagte sie.
»Nein«, lehnte ich ab, »die Männer sollen mich ruhig sehen.«
»Du bist eine Sklavin.«
»Ja.«
»Sind alle Frauen deiner Welt Sklavinnen?«
»Ich weiß nicht.« sagte ich.
Sie öffnete ihre eigene Tunika.
»Ich sehe, dass du auch eine Sklavin bist.« sagte ich.
»Ja.«
»Aber du bist Goreanerin.«
»Ich bin eine Frau.«
»Wir
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