GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
daß sie zu spät kommen, nicht wahr?«
»Auch das ist möglich.«
»Die Sicherheit der Stadt liegt in deinen Händen, Kommandant«, sagte der junge Mann. »Du bist für die Sicherheit der Bürger verantwortlich. Ich finde, angesichts der jüngsten Ereignisse solltest du über eine Alternative nachdenken.«
»Wer sollte es tun?« fragte Aemilianus.
Ich verstand nicht, wovon sie sprachen.
»Ich werde es tun!« sagte der junge Mann.
»Nein!« rief ein älterer Mann. »Wir wollen eher bis zum letzten Mann sterben, bevor wir zu einer derartigen Handlung Zuflucht suchen!«
»Man würde uns auslachen!« meinte ein anderer.
»Ihr seid damals nicht auf dem Fluß gewesen«, sagte Aemilianus.
»Mit deiner Erlaubnis, Kommandant?« fragte der junge Mann.
»Geh«, sagte Aemilianus resigniert.
»Nein!« rief der Ältere, aber der junge Mann hatte sich bereits abgewandt und verließ den Raum.
»Er wird es niemals aus der Stadt schaffen«, sagte der Ältere.
»Er wird bei Sonnenuntergang tot sein«, meinte ein anderer Mann.
»Hört. Die Fanfaren!«
»Der Morgenangriff hat begonnen!«
Aemilianus erhob sich unsicher auf die Füße. »Meine Herren«, sagte er, »laßt uns auf unsere Posten gehen.« Dann blickte er müde auf mich herunter. »Wie ich hörte, bist an der Mauer beinahe aufgehängt worden.«
Ich sah zu ihm hoch, so gut ich konnte, sagte aber kein Wort.
»Vielleicht ist es ganz gut, daß das nicht geschehen ist. Aufhängen ist ein zu schneller Tod für einen Spion.«
Ich kämpfte vergeblich gegen die Männer an.
»Bringt ihn zu der anderen Spionin«, befahl Aemilianus.
12
Das Seil um meinen Hals wurde entfernt.
Ich stand vor einer offenen Eisentür.
»Entfernt seine Fesseln«, befahl ein Offizier.
Man nahm mir die Hand- und Fußschellen ab. Zwei Armbrüste zielten auf mich. Jede verdächtige oder plötzliche Bewegung endete garantiert damit, daß sich zwei spitze Eisenbolzen in meinen Körper bohrten.
Man stieß mich durch die Tür. Sie krachte hinter mir ins Schloß. Ein schwerer Riegel wurde vorgeschoben.
Ich stand in einer Zelle, deren aus großen flachen Steinen bestehender Boden mit Stroh bedeckt war. In den Ecken lag weiteres Stroh. Der Raum maß etwa sechs Quadratmeter. Aus einem Fenster hoch oben in der Wand drang Licht herein. Das Fenster war vergittert. Die Gitterstäbe schienen ungefähr fünf Zentimeter dick zu sein; die Lücke dazwischen hatte die gleiche Abmessung.
Ich trat zur Tür. Sie war stabil, ihre Angeln befanden sich auf der anderen Seite. In ihrer Mitte war ein rechteckiges Guckloch, das nur von außen geöffnet werden konnte. Durch den schmalen Schlitz im unteren Teil der Tür, der zur Zeit ebenfalls verschlossen war, konnte man eine Tasse Wasser oder etwas zu essen hereinschieben. Ich sah mich genau um. Ich überprüfte den Boden und die Wände. Es war eine sehr stabile Zelle. Es war die Art von Zelle, in der Gefangene zu ihrer Bestürzung bald erkennen müssen, daß eine Flucht unmöglich ist, daß sie vollkommen hilflos sind.
Erst dann wandte ich mich der Gefangenen zu.
Sie wich zur Wand zurück. Sie kniete am Boden, im Stroh, nackt und verängstigt, die Knie eng aneinandergepreßt. Als man mich in die Zelle gebracht hatte, war sie zusammengezuckt und hatte protestierend aufgeschrien. Dann hatte sie sich Stroh über Oberschenkel und Schoß geschoben und sich zusammengekrümmt, um ihre Blößen zu bedecken. Jetzt starrte sie mich mit einem wilden Blick an.
»Warum haben sie dies nur getan?« fragte sie.
»Was denn?« fragte ich.
»Dich zu mir gesperrt?«
»Ich weiß nicht.«
Sie krümmte sich noch mehr zusammen.
»Bist du ein Ehrenmann?« fragte sie dann.
»Nein.«
Sie stöhnte. »Sie müssen mich sehr hassen«, weinte sie. »Das haben sie absichtlich getan! Reicht es denn nicht, daß sie mir die Kleidung weggenommen und mich hier eingesperrt haben?«
»Du bist eine Spionin«, sagte ich.
»Dann mußt du auch ein Spion sein, wenn sie dich zu mir gesperrt haben!« rief sie.
»Zumindest glauben sie das«, erwiderte ich gereizt.
»Mich haben sie erwischt!« rief sie. »Was werden sie mit mir anstellen?«
»Bist du eine freie Frau?« fragte ich.
»Ja«, sagte sie. »Natürlich!«
»Dann wird es bestimmt nicht angenehm!«
Sie stöhnte auf.
Ich blickte zum Fenster hoch. In dem Raum gab es keinerlei Hilfsmittel, um dort hinauf zu gelangen, nicht einmal um hinauszusehen.
»Sie geben mir nicht einmal genug zu essen, damit ich überleben kann!« rief sie
Weitere Kostenlose Bücher