GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor
Frau.
*
Der Mann steckte schon bis zur Taille im Sand. Es ist keine Seltenheit, zufällig auf diese Art Sand zu stoßen. Ohne es zu ahnen steht man unvermittelt mitten drin. Statt das Gewicht der betreffenden Person zu tragen, gibt der Untergrund unvermutet mehrere Zentimeter nach und scheint plötzlich nach ihren Knöcheln zu greifen. Dann beginnt die Schwerkraft ihr langsames Werk.
Für gewöhnlich ist Treibsand nicht besonders gefährlich; normalerweise kann man sich umdrehen und zurückweichen, bis man festeren Boden oder den Rand des Tümpels erreicht. Manchmal ist er auch nicht tiefer als einen oder anderthalb Meter. An einigen Stellen ist er allerdings extrem gefährlich. Wenn man schon mehrere Schritte hineingelaufen ist, bevor es einem auffällt, kann man steckenbleiben, falls der Sand tiefer als das Opfer ist. Lebensgefährlich sind Stellen, die von der Natur selbst getarnt werden, wo der obenliegende Sand von einer Oberflächenspannung gehalten wird und scheinbar an normalen sandigen Boden angrenzt, oder die von Algen oder Sumpfgewächsen bedeckt werden. Diese Stellen unterscheiden sich in ihrer Dichte; in einigen sinkt man relativ schnell, in anderen, in denen der Sand größere Dichte aufweist, kann ein vergleichbares Absinken mehrere Ehn dauern, in manchen Fällen sogar eine halbe Ahn.
Es gibt verschiedene Methoden, um den Gefahren des Treibsandes aus dem Weg zu gehen. Man kann sich an bekannte, erkundete Pfade halten, indem man seinem Vorgänger folgt oder sich an die markierten Wege hält, falls es sie gibt. Man sollte nie allein in solche Gegenden gehen, man sollte zu den anderen einen bestimmten Abstand wahren, immer ein Seil dabeihaben und was es an dergleichen Vorsichtsmaßnahmen noch mehr gibt. Schnelle, aufgeregte Bewegungen lassen einen schneller versinken. In bestimmten Fällen ist es angebracht, die Ruhe zu bewahren und um Hilfe zu rufen. Wenn sich natürlich niemand in der Nähe aufhält und man ansonsten unweigerlich versinken wird, ist es sinnvoll, einen Befreiungsversuch zu unternehmen, indem man auf das feste Land zuwatet oder versucht, sich freizuschwimmen. Stecken die Beine schon im Sand fest, erschwert das die Befreiungsversuche ungemein.
Allem Anschein nach hatte er heftig gegen den Sand angekämpft, was darauf schließen ließ, daß er allein war. Aber jetzt hatte er aufgehört zu kämpfen und rief nur noch um Hilfe, in der Hoffnung, daß trotz allem jemand in der Nähe sein könnte. Ich hatte den Eindruck, daß er seine Bemühungen in der Überzeugung eingestellt hatte, daß sie sinnlos waren. Der Meinung war ich auch.
Der Mann im Sand trug die Uniform von Ar.
»Hilfe!« rief er plötzlich, als er mich sah, und streckte die Hände nach mir aus. »Hilfe! Hilfe!«
Er war mit Schlamm und Sand bedeckt. »Freund«, rief er. »Kamerad! Hilf mir!«
Ich blieb am Rand des Treibsandes stehen. Er war etwa drei Meter von mir entfernt. Ich betrachtete ihn.
»Ich bin völlig hilflos! Ich stecke in der Falle! Ich kann mich nicht bewegen, ohne tiefer einzusinken.«
Er sprach die Wahrheit.
»Ich versinke!« rief er. »Hilf mir, oder ich sterbe.«
Ich sah keinen Grund, seiner Einschätzung der Situation zu widersprechen. Soweit ich es von meinem Standpunkt aus beurteilen konnte, traf sie zu.
»Kamerad, du kommst doch auch aus Ar!« rief er. »Hilf mir, ich bitte dich!«
»Ich bin kein Soldat von Ar.«
Er starrte mich an.
»Erkennst du mich nicht?«
Er stöhnte entsetzt auf.
In meinem Herzen fühlte ich nur Haß auf ihn. Wäre er in Reichweite meiner Klinge gewesen, hätte ich ihn durchbohrt und dann zu Tharlarionfutter gehackt.
»Hilf mir!« verlangte er.
Der Sand reichte ihm nun bis zur Brust.
Ich sah ihm zu.
»Hilf mir, Freund«, wiederholte Plenius und streckte mir die Hand entgegen.
»Ich bin nicht dein Freund«, sagte ich. »Und du bist kein ehrenwerter Mann.«
»Bitte!« rief er.
In seinen Augen flackerte ein gehetzter Blick. Seine Hand blieb auf mitleiderregende Weise hilflos nach mir ausgestreckt.
Ich drehte mich um und verließ den Treibsandtümpel.
»Sleen!« rief er mir schluchzend hinterher. »Verdammter Sleen!«
Ich schlug wütend den Weg zum Floß ein. Als Ina, die daneben auf der Sandbank kniete, meinen Gesichtsausdruck und den energischen Schritt sah, senkte sie schnell den Kopf. Voller Wut ergriff ich die Ruderstange und stapfte zu der Treibsandfalle zurück. Ich streckte sie dem Soldaten aus Ar entgegen. Plenius, meinem Bewacher. Der Sand
Weitere Kostenlose Bücher