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GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

Titel: GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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vor. Ich staunte, daß man mit nichts als ein paar Bissen Fleisch und einem Quentchen Hoffnung soviel erreichen konnte. Wie wunderbar ist doch der Mensch, daß er mit so wenig so weit über sich hinauswachsen kann! Und sind nicht Königreiche aus dem Sumpf und Ubarate auf dem Staub entstanden?
    »Bei Einbruch der Dunkelheit brechen wir auf«, sagte Labienus und blickte über unsere Köpfe.
    »Ja, Hauptmann«, sagte mehr als nur einer der Soldaten.
    »Behaltet einen kühlen Kopf«, empfahl ich. »Die Reise ist lang und schwierig, die Gefahren sind zahlreich und groß. Wir müssen überaus vorsichtig sein. Wir müssen überaus geduldig sein.«
    »Ich kann sehr geduldig sein«, sagte Labienus und blickte auf den Sumpf hinaus. Er lächelte. In seiner Stimme hatte ein seltsamer Unterton gelegen, den ich nicht verstanden hatte. »Ihr auch, Jungs?« fragte er dann im Tonfall eines Offiziers.
    »Ja, Hauptmann!« sagten die Männer.
     
    *
     
    Bald würde die Dämmerung über uns hereinbrechen.
    »Tarl aus Port Kar«, sagte Labienus.
    »Ich bin hier, Hauptmann«, sagte ich. Labienus saß noch immer auf dem Felsen.
    »Ist jemand in der Nähe?«
    »Jedenfalls nicht so nahe, daß sie uns zuhören könnten, wenn wir leise sprechen.«
    »Außerdem sind sie vermutlich beschäftigt«, lächelte er.
    »Das glaube ich auch.«
    Labienus sah mich beim Sprechen nicht direkt an. Statt dessen schweifte sein Blick über den Sumpf.
    Allerdings konnte er nichts sehen.
    Er war blind.
    Das war das Werk der Stechfliegen. Er hatte sich nur unzureichend gegen ihre Angriffe zur Wehr gesetzt, die viel zu oft gegen die Augen gerichtet sind. Die meisten Männer schlössen natürlich die Augen oder würden sie bedecken, mit den Händen oder einem Stück Stoff. Die Rencebauern benutzen aus Rence geflochtene Matten oder Helme, die es einem erlauben, durch die Ritzen zu blicken, ohne daß die Fliegen hineinkönnen. Hätte sich der Hauptmann geschützt und nicht versucht, seinen Rang und sein Auftreten als Kommandant um jeden Preis zu bewahren, hätte er die Fliegen zweifellos daran hindern können, ihm derartige Verletzungen zuzufügen. Er muß wohl mehrmals in die Augen gestochen worden sein.
    Meiner Meinung nach war Labienus ein guter, verantwortungsvoller, vertrauenswürdiger Offizier. Allerdings hatte er bei seinem Kommando einige Fehler gemacht. Er hatte seine Befehle zu starr ausgelegt; er hatte zuviel Vertrauen in die Weisheit und Lauterkeit seiner Vorgesetzten gehabt; er hatte die Möglichkeit, daß sie Opfer eines Verrates waren, viel zu zögernd in Betracht gezogen. Er hatte in einer hoffnungslosen Situation, in der es längst nicht mehr angebracht war, die ursprünglichen Befehle weiter auszuführen, nicht schnell genug die Konsequenzen gezogen; sogar was die Führung und Taktik seines Regimentes anging, hatte er, indem er die Möglichkeit beträchtlicher Verletzungen zuließ, auf lange Sicht nicht nur sich selbst in Gefahr gebracht, sondern auch die Männer, die auf ihn angewiesen waren.
    Zugegeben, viele dieser von mir als Fehlleistungen bewerteten Handlungen waren Vorzüge – wenn man sie von einem anderen Standpunkt aus betrachtete. Es war meiner Meinung nach bestimmt kein Zufall, daß Hauptmann Labienus den Befehl über die Vorhut erhalten hatte. Vermutlich hatte Saphronicus einen vertrauensvollen, verläßlichen, hartnäckigen, rastlosen und nicht sonderlich phantasievollen Offizier auf diesem Posten haben wollen, jemanden, der seine Leute unbeirrt immer tiefer ins Delta führte, ganz gleich, welche Gefahren oder Unwägbarkeiten sich aus der Situation ergäben.
    »Das Rencemädchen, das du mitgebracht hast, ist stumm«, sagte er.
    »Ja.«
    »Ist es nicht ziemlich unwahrscheinlich, daß ein im Sumpf entdecktes Rencemädchen stumm ist?«
    »Ja, das ist es allerdings.«
    »Aber so etwas kann durchaus vorkommen.«
    »Das kann es.«
    »Soviel ich mitbekommen habe, warst du es, der das Tharlarion für die Männer vorbereitet hat.«
    »Das ist richtig.«
    »Warum hat das Mädchen das nicht getan?« fragte er. »Sicher hat sie doch erwartet, damit betraut zu werden.«
    »Ich wollte ihr keine Waffe in die Hand geben«, erwiderte ich. Das erschien mir als plausible Antwort, da sie, angeblich erst kurze Zeit eine Gefangene, sich unter Umständen noch nicht völlig über die Sinnlosigkeit jeden Widerstandes im klaren war. Außerdem werden in manchen Städten Sklaven schon mit dem Tod bestraft, wenn sie auch nur eine Waffe berühren.
    »Zweifellos

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