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GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

Titel: GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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schön, mehr von diesen Kerlen umbringen zu können.«
    »Junge, schlag dir jeden Gedanken an Rettung aus dem Kopf«, sagte der Soldat, der ihm eben noch geraten hatte, sich noch einmal an der Schönheit des Himmels zu erfreuen.
    »Ich habe nachgedacht«, verkündete da Labienus.
    Wir wandten uns ihm zu.
    Er stellte sich wieder mit dem Gesicht zu dem Baum, neben dem er stand. Er streckte die Hände aus und berührte ihn. Dabei schien er völlig entspannt zu sein. Seine Reglosigkeit verblüffte uns. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, verzerrte sich sein Gesicht vor Wut, er stieß einen tierhaften Schrei aus und hieb auf den Baum ein, grub tiefe Furchen in das Holz, riß die Rinde ab und schleuderte sie in alle Himmelsrichtungen. Einen Augenblick lang wirkte er wie ein tollwütiger Sleen.
    »Aii!« rief der Junge.
    Und wir, denen Labienus' Kraft und seine seltsamen Übungen nicht unbekannt waren, reagierten in ähnlicher Weise. Ich war entsetzt, und ich glaube, ich kann auch für die anderen sprechen, wenn ich behaupte, daß sie ebenfalls entsetzt waren. Denn selbst wir, die sich die ganze letzte Zeit in Labienus' Nähe aufgehalten hatten, hatten nicht begriffen, wozu er nun fähig war. Die Wirkung auf den unschuldigen jungen Burschen, der ja nichts anderes als ein gefangengenommener Fremder war, war deutlich sichtbar. Er war erschüttert und totenbleich. So wie wir auch.
    Dann drehte sich Labienus wieder seltsam ruhig um, wobei er uns jene zerstörten, hakenähnlichen grauen Hände, an denen hier und da noch Holz klebte, wie eiserne Klauen entgegenstreckte, und wandte uns die erblindeten weißen Augen zu.
    »Hauptmann?« fragte Plenius.
    »Ich halte ein Messer in der Hand, Hauptmann«, sagte der eine Soldat. »Soll ich den Gefangenen entkleiden?« Gefangene werden auf Gor oft nackt ausgezogen. Dafür gibt es mehrere Gründe. So unterscheiden sie sich von der Masse und werden mühelos als Sklaven oder Gefangene erkannt; man hilft ihnen zu verstehen, daß sie sich nun in der Gewalt von anderen befinden, davon abgesehen erschwert man ihnen das Verbergen von Waffen. Wie so oft im Leben muß man alles im Zusammenhang sehen. So arbeiten einige goreanische Handwerker ebenfalls nackt oder so gut wie unbekleidet. Auch in der Sporthalle, auf dem Sportplatz und in den Bädern ist Nacktheit nichts Besonders.
    »Nein«, sagte Labienus. »Laßt ihn angezogen.«
    »Ich danke dir, Hauptmann«, sagte Ho-Tenrik respektvoll und dankbar. Ich nehme an, daß er das nicht nur wegen seiner Person zu schätzen wußte, sondern auch wegen gewisser heikler Ehrvorstellungen, die mit seiner Familie und deren Bedeutung im Sumpf zu tun hatten.
    Labienus sah den Jungen mit seinen furchteinflößenden, schrecklichen blinden Augen an.
    »Hauptmann?«, fragte Ho-Tenrik.
    Labienus sagte kein Wort.
    »Ich bin dein Gefangener, Hauptmann«, sagte der Junge unsicher.
    »Wir machen keine Gefangenen«, erklärte Labienus.
    »Ah!« rief der Soldat und hob das Messer.
    Ina stieß einen leisen Ruf des Entsetzens aus.
    Ho-Tenrik erbleichte.
    »Nehmt ihm die Fesseln ab«, befahl Labienus.
    »Hauptmann?« fragte der Soldat unsicher.
    »Ihr sollt ihn losmachen.«
    Der Soldat durchschnitt die Fesseln.
    »Wir machen keine Gefangenen«, wiederholte Labienus an den Jungen gewandt. »Du kannst gehen.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Ho-Tenrik. Er rieb sich die Handgelenke. Ich hatte ihm den Riemen fast so eng wie einer Sklavin gezurrt.
    »Im Namen von Gnieus Lelius, dem Regenten von Ar, und dem Hohen Rat von Ar«, sagte Labienus, »drücke ich als ihr De-facto-Bevollmächtigter im Delta ihr Bedauern über die Mißverständnisse zwischen unseren Völkern aus, insbesondere darüber, daß diese in einem heimtückischen und brutalen Angriff auf ein unschuldiges Dorf ihren Ausdruck fanden. Man kann einen solchen Zwischenfall kaum mit Worten entschuldigen, aber wenn Blut mit Blut vergolten werden kann, dann halte ich, was diese Angelegenheit betrifft, die Schuldlast für ausgeglichen.«
    Ho-Tenrik war sprachlos. Auch ich war über diese staatsmännische Handlung völlig überrascht. Zwar hatte ich gehofft, daß etwas in dieser Richtung geschähe, aber ich hätte nie zu glauben gewagt, daß es etwas für Ar so Demütigendes wäre und das gleichzeitig soviel Großmut zeigte.
    »Die Männer aus Cos mögen eure Freunde sein oder auch nicht«, fuhr der Hauptmann fort. »Das kann ich nicht beurteilen. Was das angeht, müßt ihr euer eigenes Urteil fällen. Eines jedoch weiß ich

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