GOR-Zyklus 25 - Die Zauberer von Gor
aus dem Kreis.
Gestern noch hatte es hier Warteschlangen gegeben, um den Stein zu verspotten, obwohl sie kürzer als noch bei unserem Eintreffen in der Stadt gewesen waren. Heute war so gut wie niemand gekommen. Der abgesperrte Platz lag in Sichtweite des Zentralzylinders, auf der Straße des Zentralzylinders.
Ich ergriff Marcus' Handgelenk, um ihn daran zu hindern, das Schwert zu ziehen. »Vergiß nicht, sie glauben, daß Ar-Station Cos die Tore geöffnet hat.«
»Das ist eine verfluchte Lüge!« stieß er hervor.
»Allerdings«, sagte ich ziemlich laut, weil ich bemerkt hatte, daß sich einige Passanten nach Marcus umdrehten, »ist es eine verfluchte Lüge, auch nur anzudeuten, den Männern von Ar fehle es an Mut. Sie gehören zu den Tapfersten von ganz Gor.«
Mehr als nur einer der Umstehenden stimmte mir lautstark zu und kümmerte sich dann wieder um seine eigenen Angelegenheiten.
»Komm weg von hier«, sagte ich zu Marcus.
Phoebe war nicht bei uns. Wir hatten bei einem der Mietwagendepots auf der Straße der Wagen im südöstlichen Teil der Stadt haltgemacht und sie in einen Sklavenkäfig gesperrt, die Miete von einem Tarskstück bezahlt und den Schlüssel abgezogen. Das Depot war sehr überfüllt gewesen, allerdings mit Menschen und nicht mit Wagen. Die meisten Wagen, Kutschen und Mietwagen waren verschwunden. Die Fahrpläne innerhalb und außerhalb der Stadt wurden nicht mehr eingehalten. Tharlarion und Transportmittel waren mittlerweile angeblich ihr Gewicht in Gold wert. Ich hatte gehört, daß reiche Männer mehr als fünfzehn ausgebildete Sklavinnen – ausgesuchte ›Blumen‹ aus ihren Vergnügungsgärten – gegen ein einziges Tharlarion mitsamt Wagen eingetauscht hatten. Ich fragte mich nur, wie weit sie wohl kamen, wimmelte es auf den Straßen doch vor Briganten und cosischen Spähtrupps.
Wie ich ebenfalls gehört hatte, waren einige Männer von den Wächtern außerhalb der Stadt zurückgeschickt worden. Das war nur schwer nachvollziehbar. Aber wie dem auch sein mochte, die meisten Bewohner – auf jeden Fall der größte Teil der Bevölkerung – hatten keine wie auch immer geartete Möglichkeit, die Stadt zu verlassen, es sei denn zu Fuß. Und selbst in diesem Fall hätten die meisten keinen Ort gewußt, an den sie hätten flüchten oder wo sie gar hätten bleiben können. Wer wußte schon, welche Gefahren außerhalb der Stadtmauern lauerten? Darüber hinaus konnte man jederzeit von Tharlarionkavallerie oder cosischen Tarnsmännern überholt werden.
Die Bürger von Ar waren in ihrer Stadt gefangen. Es kursierten Gerüchte, man werde bald die Stadttore schließen und sie sogar versiegeln, um sie gegen Belagerungsmaschinen zu verstärken. Natürlich wurde auch viel darüber geredet, die Stadt zu verteidigen.
Aus diesem Grund hatte ich übrigens am Morgen die Stadt betreten, um mein Schwert, ein kleines Stück Söldnerstahl, zu ihrer Verteidigung zur Verfügung zu stellen. Sicher, diese Sache war mit ziemlicher Sicherheit zum Scheitern verurteilt. Ich zweifelte nicht daran, daß die Männer Ars mit der richtigen Führung einen energischen und wilden Widerstand leisten würden, aber im Gegensatz zu vielen anderen – darunter übrigens auch Marcus – hatte ich eine gewisse Vorstellung von der Arithmetik des Krieges.
Zog man die Stärke der sich gegenüberstehenden Einheiten, die Vergleichbarkeit der Waffen, die Fähigkeit der Befehlshaber und dergleichen in Betracht, war Ar bei jedem gewöhnlichen Kampf zum Untergang verurteilt. Die cosische Armee stellte das größte Heer dar, das jemals auf Gor ins Feld geführt worden war und das jetzt, nach dem Fall von Ar-Station, von zahllosen Einheiten noch verstärkt wurde. Außerdem hatte Cos den ganzen Winter lang Zeit gehabt, sein Belagerungsgerät zu vervollständigen, nachdem Dietrich von Tarnburg das ursprüngliche Material in Brand gesteckt hatte.
Wegen der kürzlichen Erfolge im Feld konnte Cos nun auf Tausende von Quadratpasang für seine logistische Unterstützung zurückgreifen. Darüber hinaus waren die Kommunikationslinien vom Palast in Telnus auf Cos zum Zelt Myrons, des Polemarkos, schnell und verläßlich. Ich bezweifelte, daß Ar länger als einige Wochen standhalten konnte, selbst unter der Führung von Marlenus. Und dann mußte man noch den in Ar stattfindenden Verrat mit in die traurige Rechnung einbeziehen. Ar war zum Untergang verdammt, davon war ich überzeugt.
»Seht!« sagte ein Mann und zeigte in den Himmel.
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