GOR-Zyklus 25 - Die Zauberer von Gor
gefesselt, und sie wurden durch Lanzenstöße der Begleitwächter angetrieben. Hinter der Reihe tanzte ein Flötenmädchen und spielte ihr Instrument. Ein paar Leute blieben stehen, um zuzusehen.
»Politische Gefangene«, sagte Marcus.
Das konnte man daran erkennen, daß man die Nasen und Ohren der Gefangenen gelb angemalt hatte, damit sie lächerlich aussahen.
»Bemerkenswert, daß man sie in aller Öffentlichkeit die Straße des Zentralzylinders entlangtreibt«, sagte Marcus.
»Damit war doch zu rechnen«, entgegnete ich. »Hätte man sie verstohlen aus der Stadt gebracht, wäre es zu vielen Fragen gekommen, zu einem Aufschrei. Es hätte so ausgesehen, als wolle der Zentralzylinder ihr Schicksal verschleiern, als habe man Angst, es öffentlich zu machen, als könne man es rechtlich nicht verteidigen. Auf diese Weise geschieht es jedoch in aller Öffentlichkeit, ohne besondere Aufmerksamkeit, aber auch ohne besondere Heimlichkeit. Damit verkündet man, daß es eine gerechte Sache ist, ganz normal, ja sogar banal.«
»Die im Zentralzylinder sind schlau«, meinte Marcus.
»Sie könnten sich verschätzt haben.«
»Wohin bringt man sie eigentlich?«
»Vermutlich in die Steinbrüche von Tyros.«
»Es muß viele Leute in Ar geben, die mit der Ubara eine Rechnung zu begleichen haben«, überlegte Marcus laut.
»Ich vermute, daß diese Verhaftungen eher das Werk von Seremides und Antonius vom Hohen Rat sind.«
»Du verteidigst Talena?« fragte Marcus.
»Ich mache sie nicht für Dinge verantwortlich, an denen sie keine Schuld trägt«, sagte ich.
»Aber ihre Komplizenschaft ist doch eindeutig«, sagte er.
Ich schwieg.
»Sie gehört zum Kreis der Erzverschwörer, die für den Sturz von Ar verantwortlich sind.«
»Schon möglich«, mußte ich zugestehen.
»Was bedeutet sie dir?«
»Nichts«, sagte ich.
Die Männer mit ihren Wächtern marschierten an uns vorbei.
»Einige von ihnen bekleideten bestimmt hohe Stellungen in der Stadt«, meinte Marcus.
»Zweifellos.«
»Einige tragen sogar ein Schild um den Hals.«
»Ich bin mit der hiesigen Politik nicht vertraut«, entgegnete ich, »daher kenne ich die Namen nicht.«
»Den Namen des letzten in der Reihe kenne ich«, sagte Marcus. »Mirus Torus.«
Auf dem an seinem Hals befestigten Schild stand nicht nur sein Name, sondern auch das Wort ›Verräter‹.
»Wer ist er?« fragte ich.
»Ich nehme an, daß er der Mirus Torus ist, der vor Gnieus Lelius der Erste Vorsitzende des Hohen Rates war und später unter Lelius dasselbe Amt innehielt.«
»Ich glaube, ich habe von ihm gehört«, sagte ich.
»Er stand einige Monate unter Hausarrest.«
»Der Zentralzylinder scheint seiner Macht mittlerweile sehr sicher zu sein«, sagte ich.
»Zweifellos hat ihn sein Erfolg bei der Geschichte mit dem Heimstein bestärkt.«
»Zweifellos.«
»Du scheinst ungehalten zu sein.«
»Es ist nichts«, wehrte ich ab.
Wir sahen den Gefangenen nach. Noch lange Zeit hörten wir das Spiel des Flötenmädchens.
»Was ist?« fragte Marcus.
»Nichts scheint Ar aufrütteln zu können«, stieß ich hervor.
»Vergiß Ar«, sagte Marcus. »Die Männer Ars sind zu rückgratlosen Urts geworden.«
»Diese Männer«, erwiderte ich, »gehörten einst zu den stärksten und prächtigsten der ganzen Welt.«
»Ar ist im Delta gestorben.«
»Vielleicht.« In der nüchternen Bemerkung des jungen Kriegers schien viel Wahres zu stecken.
»Was bedeutet dir Ar?« fragte er.
Ich machte eine abweisende Handbewegung. »Nichts.«
»Cos plündert ungestraft«, sagte Marcus. »Es reißt sogar den Marmor von den Wänden und verschleiert seinen Raub durch absurde Rhetorik. Es ist so, als würde ein Sleen vortäuschen, der Freund des Verrs zu sein. Und was tun die Männer von Ar? Sie lächeln, sie beeilen sich, ihre Reichtümer wegzugeben, sie schlagen sich an die Brust, beklagen ihre Wertlosigkeit. Sie können die, die sie berauben, nicht hoch genug loben, sie eilen in ihre Tempel, um Opfer darzubringen. Sie verbrennen ihre Stadttore, sie reißen ihre Mauer nieder, sie verbergen sich nachts in ihren Häusern. Sie jubeln, während die Frauen, die ihnen gehören könnten, statt dessen zu den cosischen Häfen gebracht werden. Sorge dich nicht um sie, mein Freund. Sie sind es nicht wert.«
Ich blickte Marcus an.
Er lächelte. »Du bist wütend«, sagte er.
»He da! Zur Seite, ihr blöden Arer!« rief ein Söldner, der wie sein Kamerad eine blaue Armbinde trug.
Wir traten zur Seite, während die beiden
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