GOR-Zyklus 25 - Die Zauberer von Gor
vorbeistolzierten.
»Ich bin kein Arer«, sagte ich zu Marcus.
»Ich auch nicht.«
»Also können sie wohl nicht uns gemeint haben.«
Marcus nickte. »Wir könnten sie töten«, schlug er vor.
»Am hellichten Tag?« fragte ich.
»Vielleicht sind es ja nette Kerle.«
»Vielleicht.«
»Andererseits kann man sich nicht immer von solchen Überlegungen abhalten lassen«, fuhr Marcus fort.
»Das ist wahr.«
»Sie glauben, ihnen gehöre die Straße.«
»Ein Eindruck, den sie zweifellos von den Arern gewonnen haben.«
Marcus schnaubte verächtlich. »Da hast du bestimmt recht.«
»Es gibt nichts, das Ar aufrütteln könnte«, sagte ich.
»Nein.«
»Wäre Marlenus noch am Leben und würde zurückkehren«, sagte ich, »dann könnte Ar wütend werden und so rasch auf die Füße kommen, wie ein aufgeweckter Larl.«
»Wäre Marlenus noch am Leben, wäre er schon vor langer Zeit nach Ar zurückgekehrt«, sagte Marcus.
»Dann gibt es keine Hoffnung mehr.«
»Nein«, sagte Marcus. »Es gibt keine Hoffnung mehr.«
Ich blickte ihn an.
»Ar ist vergangenen Sommer im Delta gestorben.«
Darauf gab ich ihm keine Antwort. Ich fürchtete, daß er recht hatte.
Wir gingen schweigend weiter auf der Straße des Zentralzylinders. Schließlich sagte Marcus: »Du bist noch immer wütend.«
»Es ist, als sähe man einen Larl, den man durch eine List dazu bringt, sich selbst zu vernichten«, erwiderte ich. »Als hätte man ihm gesagt, nur ein kranker, demütiger, geduckter, von Schuld zerfressener Larl sei ein guter Larl. Es ist, als würden Vulos Gesetze für Tarns beschließen, an deren Ende der Tod aller Tarns oder ihre Verwandlung in etwas Neues, Angepaßtes, Krankes steht, das dann als der wahre Tarn gefeiert wird.«
»Ich kann dir beim besten Willen nicht folgen«, sagte Marcus.
»Das liegt daran, daß du ein Goreaner bist.«
Er zuckte mit den Schultern. »Schon möglich.«
»Aber du siehst doch, daß solche Dinge in Ar geschehen.«
Er nickte.
»Der Larl stellt einen erbärmlichen Verr dar«, sagte ich. »Der Tarn stellt einen schrecklichen Vulo dar. Kannst du dir nicht vorstellen, wie er sich zusammenkrümmt und so tut, als wäre er klein und schwach? Ist dieses Bild nicht abscheulich? Warum rast er nicht zwischen den Klippen umher, schleudert dem Himmel laut krächzend seine Herausforderung entgegen?«
Marcus starrte mich verblüfft an.
»Das Tier, das dazu geboren wurde, von Fleisch zu leben, kann nicht überleben, wenn es wie ein Urt an Blättern nagt.«
»Es ist wirklich schwer, dir zu folgen«, sagte Marcus.
»Es ist lange her, daß ich das Brüllen des Larls oder den Ruf des Tarns gehört habe«, erklärte ich.
»In Ar gibt es eben keine Larls und auch keine Tarns.«
»Ich weiß nicht, ob das wirklich den Tatsachen entspricht«, erwiderte ich nachdenklich.
»Hier gibt es nur noch Frauen«, sagte Marcus, »und Männer, die sich wie Frauen verhalten.«
Ich schlug mir mit der Faust in die Hand.
»Was ist los?« fragte Marcus.
»Ar muß wachgerüttelt werden!« rief ich.
»Das ist unmöglich.«
»Ar fehlt die Führung, der Wille zum Widerstand!«
»Dann führ doch du Ar«, schlug Marcus vor.
»Das ist nicht möglich«, erwiderte ich. »Ich komme nicht einmal aus Ar.«
Marcus zuckte mit den Schultern.
»Es muß jemanden anderen geben!« sagte ich.
»Marlenus ist tot.«
»Es muß jemanden anderen geben!« Ich spürte, wie mir Tränen die Wangen hinunterliefen.
»Es gibt keinen anderen.«
»Es muß einen Weg geben!«
Marcus schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Doch, es muß!«
»Zerbrich dir doch nicht den Kopf deswegen«, sagte Marcus. »Ar ist tot. Es ist im Delta gestorben.«
»Im Delta?« wiederholte ich.
»Im Delta«, sagte Marcus. »Wir waren dabei, schon vergessen?«
»Das ist es möglicherweise«, flüsterte ich. »Das Delta.«
Marcus sah mich seltsam an. Möglicherweise hegte er den Verdacht, ich hätte den Verstand verloren. Und vielleicht stimmte das sogar.
»Das könnte der Schlüssel sein«, fuhr ich aufgeregt fort. »Das Delta!«
»Ich verstehe nicht.«
»Bist du dabei?« fragte ich ihn.
»Hat das etwas mit der Rückeroberung des Heimsteins von Ar-Station zu tun?«
»O ja!« erwiderte ich. »Und ob.«
»Dann bin ich dabei.«
»Ist dein Schwert noch immer durstig?«
»Es ist ganz ausgetrocknet«, grinste er.
»Gut!«
11
»Hör auf zu jammern, Kerl, Mann!« befahl der Hauptmann, der in das Rot von Ar gekleidet war, obwohl sein Akzent ihn unverkennbar als
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