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Gordon

Gordon

Titel: Gordon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Templeton
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Lachen, indem er sagte: »Ach, was könnte ich mit einer netten Frau nicht alles anfangen! Ach, wäre ich jetzt doch nur im Bett mit einer netten Frau!«
    Als Gordon mich am folgenden Morgen nach Hause begleitete, sagte er: »Heute Abend werden wir uns nicht sehen. Ich gehe mit einem Freund aus. Bruce. Er steht momentan in den Zeitungen; er tritt im Heath-Prozess als psychiatrischer Sachverständiger auf.«
    »Ach, tatsächlich?«, sagte ich. »Das wusste ich nicht. Ich lese keine Zeitung. Während des Krieges habe ich Zeitungen endgültig überbekommen. Und solange es mein Lebensmittelhändler nicht weiß, braucht man’s nicht zu wissen.«
    »Bruce ist ein netter Mann«, sagte Gordon. »Das einzige Problem mit ihm ist, dass er Morphium mag.«
    »O, wie abscheulich!«
    »Reden Sie keinen Unsinn«, sagte Gordon, »es ist nicht abscheulich. Es ist nur, dass ich mir persönlich nichts daraus mache. Wenn wir uns sehen, nehme ich manchmal ein halbes Gran, um ihm Gesellschaft zu leisten. Aber es gibt mir nichts. Ich nehme Heroin.«
    »Nein, Sie scherzen«, sagte ich, »das ist nicht wahr.«
    »O doch, ich nehme Heroin«, sagte er ebenso langsam und emphatisch wie seinerzeit, als er mir eröffnet hatte, er habe die Syphilis gehabt; und dann, während ich ihn weiter anstarrte und dabei hoffte, dass nicht zu deutlich würde, welches Grauen ich verspürte, grinste er auf seine unheimliche, verletzende Art und sagte: »Natürlich absolut harmlos« – mit der gleichen künstlich jovialen Stimme, die er verwendete, wenn er mir sagte: »Legen Sie sich aufs Bett. Natürlich kein Sex und keine Grausamkeit!«
    »Na dann«, sagte ich, indem ich ihm einen resignierten Blick zuwarf.
    »Ich werde Sie nicht mitnehmen, mein armes Kind«, sagte er, »denn wenn Bruce Sie sähe, wäre er von Ihnen vollkommen hingerissen. Ich muss unbedingt aufpassen, dass Sie ihm nie über den Weg laufen.«

 
     
    9. KAPITEL
     
     
     
    A LS ICH G ORDON ZWEI T AGE SPÄTER BESUCHTE , eröffnete er mir, kaum dass ich eingetreten war: »Letzte Nacht habe ich ein Mädchen hier gehabt.«
    »Ach ja?«, sagte ich, während ich ihm ins Zimmer folgte. Mein Herz klopfte nicht vor Besorgnis, noch krampfte es sich vor Angst zusammen, noch schwoll es vor Verbitterung an.
    »Ja«, sagte er, während er mich lächelnd beobachtete, »und sie war absolut begeistert. Sie sagte, sie würde gern wiederkommen.«
    »Ach, wirklich?«, sagte ich lachend, »Und wann kommt sie?«
    »Gar nicht«, sagte er.
    »Warum nicht?«, fragte ich.
    »Weil es keinen Sinn hat«, sagte er. »Ich bin in Bezug auf Sie zu stark engagiert.« Und er kehrte mir den Rücken zu und trat ans Fenster.
    Ich dachte: engagiert. Warum kann er nicht wie ein vernünftiger Mensch reden? Warum muss er sich hinter seinem Jargon verstecken? Warum kann er nicht sagen, dass er mich liebt?
    Ich sagte: »Aber was, wenn … Würde es nicht helfen?« Ich sagte es mit freundlicher Anteilnahme. Ich meinte es ehrlich, und ich konnte es mir leisten. Ich fühlte mich so sicher und geborgen wie zwei Tage zuvor, als er mir gesagt hatte, er würde dafür sorgen, dass Bruce mich niemals zu Gesicht bekommen würde.
    »Nein, es würde nichts helfen«, sagte er, wandte sich vom Fenster ab und ging mit niedergeschlagenen Augen zum Schreibtisch. »Es würde nichts helfen. Wenn es so ist, dann hilft nichts. Und Sie wissen das ebenso gut wie ich.«
    Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf. »Jetzt setzen Sie sich. Und fahren Sie da fort, wo Sie aufgehört haben. Die große Liebe Ihres Lebens. Er hat Ihnen also nicht geschrieben, und Sie haben nie wieder was von ihm gehört.«
    »Ja«, sagte ich, »und ich war böse. Denn während dieser zwei Tage in London hat er mir in einem fort gesagt, ich sei reizend.«
    »Was? Reizend?«, sagte Gordon mit einem hämischen Lächeln.
    »Ja«, sagte ich und warf den Kopf zurück.
    »Sie – reizend?«, sagte Gordon mit einem künstlich jovialen Lachen. »Mein armes Kind! Er nahm Sie auf den Arm!«
    »Ach, lassen Sie mich in Ruhe!«, sagte ich hochmütig.
    Ein paar Tage später hatte ich allerdings doch einen Triumph, als Gordon mir, wenn auch indirekt und in mürrischem Ton, doch ein Kompliment machte.
    Es war eine dieser Gelegenheiten, da ich mich weigerte, mich auszuziehen, und er sagte: »Ziehen Sie’s aus, bevor ich’s runterreiße!« Und während er mir beim Ausziehen zusah, fügte er hinzu: »Zuzusehen, wie Sie aus diesem Mieder steigen, macht mich jedes Mal rasend.«
    »Warum?«,

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