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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Keiser
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hatte ihn zu einem einsamen Kämpfer hatte werden lassen, der aufmerksam diese unheimliche Serie verfolgte.
    Die Einsamkeit hatte zweifellos auch Vorteile, die er sehr zu schätzen wusste.
    Mit Grausen erinnerte er sich seiner völlig verkorksten Ehe mit Margot, der selbst ernannten Journalistin. Wenn man ihn fragte (natürlich fragte ihn niemand, aber falls es jemand getan hätte), dann hatte Margot sich im Verlauf ihrer kurzen gemeinsamen Zeit als eine Person entpuppt, die gerade soviel Niveau besaß, wie das Schmierblatt, für das sie schrieb.
    Die Vorstellung, Margot seinen Verdacht anzuvertrauen, dass ein Vampir seit einiger Zeit diesen Stadtteil heimsuchte, um Menschen nachts um ihr Blut zu erleichtern, brachte ihn dazu, seine noch volle Kaffeetasse laut anzulachen. Das auf die Tasse gedruckte fröhliche rosa Schweinchen, unter dem der weltweit bekannte Namenszug von Walt Disney zu lesen war, lachte mit hocherhobenem Ringelschwanz zu ihm zurück.
    Hollow nahm sich vor, demnächst einmal nach einer Tasse Ausschau zu halten, die den wölfischen Widerpart des Schweinchens zeigte, um dem Gesamtbild auf dem Regal, wo sämtliche Tassen immer ordentlich aufgereiht standen, etwas mehr Spannung zu verleihen.
    Ungefähr die Art von Spannung, die in seiner Ehe vorgeherrscht hatte.
    Als er seine kleine Baufirma aufgrund der miserablen Auftragslage schließen musste, da entschloss sich die liebe Margot mit ihren achtunddreißig Jahren dazu, ihre Aufmerksamkeit einem siebzehn Jahre jüngeren Herumtreiber zuzuwenden und die Ehe wie eine vorschnell gebuchte Urlaubsreise zu stornieren.
    Er stand auf und schüttete angeekelt den kalten Kaffee in den Ausguss. Wenn er etwas hasste, dann waren es erkaltete Dinge, die man eigentlich heiß genießen sollte. Während er die Tasse abwusch, rief er sich den ersten Vorfall ins Gedächtnis zurück, der ihm vor zwei Monaten aus der Zeitung ins Auge gesprungen war.
    Es war auf dem idyllischen Kinderspielplatz ein paar Blocks weiter passiert. Ein kleiner Junge von fünf Jahren war offensichtlich bei dem Versuch, ein Klettergerüst zu besteigen, abgestürzt und direkt in eine von irgendwelchen Wermutbrüdern hinterlassene zerbrochene Schnapsflasche gefallen. Die Scherben hatten ihm den Hals so unglücklich zerschnitten, dass er im Sandkasten, in dessen Mitte das Spielgerüst stand, verblutet war. Niemand hatte es gesehen, denn es war schon reichlich spät am Abend gewesen. Also eine Zeit, zu der die Kinder eigentlich nichts mehr auf der Straße, auf dem Spielplatz oder sonst wo zu suchen hatten. Zumal es damals auch noch stark geregnet hatte.
    Die Eltern fanden ihn dann, kurz, nachdem sie voller Sorge aufgebrochen waren, den Kleinen zu suchen. Die Mutter musste daraufhin mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert werden.
    Hollow kannte die Familie.
    Die Leute waren seine Nachbarn, denn sie wohnten nur zwei Appartements weiter auf seiner Etage.
    Er stellte die Tasse ins Regal. Das rosa Schweinchen schien nicht mehr einfach nur zu lachen, denn in seinem Blick lag nun zusätzlich Hohn und Spott.
    Er trocknete sich gedankenverloren mit einem Handtuch, das schon einmal bessere Tage gesehen hatte, die Hände ab und trat ans Fenster. Durch dieses Fenster hatte er dann einige Zeit später gesehen, was er lieber nicht gesehen hätte.
    Ungefähr vier Wochen nach dem Tod des kleinen Jungen war die alte Mrs. Johnston aus dem ersten Stock an der Reihe gewesen. Und danach konnte es für Hollow keinen Zweifel mehr geben.
    Mary Johnston , eine nette alte Dame aus Brooklyn, die so alt gewesen war, dass sie bereits auf der Titanic hätte mitfahren können, war laut Polizeibericht beim Putzen des Küchenfensters vom Schemel gefallen.
    Anschließend, und darin hatte der größte Teil des Unglücks bestanden, war sie durch das Glas auf die Straße gestürzt. Auch dieser Hergang konnte nur vermutet werden, da es keine Augenzeugen gab.
    Doch für die Polizei lag es auf der Hand, dass es sich hierbei um einen der vielen Haushaltsunfälle mit tödlichem Ausgang handelte, die immer wieder neu vermerkt und in unpersönlichen Statistiken gezählt werden. Bei dem Sturz war Mrs. Johnstons Kehle von den spitzen Scherben der gesplitterten Fensterscheibe aufgerissen worden.
    Mary Johnstons Küche lag vier Stockwerke weiter unten, direkt unter der von Hollow. Nachdem er das Glas klirren gehört hatte (am späten Abend, die denkbar ungünstigste Zeit zum Fensterputzen, doch so etwas fiel denen, die es zu untersuchen hatten,

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