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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Keiser
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offensichtlich nie auf), war er sofort zum Fenster gegangen und hatte nach unten geschaut, um zu sehen, was solchen Lärm in der ruhigen Gegend veranstaltete. Die alte Mrs. Johnston hatte verkrümmt und von der Straßenlaterne in ein seltsam unwirkliches Licht getaucht auf dem Kopfsteinpflaster gelegen. Gesicht und Hals waren auf das Fürchterlichste zerschnitten.
    Und sie hatte natürlich geblutet, aber bei Weitem nicht so stark, wie man es von einer geöffneten Arterie hätte erwarten dürfen. In jenem Moment hatte wie auf Kommando ein starker Regen eingesetzt, der binnen Sekunden zu einem sintflutartigen Platzregen angewachsen war. Der Regen war mit solcher Plötzlichkeit gekommen, dass Hollow sich für einige Sekunden von dem grausigen Bild auf der Straße ablenken ließ. Als er wieder nach unten sah, umspülten bereits kleinere Wellen das aufgelöste graue Haar von Mrs. Johnston , deren schreckgeweitete leblose Augen ihn anstarrten. Das wenige Blut hatte sich inzwischen mit dem Wasser vermischt, und als die Polizei, die Hollow sogleich benachrichtigt hatte, endlich eintraf, war fast nichts mehr davon zu sehen gewesen.
    Aber Hollow hatte gesehen, dass Mrs. Johnstons Hals von einem Ohr zum anderen aufgerissen gewesen war, und er hatte nicht das Blut gesehen, das in der kurzen Zeit, als das Pflaster noch trocken gewesen war, hätte fließen müssen. Er hatte diese Beobachtung auch zu Protokoll gegeben, aber der junge Beamte, der nur mit einem Ohr zugehört zu haben schien, versicherte ihm, dass es dafür verschiedene Erklärungen geben konnte, die allesamt nichts Ungewöhnliches bedeuten mussten.
    Hollow sah wieder auf die Zeitung, die heute die dritte Meldung enthielt, welche er mit den beiden anderen Vorfällen nun im Geiste zu einer Serie zusammenfasste. Fielen denn die Zusammenhänge sonst niemandem auf?
    Offenbar nicht.
    Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass er viel zu spät dran war. Wenn er nicht sofort aufbrach, dann würde er mit Verspätung zur Arbeit kommen und sich gehörigen Ärger einhandeln, aber wie unter einem Zwang ging er trotzdem noch einmal zu seinem Schreibtisch im Schlafzimmer. Hastig öffnete er die oberste der drei Schubladen und holte die beiden anderen Zeitungsausschnitte hervor. Der Erste bezog sich auf den tragischen Unfall auf dem Spielplatz am Freitagabend, den 17. März.
    Der andere Bericht handelte von dem tödlichen Sturz aus dem Fenster am Samstagabend, den 15. April.
    Hollow schaute auf seinen Kalender, der die Schreibtischunterlage bildete und erkannte mit fatalistischer Ruhe, dass es sich um zwei Vollmondnächte handelte. Er musste nicht noch weiter auf den Kalender sehen, um zu wissen, dass auch in der vergangenen Nacht der Mond kugelrund in seiner vollsten Pracht über der Stadt geschwebt hatte.
    Und trotzdem tat er es, wenn auch nur, um sich die Möglichkeit eines Irrtums zu bewahren, doch er hatte sich nicht geirrt.
    Der Kalender verkündete mit einem Wort und einem Symbol unmissverständlich die Botschaft, die in die waagerechte Spalte mit dem Datum des gestrigen Tages hineingedruckt worden war.
    Vollmondnacht.
    Für den nächsten Tag meldete sich Hollow krank.
    Anstatt jedoch streng das Bett zu hüten, was bei einer schweren fiebrigen Erkältung, wie Hollow es seinem Boss telefonisch beschrieben hatte, das Beste gewesen wäre, hatte er vor, verschiedene Besorgungen zu machen. Das ließ sich nun nicht mehr aufschieben, aber er musste natürlich vorsichtig sein. Unter keinen Umständen durfte er dabei gesehen werden, wie er Vorkehrungen traf, sein Leben zu schützen.
    Mit hochgeschlagenem Mantelkragen und einem dicken Schal, der seine Lippen verbarg, huschte er zum Supermarkt, von dort in einen kleinen Schmuckladen und wieder zurück in seine Wohnung. Er atmete erst erleichtert auf, als er seine Wohnungstür hinter ihm im Schloss gelandet war. Glücklicherweise war er offenbar von niemandem bemerkt worden.
    Die einzige Person, die er getroffen hatte, war das acht- oder neunjährige kleine Mädchen aus der Wohnung nebenan gewesen, das hier mit seiner Mutter erst seit ein paar Wochen wohnte und wahrscheinlich noch nicht einmal seinen Namen wusste.
    Und sonst war sein Ausflug von niemandem bemerkt worden, jedenfalls von niemandem, den er kannte.
    Oder ...?
    Mit einem Ruck zwang er sich zur Ruhe und ging in die Küche, um seine Einkäufe auszupacken. Er hatte sich jetzt um wichtigere Dinge zu kümmern, als um neugierige Gören.
    Er leerte seine Tüte auf dem

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