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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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den Masten der im Hafen liegenden Schiffe.
    »Du bist es also«, erreichte Gorian ein Gedanke, und angesichts der jeden Laut verschluckenden Stille, die sie beide umgab, war er der Meinung, die einzig angemessene Weise, darauf zu antworten, sei ebenfalls ein Gedanke.
     
    »Was meint Ihr damit?«
    »Du bist derjenige, von dem Morygor glaubt, dass er seine Schicksalslinie kreuzen und vielleicht sogar beenden könnte.«
    »Das sagen andere. Aber ich werde alles dafür tun, damit genau das geschieht. Schon für meinen toten Vater.«
    »Ich bin überzeugt, du wirst mit der Zeit bessere Gründe finden, um deiner Bestimmung zu folgen. Morygor wird dich unbarmherzig jagen. Bis ans Ende der Welt, wenn es sein muss. Solange er glaubt, dass du eine Gefahr für ihn darstellen könntest, wird er auf deinen Tod erpicht sein. Er wird diejenigen töten oder zu Untoten machen, die du liebst, er wird dir selbst im hintersten Winkel Gryphlands oder des Basilisken-Reichs keinen Moment der Ruhe gönnen. Also sei immer vorbereitet.«
    Gorian erschrak. »Wie kommt Ihr auf das Basilisken-Reich?«
    »Ich habe die beiden Länder genannt, die zu meiner Zeit die entferntesten noch bekannten Länder waren. Mag sein, dass sich dies geändert hat und man neue Reiche entdeckte, während ich im Turm war. Aber das Wichtigste, was ich dir mitteilen will, ist dies: Der Verfolgung durch Morygor kannst du vielleicht entkommen, aber wenn Morygor mit bloßer Gewalt nicht zum Ziel kommt, wird er auf andere Weise versuchen, es zu erreichen. Er wird dir ein Angebot machen, und es wird sehr viel Stärke von dir erfordern, daraufhin nicht auf seine Seite zu wechseln.«
    »Was könnte dieses Ungeheuer mir schon bieten?«, gab Gorian zurück.
    »Ewiges Leben. Eine scheinbare Rettung vor dem Tod, dem alle sterblichen Wesen ausgeliefert sind. Ich verrate dir jetzt, was niemand weiß: Er schickte auch mir seine Boten, einem alten, kranken Mann, den nur die Kraft des durch Magie unterstützten Willens noch am Leben hält. Morygor dachte wohl, es wäre ein Leichtes, aus mir einen Verräter zu machen, aber wie dir mein körperlicher Zustand beweist, bin ich standhaft geblieben. Viele glauben, Morygor verwandle die Untoten auf schnelle Weise in jene Monstren, die er für sich kämpfen lässt, ganz gleich ob Frostkrieger, Schattenreiter oder was auch immer. Selbst der Großteil der Meister glaubt das. Und das sollen sie auch weiterhin, weil es sie den Feind genügend fürchten lässt. Aber manche verwandeln sich auch ganz langsam und nur nach und nach in einen Untoten. Das sind diejenigen, die aus freiem Willen auf Morygors Seite überwechseln. Die Münze, in der er bezahlt, heißt mal Leben und mal Macht. Aber immer sind es falsche Münzen, Gorian. Daran solltest du denken.«
    »Was auch immer geschieht, ich werde stark bleiben«, versprach Gorian.
    »Das sagt sich leicht. Du wirst es irgendwann beweisen müssen.«
     
    Am darauf folgenden Tag rief Meister Rhaawaan eine Versammlung aller Schüler und der wenigen in der Burg verbliebenen Meister ein und gab bekannt, dass Meister Damaraan in der Nacht verstorben sei und nun ewige Ruhe gefunden habe.
     
    Ein Ritterheer erreichte eine Woche später den Hafen der Ordensburg. Die Ritter – zum Großteil Nemorier und Estlinger – blieben nur eine Nacht, ehe sie an Bord von Schiffen gingen, die sie nach Ameer übersetzen sollten. In ihrem Gefolge befanden sich auch mehrere tausend Oger-Söldner, die wohl in aller Eile angeworben worden waren, denn die grünhäutigen Krieger ordneten sich in ihrem ungehobelten Auftreten kaum der militärischen Disziplin des Ritterheers unter, das von einem kaiserlichen Heerführer namens Entrok befehligt wurde.
    Entrok genoss eine gewisse Bekanntheit. Vor zwanzig Jahren war er für den Kaiser gegen den Herzog von Omont gezogen, nachdem dieser den Austritt seines Herzogtums aus dem Heiligen Reich erklärt und sich selbst zum König proklamiert hatte. Eigentlich erhielt Entrok längst eine Veteranenpension und hatte sich auf einem Landgut in Quellanien zur Ruhe gesetzt. Die Tatsache, dass der Kaiser ihn zurückgeholt hatte, zeigte, dass man auch am Hof von Olandor die Lage im Norden inzwischen als sehr ernst einstufte.
    Im Morgengrauen entschwanden die Schiffe über die Mittlinger See Richtung Ameer, und es sollten die letzten sein, die es noch schafften, diesen Hafen zu verlassen. Schon zuvor waren durch Handelsschiffe von den Mittlinger Inseln Gerüchte in Umlauf gebracht worden, nach denen

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