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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Tor geholt wurden. Die Eisleviathane zum Beispiel, gewaltige Lindwürmer, in deren Rachen ganze Armeen von untoten Kriegern transportiert werden können, mehr als selbst in den größten Galeeren des Westreichs. Schon vor Monaten ist Torgard, die letzte freie Stadt an der Torheimer Küste, gefallen, was man hierzulande kaum zur Kenntnis nahm. Unser Kaiser war mehr damit beschäftigt, die Macht seines ungeborenen, ja, sogar noch ungezeugten Sohnes zu sichern, als dass er die Zeit dazu genutzt hätte, das Heilige Reich auch nur ansatzweise für den Sturm zu rüsten, der über uns alle hereinbrechen wird.«
    »Wenn Ihr jetzt in den Norden zieht, warum lasst Ihr mich Euch nicht begleiten? Ich habe zwar noch keinen Meisterring, aber ich bin sicher auch nicht viel schlechter als viele, die sich Schwertmeister nennen dürfen. Und da die anderen Teile meiner Ausbildung im Moment wohl ohnehin keine größeren Fortschritte machen werden …«
    »Nein.« Thondaril sagte es auf eine Weise, die keinerlei Widerspruch duldete. Er richtete den Zeigefinger auf Gorian und fixierte ihn mit seinem Blick. »Auch was ich dir jetzt sage, würde ich dir unter normalen Umständen nicht anvertrauen, schon deswegen nicht, damit du den Kopf nicht zu hoch trägst. Aber ich habe mit den Sehern unseres Ordens lange über dich gesprochen. Sie halten es für möglich, dass deine Schicksalslinie tatsächlich die von Morygor kreuzt. Doch selbst, wenn das nie geschehen sollte, glaubt offensichtlich Morygor an diese Möglichkeit, und so wird allein das Wissen um deine Existenz ihn schwächen. Es darf dir also nichts zustoßen. Im Augenblick bist du hier so sicher wie sonst nirgends, aber das könnte sich ändern.« Thondaril brach ab, und sein Blick wirkte, als wäre er nicht von den Wänden seiner Zelle umgeben und würde in unbestimmte Ferne schauen. »Davon abgesehen könnte es sein, dass sich all die in der Burg zurückgebliebenen Schüler schon sehr bald ihrer eigenen Haut erwehren müssen, nämlich dann, wenn die bevorstehende Schlacht um Ameer verloren gehen sollte.« Er sagte es so, als bestünde keine Hoffnung mehr, dieses Verhängnis noch abzuwenden.
    »Ihr geht davon aus, dass uns die magischen Steine nicht schützen werden?«
    Meister Thondaril lachte kurz und heiser auf. »Wenn schon dein verfluchter Gargoyle sie zu überwinden vermag! Nun, ich hoffe das Beste, aber wir müssen auch mit dem Schlimmsten rechnen. Und falls das eintreten sollte, darfst du nicht zögern zu fliehen. Dies ist nicht der Kampf, in dem du dich bewähren sollst. Der kommt – wenn überhaupt – viel später und gegen einen anderen Gegner.« Thondaril griff unter sein Wams und holte einen versiegelten Umschlag hervor, den er Gorian reichte. »Nimm das an dich.«
    »Was ist das?«
    »Ein Dokument, das du Meister Yvaan übergibst. Das ist der Gesandte des Ordens in Basileia, der Hauptstadt des Basilisken-Reichs. Ihm kannst du trauen, und er wird dir weiterhelfen.«
    »Das Basilisken-Reich?«, wunderte sich Gorian.
    »Wenn hier alles zugrunde geht, solltest du dorthin fliehen. Dort wirst du fürs Erste vor Morygors Schergen sicher sein. Und mit Meister Yvaans Hilfe wird es dir vielleicht gelingen, einen neuen Widerstand aufzubauen – mit dem Basilisken-Reich als wichtigstem Verbündeten.«
    »Und was ist mit dem Kaiser? Den Herzögen? Das Heilige Reich ist so groß, es wird niemals an einem Tag oder auch nur in einem Jahr überrannt werden.«
    »Bist du dir da sicher?«, gab Thondaril zurück. »Ich werde dir jetzt noch etwas sagen, was eigentlich noch nicht für deine Ohren bestimmt ist. Es gibt Hinweise darauf, dass dein Vater recht gehabt hat.«
    »Dass der Orden verderbt ist?«
    »Von Verrätern durchsetzt – so wie die Priesterschaft und die Umgebung des Kaisers. Du traust besser niemandem. Jedenfalls nicht über einen gewissen Grad hinaus.«
    Gorian deutete auf die magischen Steine in den Ecken der Meisterzelle. »Deshalb also«, murmelte er.
    Thondaril nickte. »Denke immer daran, du schadest Morygor am meisten dadurch, dass du am Leben bleibst. Ich habe das vielleicht anfangs nicht klar genug erkannt, aber es scheint so zu sein, dass du das einzige Element der Unsicherheit für Morygor bist, der ansonsten das Geflecht der Schicksalslinien so weit zu überschauen vermag wie sonst niemand. Dies ist nicht der Ort, an dem du zum Helden werden sollst, Gorian. Versprich mir, dass du rechtzeitig fliehen wirst, wenn die Lage aussichtslos wird.«
    Gorian zögerte.

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