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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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überwundenen Hafenmauer. Überall sah er die Leichen der Erschlagenen. Tod und Frost hatten ihre Züge gleichermaßen erstarren lassen. Von den Katapulten waren nur hier und dort ein Rad oder ein verkohlter Balken geblieben. Die Angreifer hatten dafür gesorgt, dass ihnen keine dieser Maschinen mehr schaden konnte.
    Gorian stieß den Rächer und das Schwert zurück in ihre Scheiden. Seine Finger waren so kalt, dass er sie kaum von den Griffen der Waffen lösen konnte. Seine Handschuhe steckten hinter dem Gürtel, und es bereitete ihm einige Mühe, sie überzuziehen. Er murmelte einen einfachen Wärmezauber, der die Durchblutung förderte und aus dem magischen Repertoire der Heiler stammte. Sheera hatte ihm diesen Zauber beigebracht.
    Ar-Don war ein paar Schritte von ihm entfernt gelandet und hatte die Flügel zusammengefaltet. Er fauchte und zischelte.
    Der Wärmezauber begann zu wirken, und Gorian bekam wieder Gefühl in den Händen. Ein dringender Gedanke erreichte ihn. Er kam von Ar-Don, war aber so chaotisch, dass er nicht schlau daraus wurde. Es war ein Schwall von Bildern, Formen, Farben.
    »Wir sind jetzt quitt«, sagte er. »Auch wenn du vielleicht gar nicht weißt, was das ist.«
    Ar-Don fauchte erneut.
    Gorians Blick suchte nach Hochmeister Aberian. Er wollte sichergehen, dass der Verräter wirklich tot war. Zwischenzeitlich hatte er sich ja auf erschreckende Weise verwandelt, und Gorian wusste nicht, ob das auf die magischen Fähigkeiten des Schattenmeisters zurückzuführen war oder auf etwa anderes.
    Meister Damaraans Worte fielen Gorian wieder ein, alles, was er über die langsame Verwandlung von Untoten gesagt hatte. Es war gut möglich, dass dies auf Aberian zutraf, schließlich wusste Gorian nicht, wie lange der verräterische Hochmeister schon Morygor gedient hatte, und der Herr der Frostfeste plante immer sehr langfristig.
    Gorian ging auf die Leiche des Hochmeisters zu. Das Fauchen des Gargoyle beachtete er nicht weiter. Aberian lag in seltsam verrenkter Haltung auf dem Eis. Sein Gesicht schien im Tode erstarrt.
    »Fort … warnen …«
    Ein bruchstückhafter Gedanke erreichte Gorian, dazu einige Bilder, die er in ähnlicher Form schon einmal gesehen hatte. Leviathane, die sich über das Eis schoben, erschienen vor seinem inneren Auge, mit einer Intensität, die ihn für einen Moment sogar von Aberian ablenkte.
    »Zu groß, um Gestalt anzunehmen … Ich habe große Furcht … Morygors Schergen sind nah …« Die neuerliche Gedankenbotschaft des Gargoyle war beinahe schon von menschlicher Klarheit.
    »Einen Moment, Ar-Don.« Gorian untersuchte Aberian. Dann nahm er das Amulett des Hochmeisters an sich. Irgendetwas schien damit nicht zu stimmen, doch Gorian hätte nicht zu sagen vermocht, worin sein Unbehagen eigentlich begründet lag. Er konzentrierte seine Kräfte auf das Amulett, und siehe da, es veränderte sich und zeigte schließlich die Caladran-Rune von Morygor. Ein einfacher Illusionszauber hatte die wahre Natur des Amuletts verborgen.
    Plötzlich griff Aberians Hand nach Gorians Fuß, umklammerte seinen Knöchel und verwandelte sich wieder in eine Pranke. Auch Aberians Gesicht veränderte sich und wurde erneut zur tierhaften Fratze. Ein Maul entstand, dessen Raubtierzähne so lang wie die Klinge des Rächers waren.
    Gorian zog mit einer einzigen blitzartigen Bewegung das Schwert aus der Rückenscheide und schlug zu. Der Hieb trennte Aberian den Kopf ab, woraufhin sich der Griff um Gorians Fußgelenk lockerte. Er schüttelte die Pranke ab.
    Das Amulett des Hochmeisters steckte er unter seine Kleidung.
     
    Er bemerkte nicht, wie Ar-Don von der Seite auf ihn zuflog. Plötzlich packte ihn der Gargoyle, krallte sich an seiner Kleidung fest und zog ihn empor.
    »He, was soll das?«, beschwerte sich Gorian, als er im nächsten Moment schon mehrere Masthöhen über dem Eis schwebte.
    Dann aber verstummte er, denn ein riesenhafter Leviathan schob sich über die gefrorene Fläche unter ihm, vom Kopf bis zum Schwanzende mindestens fünfundzwanzig Schiffslängen messend, und rechts und links des Ungetüms stampften berittene orxanische Wollnashörner dahin. Sie wirken winzig gegenüber dem Leviathan, ebenso winzig wie die Armbrustschützen, die auf seinem Rücken hockten. Es waren Menschenkrieger – Untote, wie zu vermuten war. Ihrer Fellkleidung und den bärtigen Gesichtern nach stammten sie aus dem eroberten Torheim. Nun dienten sie in Morygors Höllenheer.
    Der Leviathan war nur die Vorhut eines

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