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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erschlafften, war sein Körper unterhalb des Rippenbogens nur noch feiner schwarzer Staub.
    Ar-Don blickte mit blutverschmiertem Maul auf und sah Gorian an.
    »Den Letzten … töte … selbst!«, erreichte Gorian ein Gedanke, und es war klar, dass damit der in seiner magischen Kraft geschwächte Hochmeister gemeint war. Gorian streckte die Rechte aus, ließ den blutverschmierten Rächer in seine Hand fliegen.
    »Du verfluchter Narr!«, röchelte Aberian. Seine Worte waren kaum zu verstehen, der dazugehörige, bedrängend intensive Gedanke aber sehr wohl. Und offenbar war die Magie in ihm noch immer stark genug, dass ihn der vergiftete Dolch in seinem Körper nicht vollständig lähmte, denn er veränderte seine Gestalt, sein Gesicht nahm tierhafte Züge an, die Hände wurden zu Pranken.
    Er riss sich den vergifteten und noch immer blitzumflorten Dolch aus dem Körper, schleuderte ihn nach Gorian, der diesen Angriff gerade noch rechtzeitig vorausahnte und sich ducken konnte. Der Dolch zerfetzte zischend einen ledergebundenen Folianten in einem der Regale.
    Aberian hob sein Schwert, aber Gorian riss es dem geschwächten Schattenmeister mit der Alten Kraft aus der Hand. Die Waffe prallte gegen die Tür.
    »Töte … selbst!«, meldete sich noch einmal Ar-Don mit einem schon beinahe schmerzhaft bedrängenden Gedanken. »Töte … Morygors … Schergen … oder wieder ich?«
    »Nein!«, widersprach Gorian laut.
    »Dann du …«
    »Er muss mir Fragen beantworten!«
    »Du … nur Scheu vorm Töten …«
    Da stürzte sich das Wesen, zu dem sich Meister Aberian mithilfe seiner Kräfte verwandelt hatte, mit einem tierhaften Schrei auf Gorian. Es prallte mit solcher Wucht gegen ihn, dass Gorian von den Füßen gerissen wurde. Gleichzeitig bohrten sich sein Schwert und Rächer in den Leib des verwandelten Hochmeisters, doch das schien ihm kaum etwas auszumachen. Seine Pranken legten sich um Gorians Hals. Gemeinsam flogen sie durch das von Ar-Don zertrümmerte Fenster, und Gorian spürte einen eigentümlichen Sog, während Aberian sich aufzulösen begann.
    Scheinbar gewichtslos schwebten sie über den inneren Burghof, umgeben von schwarzem Rauch, der wie in einem Strudel immer dichter um sie beide umherwirbelte.
    Gorian begriff. Aberian versuchte ihn mit sich auf einen Schattenpfad zu reißen! Er stieß erneut einen Kraftschrei aus und lenkte alle Magie, die er aufzubringen vermochte, in die Klingen seines Schwerts und des Rächers, wobei Letzterer aufglühte. Sein Kraftschrei zog sich auf seltsame Weise in die Länge, als würde die Zeit selbst gedehnt, und mischte sich mit dem seines Gegners.
    Dann war der schwarze Rauchwirbel plötzlich verschwunden. Gorian fand sich aus großer Höhe fallend in eisiger Luft wieder, in der einen Hand sein Schwert, in der anderen den Rächer. Unter ihm war eine weite grauweiße Fläche, in der die Hafenmauer nur als Kontur auszumachen war und hier und dort Schiffsmasten aus dem Eis ragten.
    Meister Aberian hatte sich wieder verstofflicht und alles Tierhafte verloren. Er blutete stark. Vielleicht lebte er schon gar nicht mehr. Zumindest hatte er nicht mehr genügend Kraft, um sie beide auf dem Schattenpfad zu halten, und so stürzten sie der Eisdecke entgegen, als hätten die Klauen eines Greifen sie aus großer Höhe fallen gelassen.
    Sein bisheriges Leben schien innerhalb eines einzigen Moments vor Gorians innerem Auge vorbeizuziehen. Er sah Sheeras hübsches Gesicht und ihre schlanke Gestalt, Torbas, Meister Thondaril, den Frostgott Frogyrr, seinen Vater … Und dann kehrten seine Gedanken zu jenem Augenblick zurück, als alles angefangen hatte. Der Moment, in dem seine Erinnerung einsetzte. Das Grau des Eises schien sich in das Blau des wolkenlosen Himmels zu verwandeln, den Gorian gesehen hatte, als er als kleiner Junge im Boot seines Vaters erwacht war.
    So schloss sich der Kreis, dachte er. Wenn auch zu früh …

21
     
    Wollnashornreiter
     
    Gorian fühlte einen Ruck, und abrupt endete sein Sturz. Etwas hatte sich in seinem Rücken in sein Wams gekrallt.
    »Nicht sterben«, vernahm er einen Gedanken. »Wieder helfen.«
    Es war Ar-Don.
    Dann folgte ein wildes Fauchen. Gorian sah, wie der Körper des Hochmeisters durch die Luft taumelte, auf dem Eis aufschlug und regungslos liegen blieb.
    Ar-Don hingegen setzte Gorian sanft ab. Dessen Knie fühlten sich weich an, während er auf dem dicken Eis stand, welches das Hafenbecken bedeckte. Er befand sich nahe der von den Nashornreitern

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