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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ließ.
    Aus dem Schatten eines Felsen trat auf einmal eine Gestalt hervor. Der Körper wirkte menschlich, doch der Kopf war nicht zu sehen, denn er wurde völlig von der Schwärze der Nacht umhüllt.

    Thondaril und Torbas erhoben sich ebenfalls, auch Gorian, der den Griff seines Dolchs umfasste. Sheera stellte sich neben ihn, und Zog Yaal war der Letzte, der sich von seinem Platz erhob.
    Nur den Maskierten schien all das nicht zu kümmern. Er harrte am Feuer aus, steckte sich ein Stück Trockenfisch durch den Mundschlitz seiner Maske und sog es mit einem schlürfenden Geräusch in sich hinein.
    »Habe ich’s mir doch gedacht«, murmelte der Namenlose.
    Die Gestalt trat aus dem Schatten heraus, sodass auch der Kopf sichtbar wurde. Er glich dem eines Käfers, große Beißwerkzeuge schimmerten im Mondlicht, die in sensenartigen Klingen endeten.
    Das unheimliche Wesen trug eng anliegende Hosen und einen Brustpanzer aus einem unbekannten, auf jeden Fall aber nicht metallischen Material. Als wären die sensenartigen Beißwerkzeuge an seinem Kopf nicht schon Drohung genug gewesen, führte es noch ein kurzes Schwert an der Seite mit sich und hielt in der Rechten einen Stab aus Metall.
    »Ein Sonnenflüchter«, sagte der Namenlose. »Es kann eigentlich nicht mehr viele von ihnen geben.«
    Die Gestalt mit dem Käferkopf trat näher und hob den Stab, aus dem im nächsten Moment ein Blitz fuhr. Ungefähr zweihundert Schritt vom Lager der Gefährten entfernt schlug er ins Seeufer und tanzte dann über das Wasser, ehe er schließlich verlosch.
    Wenig später tauchten an jener Stelle, wo er ins Seeufer gefahren war, die ersten Steinmahre aus dem Wasser auf und schoben sich mit grunzenden Lauten an Land. Ihre Körper wirkten aufgequollen und erinnerten an Schwämme. Manchen hing noch das Wassergras aus dem Maul, das sie
auf dem Grund des Sees offenbar gefressen hatten, andere schmatzten laut.
    Die ganze Herde blieb dicht gedrängt zusammen, und diejenigen, die bereits an Land waren, machten nur unwillig jenen Platz, die gerade aus dem Wasser stiegen. Immer wieder gab es Gedränge, bis der käferartige Sonnenflüchter erneut Blitze zwischen die Steinmahre sandte, um sie auf diese Weise zu lenken.
    »Ich habe den Eindruck, dass sie uns gar nicht beachten«, sagte Sheera.
    Nun setzte sich der Sonnenflüchter in Bewegung und rannte im Laufschritt zu seiner Herde von Steinmahren. Er kletterte auf einen Felsbrocken am Ufer, sodass er einen guten Überblick hatte, wandte den Käferkopf, bewegte dabei die übergroßen Beißwerkzeuge und schabte sie laut gegeneinander.
    Daraufhin entstanden wie aus dem Nichts weitere Sonnenflüchter, bildeten sich überall aus vollkommen unscheinbaren rötlichen Felsbrocken, auch aus den Heilsteinen, die von dem Körper des Greifen abgefallen waren.
    Es dauerte nur Augenblicke, und Thondaril und seine Begleiter waren von allen Seiten umstellt. Es waren Hunderte von Sonnenflüchtern, die in den Steinen ringsum geschlummert hatten und nun erwacht waren.
    Das Schaben der Beißwerkzeuge bildete einen schauerlichen Chor, lauter als wenn sich alle Scherenschleifer von Port Gryphenklau verschworen hätten, zur selben Zeit in derselben Gasse ihr Handwerk auf möglichst geräuschvolle Weise zu verrichten.
    »Ich hoffe, wenigstens die Voraussicht der Schwertmeister funktioniert noch bei diesen Kreaturen, wenn es zum Kampf kommt«, murmelte Torbas.

    »Keine Sorge, dass tut sie«, versicherte der Namenlose Renegat. »Aber niemand kann in ihre Seelen blicken, wenn sie es nicht wollen. Und keine Magie beeinflusst ihren Geist. Darum kann ich sie auch nicht einfach mit einem Illusionszauber davonjagen.«
    »Und wie machen wir ihnen dann klar, dass wir ihnen nichts Übles wollen?«, fragte Gorian.
    »Da ist besonderes diplomatisches Fingerspitzengefühl gefragt, zumal sie meinesgleichen nicht besonders mögen. Ein sehr intensiver Gedanke erreicht sie vielleicht. Wenn sie es zulassen.«
    »Können sie denn unsere Gedanken erfassen, wenn sie es wollen?«, fragte Gorian. »Gegen unseren Willen, meine ich?«
    Der Namenlose wirkte unruhiger als sonst. »Das ist eine Frage, die selbst während des Krieges, den die Caladran gegen sie führten, nie beantwortet werden konnte. Die Schriften, in denen die verschiedenen Ansichten dazu niedergelegt sind, füllen ganze Bibliotheken.«
    Torbas wollte sein Schwert ziehen, aber der Renegat hielt ihn mit einem sehr energischen Gedanken davon ab. »Gegen diese Übermacht hätte selbst der

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