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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wurde.«
    »Morygor wird aber damit rechnen, dass wir Embador anfliegen«, gab Gorian zu bedenken. »Ich vermute, dass seine Schergen dort bereits auf uns warten, deshalb plädiere ich dafür, diesen Ort zu meiden.« Er wandte sich an Thondaril. »Havalan ist doch die Hauptstadt Westreichs.«
    »Der König residiert dort«, bestätigte Thondaril.
    »Dann gibt es dort sicherlich auch eine Gesandtschaft des Ordens, die uns Unterstützung und Schutz gewähren könnte.«
    »Ja, der Gesandte dort ist Meister Parrach, einer der besten Schattenpfadgänger des Ordens. Angeblich befand er sich ein ganzes Jahr in der Zwischenwelt der Schattenpfade, ohne dass sein Körper danach irgendwelche Zeichen vorzeitigen Alterns zeigte, was für ein außergewöhnlich
großes Talent im Umgang mit der Alten Kraft spricht.«
    »Dann verstehe ich nicht, worüber wir hier noch reden. Wir sollten uns nach Havalan wenden. Am besten nehmt Ihr per Handlichtlesen schon einmal Verbindung mit Meister Parrach auf.«
    »Genau das werde ich nicht tun«, widersprach Thondaril. »Und dass es dort eine Gesandtschaft gibt, ist auch eher ein Grund, nicht nach Havalan zu fliegen.«
    »Wie sollen wir das verstehen?«, frage Sheera. »Ist Meister Parrach etwa ein Verräter?«
    »Nun, er wäre nicht der Erste, der sich Morygors Einflüsterungen ergibt. Und nach dem, was wir schon an Verrat innerhalb des Ordens erleben mussten, möchte ich kein Risiko eingehen.«
    »Steht Ihr mit jemandem in der Gesandtschaft von Havalan in Handlichtverbindung?«, fragte Gorian. »Hat Euch jemand vor Meister Parrach gewarnt?«
    »Ich hatte Verbindung zu Meister Shabran. Er ist der zweitjüngste Ordensschüler, dem je die Meisterwürde angetragen wurde«, erklärte Meister Thondaril und fügte mit einem Gedanken, der nur für Gorian bestimmt war, hinzu: » Du weißt, welcher Narr der jüngste war!« Laut fuhr er fort: »Doch der Kontakt zu Meister Shabran brach ab, und ich muss das Schlimmste befürchten.«
    »Also geht es doch nach Embador«, stellte Torbas fest. »Ich hoffe nur, dass das kein Fehler ist.«
    Thondaril sah Gorian für einen Moment sehr ernst an. »Ich denke, es ist deine Aufgabe, den Gargoyle in die richtige Richtung zu lenken.«
    Gorian nickte. »Ja, Meister.«
    Er nahm gedankliche Verbindung zu Ar-Don auf und
empfing sogleich einen Schwall von Eindrücken, die zunächst sehr verwirrend auf ihn wirkten. Es dauerte einige Augenblicke, bis sich das scheinbare Chaos klärte, und Gorian erkannte, dass es sich um Erinnerungen an Flüge nach Embador handelte. Centros Bals Greif war die Strecke offenbar oft genug geflogen, um sich jede markante Einzelheit dieses Fluges einzuprägen.
    »Nicht schwierig, den Weg zu finden«, versicherte der Greifengargoyle. » Kenne ihn gut. Oft genug geflogen mit schwerer Gondel.«
    »Bist du immer noch Ar-Don?« , fragte Gorian mit einem besorgten Gedanken.
    »Wer sonst?«, lautete die Antwort. Aber Gorian kannte den Gargoyle inzwischen gut genug, um zu erkennen, dass da noch etwas anderes war. Um ihn zu beruhigen, fügte der Gargoyle hinzu: »Werde die zusätzliche Körpersubstanz rechtzeitig abstoßen, bevor sie mich verändert. Greifenseele ist schwach, daher besteht keine Gefahr.«
    »Wenn du meinst.«
    »Der Greif ist schwach«, wiederholte Ar-Don. »Meister Domrich ist stark. Und der Hass auf Morygor unermesslich.«
     
    Ein böiger, eisiger Wind blies. Die dunkle, vom Schattenbringer verdeckte Sonne stand im Zenit, und trotzdem wollte es nicht richtig Tag werden. Es erinnerte an eine Sonnenfinsternis, wie sie immer wieder mal an genau vorauszuberechnenden Tagen vorkam. Aber die dauerte nie lange. Dieser Schatten jedoch, der das Sonnenlicht schluckte, blieb. Morygor hatte offenbar die Kraft, den fernen Himmelskörper, den man den Schattenbringer nannte, genau dort zu halten, wo er ihn haben wollte.
    Trotz der Kälte und des unangenehmen beißenden Windes
stand Meister Thondaril immer wieder an einem der offenen Fenster und blickte hinaus, um diesen beängstigenden Anblick in sich aufzunehmen.
    »Der Schattenbringer scheint nicht groß genug zu sein, um die Sonne vollständig zu verdecken«, meinte Sheera, die sich irgendwann zu ihm gesellte. »Es gelangen immer noch wärmende Strahlen bis nach Erdenrund. Offenbar geht Morygors Plan nicht ganz so auf, wie er es sich vorgestellt hat.«
    Thondaril wandte den Blick. »Es wäre schön, wenn es so wäre«, sagte er. »Aber reck deinen Daumen, sieh aus dem Fenster, und versuche mit der

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