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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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»Und was wollte Morygor von dir?«

    »Seine Worte waren… unverständlich. Ja, unverständlich, aber zugleich auch irgendwie einschmeichelnd.«
    Thondaril trat an Zog Yaal heran, legte ihm eine Hand auf den Kopf und konzentrierte seine Kräfte. Seine Augen wurden dabei schwarz, und die Hand leuchtete für einen Moment von innen heraus, sodass die Knochen zu sehen waren.
    Als er sie zurückzog, taumelte der Greifenreiter einen Schritt zurück. »Was … habt Ihr getan, Meister Thondaril?«
    Der gab darauf keine Antwort. Stattdessen sagte er: »Wenn sich Morygor noch einmal an dich wendet, dann offenbare dies sofort!«
    »Ja«, murmelte der Greifenreiter mit starren, weit aufgerissenen Augen. Dann fragte er zaghaft: »Glaubt Ihr, ich werde seinen Einflüsterungen ein weiteres Mal widerstehen können? Schließlich verfüge ich über keinerlei magisches Talent.«
    »Ein solches Talent ist keineswegs eine Garantie, wie ich inzwischen aus eigener Erfahrung weiß. Niemand ist vor Morygors Einfluss wirklich gefeit.«
    Bevor an einen Aufbruch zu denken war, musste die Gondel zumindest notdürftig repariert werden. Die Verglasung war zersplittert, und die noch in den Fensterrahmen steckenden Glasstücke wurden entfernt, damit sich niemand daran verletzte.
    Zog Yaal und Gorian überprüften unterdessen die Seilschlangen. Ein paar von ihnen waren beim Überfall der Schattenreiter erschlagen worden.
    »Das war kein Zufall«, glaubte Zog Yaal. »Denen war klar, dass wir genug Seilschlangen brauchen, wenn wir von hier fortwollen.«
    »Reichen die vorhandenen noch aus, um die Reise fortzusetzen?«, fragte Gorian.
    Zog Yaal nickte. »Ich denke schon. Allerdings bin ich
gespannt, wie sie darauf reagieren, wenn sie auf einmal an einem Riesengargoyle hängen.«
    »Lassen wir es darauf ankommen«, meinte Gorian.
     
    Bis zum Morgengrauen brauchten sie für die Reisevorbereitungen. Die Sonnenflüchter weckten unterdessen die Steinmahre. Überall gerieten die Felsen in Bewegung und verwandelten sich in breiartige, formlose Körper, die zu dem trockenen See hinrutschten. Gierig begannen sie die Wasserpflanzen zu verzehren. Offenbar waren die Sonnenflüchter bestrebt, auch den letzten Steinmahr aus seiner Starre zu wecken und auf den schlammigen Seegrund zu treiben.
    »Sie werden lange nicht mehr grasen können, sobald die Sonne die Wasserpflanzen verdorrt«, sagte Sheera, die etwas abseits stand. Gorian suchte ihre Nähe, weil sie sich seit dem Tod des Greifen gedanklich noch mehr zurückgezogen hatte. Die Tatsache, dass ihre Augen noch immer vollkommen schwarz waren, obwohl der Kampf mit den Schattenreitern längst vorbei war, bestätigte seinen Verdacht, dass irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte.
    »Der See wird irgendwann wieder Wasser führen«, sagte er. »Die Sonnenflüchter und Steinmahre werden in ihrer versteinerten Form so lange ausharren.«
    Sheera nickte und sah ihn mit ihren vollkommen schwarzen, blicklosen Augen an. »Ich habe vergeblich versucht, die schädlichen Auswirkungen der Caladran-Heilmagie zu bekämpfen«, erklärte sie. »Aber ich war nicht stark genug. Die Heilmagie des Namenlosen war wie Gift für den Greifen.«
    »Die unsere konnte ihm aber auch nicht helfen.«
    »Ja, das mag sein.«
    »Ar-Don wird uns sicherer ans Ziel bringen, als jeder Greif das vermag.«

    »Ich hoffe, du behältst recht.«
    »Sheera?«
    »Ja?«
    »Warum verschließt du deine Gedanken auf einmal vor mir?«, fragte Gorian stumm.
    Sie aber antwortete mit ihrer normalen Stimme: »Verbindung ist Stärke.«
    »Eines der Axiome des Ordens«, erkannte er.
    »Und ich bin schwach. Das ist die Erklärung, Gorian. Nichts weiter.« Stumm fügte sie hinzu: » Es gibt keinen anderen Grund.«
    Die Sonne stieg über die Berge und bot einen Anblick, der alle bis ins tiefste Mark schaudern ließ. Der Schattenbringer bedeckte so gut wie die gesamte Sonnenscheibe und ließ nur einen schmalen Lichtkranz von ihr sehen.
    »Die Nacht wird von nun an nicht mehr vom Tag abgelöst, sondern nur noch von der Dämmerung«, sagte Sheera erschüttert. »Die Macht Morygors spiegelt sich am Himmel wider. Er kontrolliert selbst die Gestirne. Was hier in diesem Tal geschehen ist, war kein Sieg, sondern nur eine Rettung für den Moment.«
    Auch Thondaril blickte kurz zu der dunklen Sonne hoch, deren Feuer nur noch ein rötlicher Flammenkranz war. Dann konzentrierte er sich wieder darauf, die Meisterringe der vernichteten Schattenkrieger einzusammeln, soweit er sie

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