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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ausreichen, um jedem klarzumachen, wie es um Erdenrund bestellt ist. Selbst wenn unser Plan gelingen sollte und wir Morygor besiegen, wird danach nichts mehr so sein wie bisher.«
    Sie gelangten in einen großen Raum, in dessen Mitte sich
ein gläserner, nach oben hin offener zylinderförmiger Behälter befand. Darin befand sich offenbar Meerwasser. Darauf deutete jedenfalls der salzige Geruch hin, der den Raum erfüllte.
    In diesem mindestens vier Schritt durchmessenden Behälter schwamm ein fischähnliches Wesen. Neben den Seitenflossen wuchs ihm ein Paar sehr kräftiger Arme aus dem Körper. Die Hände hatten fünf breite Finger und einen Daumen mit einem dolchartigen Krallennagel, und zwischen den Fingern spannten sich Schwimmhäute. Das Gesicht hingegen wirkte beinahe menschlich.
    Ein Oger-Wächter und ein großköpfiger Zahlenmagier standen links und rechts des gläsernen Wasserbottichs. Die deutlich hervortretenden Adern an dem übergroßen Hinterkopf des Zahlenmagiers begannen schneller zu pulsieren, als er von seinem kleinen Stehpult aufblickte, das er wohl zur Listenführung brauchte. Er betrachtete die Ankömmlinge und schien ein gutes Geschäft zu wittern. Um das zu erkennen, brauchte man kein magisches Talent, ein Blick in seine gierig funkelnden Augen genügte.
    »Seid gegrüßt und willkommen!«, sagte der Zahlenmagier dreimal hintereinander in drei verschiedenen Sprachen – Gryphländisch, Westreichisch und Heiligreichisch.
    Gorian hatte seinen Sprechstein bereits mit Magie zum Schweigen gebracht, was die anderen nun nachholten.
    »Wie lange werdet Ihr in Embador bleiben?«, fragte der Zahlenmagier auf Westreichisch, das dem Heiligreichischen so eng verwandt war, dass es keine großen Verständigungsschwierigkeiten zwischen Angehörigen beider Sprachgruppen gab.
    »Ich hoffe, dass wir gegen Mitternacht wieder fort sind«, kündigte Thondaril an.

    Der Fischlinger ruderte aufgeregt in seinem gläsernen Wasserbehälter. Der war in ein Gestänge aus dunklem Hartholz eingefasst, sodass Oger ihn wie eine Sänfte tragen konnten.
    Die Gesten des Fischlinger waren offenbar eine Art Zeichensprache, die der Zahlenmagier zu deuten wusste. »Mein Herr Greshshsht sagt, dass Ihr den Gondelplatz, den Ihr belegt, dennoch für die ganze Nacht bezahlen müsst. Damit kommt er Euch sehr entgegen, denn normalerweise wird er für ein ganzes Jahr vermietet.«
    Thondaril erinnerte sich an Zog Yaals Worte, denen zufolge man den Schutzgeldvermittlern nicht zu viel Geld in den Rachen werfen durfte, wollte man sich ihren Respekt verdienen. »Das Fischgesicht bekommt eine gryphländische Kupfermünze, mehr nicht. Übersetzt ihm das!«
    »Das brauche ich nicht«, erklärte der Zahlenmagier. »Die Tatsache, dass Fischlinger fast stumm sind, weil sie nur wenige Laute bilden können, heißt nicht, dass sie auch taub wären. Die Flüssigkeit überträgt den Schall Eurer freundlichen Worte nur noch eindringlicher, und ich versichere Euch, dass er jedes davon versteht. Herr Greshshsht beherrscht nämlich mindestens fünf Menschensprachen. Das sind zumindest die, von denen ich weiß, und Heiligreichisch gehört dazu.«
    Der Fischlinger geriet mehr und mehr in Unruhe. Er wand sich mehrfach in seinem gläsernen Wasserbehälter und schien sich gar nicht mehr beruhigen zu wollen.
    »Vielleicht ist diese Verhandlungsstrategie doch nicht ganz die richtige«, raunte Torbas dem Greifenreiter zu, und tatsächlich machte Zog Yaal eine Miene, als würde nicht alles so laufen wie von ihm gewünscht.
    Doch auf einmal wurde Greshshsht vollkommen ruhig.
Er drückte sein abgesehen von der fehlenden Nase sehr menschlich wirkendes Gesicht gegen das Glas und machte große Augen, so als wollte er sich die neuen Kunden ganz genau ansehen. Gorian spürte einen Schwall sehr wirrer Gedanken, zu fremdartig, um sie mithilfe der Alten Kraft zu lesen.
    Der Fischlinger machte ein paar Gesten, aus denen der Zahlenmagier offenbar zunächst nicht schlau wurde. Er musste noch einmal nachfragen, was er sowohl in der Zeichensprache als auch auf Westreichisch tat.
    Der Fischlinger wiederholte seine Gesten, und Gorian hatte den Eindruck, dass er seine Bewegungen diesmal noch schneller ausführte.
    »Er sagt, dass er eine besondere Kraft spüre«, erklärte der Zahlenmagier und wog den übergroßen, völlig haarlosen Kopf. Das Geflecht der dunkelblauen Adern trat noch deutlicher hervor.
    »Ich habe nicht gewusst, dass dein Volk die Alte Kraft kennt«, sagte Thondaril an

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