Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Greshshsht gewandt. Von den Fischlingern wusste man im Heiligen Reich ohnehin nur wenig. Ihre Heimat waren die Weiten des Meeres von Ost-Erdenrund, und Westreich war das einzige Land, in dem sie mit den Menschen in nennenswerter Häufigkeit Kontakt hatten.
    Gorian wusste davon nur vom Hörensagen. In der Bucht von Thisilien, wo er aufgewachsen war, hatte es nie Fischlinger gegeben, und so war er auch zuvor noch nie einem von ihnen begegnet.
    Greshshsht fuchtelte erneut mit den Armen herum, und der Zahlenmagier übersetzte die Zeichen in Worte. »Die Alte Kraft ist allgegenwärtig, und jedes Wesen kann sie mit mehr oder weniger Geschick einsetzen. Die Fischlinger benutzen
sie für die Jagd auf die Neunarmkraken in der Tiefsee, die von den Menschen überall im Westreich als Delikatesse geschätzt werden und …«
    »Wir haben nicht viel Zeit«, unterbrach ihn Meister Thondaril. »Lasst uns weiter über das Schutzgeld für unsere Gondel verhandeln.«
    »Wir verhandeln vielleicht über Euer Leben«, ließ der Fischlinger durch den Zahlenmagier übersetzen. »Der Preis einer Kupfermünze ist akzeptiert, Eure Gondel steht bis zum Morgengrauen unter unserer Bewachung.«
    »Wir danken«, sagte Meister Thondaril.
    Der Fischlinger ruderte mit seinen Armen ein wenig zurück und verharrte schließlich fast senkrecht im Wasser, so als würde er dort stehen, den Kopf dabei nach vorn gereckt. Er streckte seine linke Schwimmhaut-Hand aus und deutete mit dem Zeigefinger geradewegs auf Gorian.
    »Du!«, stieß er dazu mit dumpfer, sehr tiefer Stimme hervor. »Du!« Er bewegte dabei den Mund mit vorgestülpten Lippen, was ihn sehr viel fischartiger als zuvor wirken ließ. Mehrere hintereinander gestaffelte Zahnreihen wurden dabei sichtbar. Dann begann er erneut hektisch zu gestikulieren.
    »Alle sollen den Raum verlassen«, übersetzte der Zahlenmagier und richtete den Blick auf Gorian. »Alle außer dir.«
    »Was will Greshshsht von meinem Schüler?«, mischte sich Meister Thondaril ein.
    »Greshshsht ist hier der Herr«, erklärte der Zahlenmagier sehr ernst. »Ich würde niemandem empfehlen, sich mit den Ogern anzulegen, die in seinen Diensten stehen.«
    »Macht Euch keine Sorgen, Meister«, sagte Gorian. »Ich fühle mich nicht in Gefahr.«

    Alle außer Gorian verließen den Raum, auch die Oger-Wachen. Greshshsht wartete ab, bis die Tür hinter ihnen geschlossen war. Dann bedeutete er Gorian näher zu kommen.
    »Du!«, drang es noch einmal dumpf aus dem gläsernen Behälter. Greshshsht presste die Stirn an das Glas und bedeutete Gorian mit Gesten, es ihm gleichzutun.
    Also legte auch Gorian die Stirn gegen das Gefäß. Dabei spürte er einen ganz schwachen Gedankenstrom. Er war zu wirr und zu fremdartig, um ihm irgendeine Bedeutung entnehmen zu können. Nur eines spürte Gorian sehr deutlich: den unbedingten Wunsch, ihm etwas mitzuteilen, und zwar ausschließlich ihm; niemand sonst sollte davon erfahren.
    Und da war auch etwas wie Furcht oder ein eisiger Schauder.
    Der Fischlinger presste auch noch die Handflächen gegen das Glas, und Gorian machte es ihm instinktiv nach. Es zischte, als plötzlich bläuliche Blitze durch die Scheibe zwischen den Handflächen hin und her zuckten.
    Gorians Augen wurden vollkommen schwarz, und dasselbe geschah auch mit denen Greshshshts. Die Blitze verebbten, und die Gedanken des Fischlingers gewannen plötzlich überraschend an Klarheit und Deutlichkeit.
    »Du bist derjenige, der Waffen aus Sternenmetall trägt – einen Dolch und ein Schwert«, flüsterte die Gedankenstimme so verhalten, dass Gorian die Alte Kraft konzentrieren musste, um sie zu verstehen. Auch die Fischlinger benutzten diese Art der Magie, aber auf eine völlig andere Weise, was wohl zur Folge hatte, dass die Verständigung per Gedankenübertragung sehr anstrengend war.
    Trotzdem zog es Greshshsht vor, sich auf diesem Weg an Gorian zu wenden, anstatt die Übersetzerdienste des Zahlenmagiers in Anspruch zu nehmen. Offensichtlich wollte er
sich mit dem Ordensschüler austauschen, ohne dass ein Zeuge anwesend war. Und da gab es kaum eine andere Möglichkeit der Verständigung als diese, denn der Sprechstein aus dem Basilisken-Reich, den Gorian noch immer bei sich trug, übersetzte nur gesprochene Worte, nicht aber eine Zeichensprache aus Gebärden.
    »Woher weißt du von meinen Waffen?«, fragte Gorian mit einem sehr eindringlichen Gedanken. Vielleicht war er etwas zu eindringlich, denn dort, wo sich die Hände von beiden Seiten

Weitere Kostenlose Bücher