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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hat mir beim Umgang mit den Tieren zugesehen und kennt sich mit ihnen noch besser aus als
Torbas. Er kann zwar ihre Qualität nicht beurteilen – das wird meine Aufgabe sein -, aber er kann mir dabei helfen, sie herzuschaffen, ohne dass die verrückt werden, was bei einem Besitzerwechsel leicht passieren kann. Und ihr kümmert euch um die Vorräte. Auf dem Markt herrschen keine besonderen Regeln, die beachtet werden müssen, und die Haltbarkeit und Verträglichkeit der Speisen, die man in eurer Heimat nicht kennt, wird Sheera als Heilerin einschätzen können«
    »Heil schülerin «, korrigierte Thondaril, dem der Vorschlag aus irgendeinem Grund nicht zu gefallen schien. Aber er stimmte schließlich dennoch zu, denn so konnten sie die Stadt vielleicht schon lange vor Mitternacht verlassen.
     
    Je weiter die Dämmerung voranschritt, desto mehr Laternen wurden in Embador entzündet. Die Stadt glich bald einem einzigen Lichtermeer. Da die Glasbläserkunst in Westreich so weit fortgeschritten war wie nirgends sonst, hatten die Laternen die kunstvollsten Formen. Viele stellten Geistergesichter dar, so filigran bearbeitet, dass man glauben konnte, sie würden jeden Moment zum Leben erwachen.
    »Sie sollen Glück bringen«, erklärte Zog Yaal, während er sich zusammen mit Gorian auf dem Weg zu einem Seilschlangenzüchter durch ein Gewirr enger und von vielen Menschen überlaufender Gassen bewegte. Die Priesterschaft des Verborgenen Gottes hatte sich offenbar mit den Geisterdarstellungen der Laternen arrangiert, auch wenn sie ganz sicher nicht den Lehren entsprachen, die der Bischof von Atrantia vertrat. Aber an den Laternenpfählen hingen Gebetszettel aus Pergament mit dem Siegel der Priesterschaft.
    Ein Fischlinger ließ sich von zwölf Ogern in seinem Glasbottich
eine der Gassen entlangtragen. Das Sänftengestell, in das der Glasbehälter eingepasst war, hatte man mit einem Überzug aus Blattgold versehen. Dahinter zogen weitere Oger einen großen Handkarren, in dem ein toter Neunarmkrake lag. Außerdem folgten mehrere bewaffnete Krieger – sowohl Menschen als auch Oger – und einige Zahlenmagier, die zum Gefolge des Fischlinger zu gehören schienen. Auf dem Handkarren balancierte ein dressierter Affe herum, der beständig damit beschäftigt war, Salz über den Körper des Neunarmkraken zu streuen.
    Der Zug kam vom Hafen her und war offenbar auf dem Weg zu einem der Märkte von Embador. Gorian und Zog Yaal blieb nichts anderes übrig, als sich in eine Hausnische zu drücken, so wie andere Passanten auch, von denen einer sagte: »Lange her, dass ein solcher Fang hier angeboten wurde.«
    »Darum steigen die Preise für Neunarmkraken mittlerweile ins Unermessliche«, sagte ein anderer.
    »Das hier ist noch ein mickriges Exemplar.«
    In diesem Moment setzte leichter Schneeregen ein.
     
    Die Seilschlangenzüchter von Embador waren alle in derselben Gasse zu finden. Nach Zog Yaals Meinung reichten sechs zusätzliche Schlangen aus, und Gorian hatte keinen Grund, dem Sachverstand des Greifenreiters anzuzweifeln. Der traf seine Wahl sehr schnell und wirkte dabei absolut sicher.
    Er überprüfte kurz jede Schlange dahingehend, wie genau sie auf Befehle reagierte. Anschließend gebot er allen sechs, sich derart zusammenzurollen, dass man sie wie Schärpen um den Oberkörper tragen konnte.
    Jeder von ihnen nahm drei von ihnen, und Gorian bezahlte
mit den Silberstücken, die Meister Thondaril ihm gegeben hatte. Dann machten sie sich auf den Rückweg.
    Inzwischen herrschte tiefe Nacht. Mond und Sterne waren in einer so hell erleuchteten Stadt wie Embador ohnehin nicht zu sehen, weil das Licht der Laternen sie überstrahlte, zudem aber hatte sich der Himmel mit einer dunklen, drohenden Wolkendecke zugezogen, und der Schneeregen wurde immer heftiger. Auch wehte mittlerweile ein eisiger Wind und riss hier und dort einige der Gebetszettel von den Laternenmasten, die wie Laub durch die Gassen gewirbelt wurden.
    Gorian wunderte sich darüber, dass ihn Zog Yaal auf einem anderen Weg zum Gondelplatz zurückführte als dem, den sie gekommen waren, fragte aber nicht nach dem Grund dafür.
    Sie gelangten in eine einsame Gasse, die aber dennoch gut beleuchtet war; etwas anderes schien in Embador nicht geduldet zu werden. So standen auch hier die kunstvollen Laternen mit ihren Geistergesichtern und den Gebetspergamenten in regelmäßigen Abständen. Bei den Gebäuden rechts und links der Gasse musste es sich um Lagerhäuser

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