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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Handelshauses eingearbeitet, dem offenbar auch das Lagerhaus gehörte, denn das gleiche, aus einer stilisierten Blüte bestehende Wappen prangte auch neben der Tür.
    Die beiden Oger-Wächter traten näher und sahen sich um.
    »Gibt es hier irgendwelche Schwierigkeiten?«, fragte einer von ihnen und verschränkte die mächtigen Arme vor der Brust. Er sprach ein sehr einfaches Westreichisch, das auch jeder Heiligreicher verstehen konnte.
    »Ein paar ungehorsame Seilschlangen, das ist alles«, behauptete Gorian.
    »Ist aber kein Grund, hier so einen Krach zu schlagen!«
    »Schon klar«, sagte Gorian hastig, da er nicht auf eine längere Diskussion mit den Oger-Wächtern aus war.
    Der zweite Oger streckte den Arm aus und deutete auf Zog Yaal. »Es ist mir gleichgültig, warum du den Kerl so zugerichtet hast, aber ich gebe euch den guten Rat, eure Streitigkeiten in Zukunft anderswo auszutragen.«
    »Wir sind schon so gut wie weg«, versicherte Gorian.
    »Ihr seid doch fremd hier«, begann der andere wieder.
    »Das ist richtig«, bestätigte Gorian.
    »Und wem bezahlt ihr Schutzgeld?«
    »Wir stehen unter dem Schutz von Herrn Greshshsht«, antwortete Gorian schnell, denn er hegte den Verdacht, dass sich die beiden Oger vielleicht ein paar Münzen dazuverdienen wollten, indem sie zwei Schutzlose ausraubten. Zwar zweifelte er nicht daran, notfalls mit ihnen fertig zu werden, denn der Kampfkunst eines Schwertmeisters war auch der stärkste Oger in der Regel nicht gewachsen, aber die Zeit
drängte, und davon abgesehen gab es nichts, was Gorian mehr verabscheute als sinnlosen Kampf.
    »Herr Gershshsht?«, echote einer der Oger, wobei er das Wort »Herr« auf eine Weise betonte, die Gorian nicht gefiel. »Ich fürchte, euer Schutz ist abgelaufen, und ihr solltet euch schleunigst einen neuen erkaufen.«
    »Schließlich sind nicht alle Wächter so nett wie wir«, ergänzte der andere.
    In diesem Augenblick spürte Gorian, dass Meister Thondaril versuchte, mit ihm über Handlichtlesen in Verbindung zu treten. Aber er wollte abwarten, bis sich die beiden Oger wieder ins Gebäude zurückgezogen hatten.
    »Wenn ihr einen neuen Schutz braucht, dann kommt einfach bei Sonnenaufgang hierher. Bis dahin müsst ihr auf euch allein gestellt überleben, denn vorher untersagen die Gesetze von Embador einen Wechsel des Schutzgebers.«
    »Was ist denn mit Greshshsht?«, fragte Zog Yaal.
    Einer der Oger wandte den Kopf, um ihm einen finsteren Blick zuzuwerfen, der andere war bereits wieder im Lagerhaus verschwunden. »Er ist tot! Die Nachricht verbreitet sich gerade wie ein Lauffeuer.«
    Als auch der zweite Oger weg war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ Gorian ein Licht in seiner Handfläche entstehen, in dem das Gesicht von Meister Thondaril erschien. »Kommt sofort zum Gondelplatz. Mit oder ohne Seilschlangen, das ist vollkommen gleich. Die Dinge haben sich hier sehr ungünstig entwickelt.«
    Gorian und Zog Yaal sammelten die verbliebenen vier Seilschlangen ein, und der junge Greifenreiter weckte sie aus ihrem leblosen Zustand, indem er jede an einer ganz bestimmten Stelle berührte. Daraufhin wickelten sie sich von selbst auf, wie man es von ihnen gewohnt war.

    »Sie scheinen perfekt zu gehorchen«, bemerkte Gorian.
    »Natürlich tun sie das. Das haben sie auch, als sie versucht haben, dich umzubringen.«
    Jeder von ihnen hängte sich zwei der Seilschlangen über die Schulter. Gorian zögerte einen kurzen Moment, denn die Erinnerung daran, dass ihn diese Wesen beinahe umgebracht hätten, war noch allzu frisch. Zog Yaal bemerkte es und sagte: »Wenn du jemanden fürchten musst, dann mich und meine innere Schwäche, nicht die Seilschlangen.«
    »Was ist mit deinen Wunden?«
    »Es geht schon. Du scheinst ein halber Heiler zu sein.«
    »Ich wäre vielleicht schon ein ganzer, würde es die Ordensburg auf Gontland noch geben.«
     
    Sie beeilten sich, zum Gondelplatz zu gelangen. Zog Yaal hatte keine Schwierigkeiten, mit Gorian mitzuhalten. Er sah mit seinem blutverschmierten Gesicht und der blutdurchtränkten Kleidung furchtbar aus, war aber körperlich wieder bei Kräften. Offenbar sprach er auf einfache Heilmagie gut an. Und vielleicht verlieh ihm auch die wachsende Erkenntnis, dass er tatsächlich einer überlegenen Macht widerstanden hatte, zusätzliche Energie.
    Als sie den Gondelplatz erreichten, herrschte dichtes Schneegestöber, und der kalte Wind war noch beißender geworden. Der große Platz bot nicht den Schutz der engen

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