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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Gorian ein.
    Er schreckte auf, als der Maskierte plötzlich hochsprang und zur Gondeltür stürzte. Blitzschnell riss er sie auf und trat hinaus auf den kleinen Balkon davor.
    Eine eisige Brise blies herein, und sofern überhaupt jemand unter den Gondelinsassen etwas Schlaf gefunden hatte, waren nun zweifellos alle hellwach.
    Eine gewaltige Hand schien die Gondel zu packen und sie gegen ihre Flugrichtung zu reißen. Gorian musste sich festhalten, Ar-Don stieß ein durchdringendes Kreischen aus.
    Währenddessen richtete der Maskierte sein Schwert in die Nacht, und abermals verwandelte sich die Klinge in eine Flamme, die einen Augenblick später weit hinaus in die Dunkelheit zuckte, wobei sie diesmal allerdings mit dem Schwertgriff verbunden blieb. Der Maskierte schwang die Waffe ein paar Mal hin und her, sodass der Flammenstrahl durch die dichten Wolken schnitt, und gellende Schreie mischten sich in das Tosen des Winds.
    Dann zog sich der Flammenstrahl zurück, verwandelte sich wieder in eine Schwertklinge, und der Maskierte schloss die Gondeltür.

    »Ein paar Schattenreiter«, offenbarte er lakonisch. »Wie es aussieht, reichen ihren Pferden ein paar dunkle Wolken unter den acht Hufen.«
    Die Gondel schaukelte heftig, da die Kraft, die sie zuvor gepackt hatte, sie wieder freigegeben hatte, und Ar-Don bemühte sich, sie wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Dem Maskierten machte das Geschaukel nichts aus, er stand sicher auf beiden Beinen, während alle anderen entweder hilflos durchs Gondelinnere rutschten oder sich irgendwo festklammern mussten.
    Er ging zu einem der Fenster, kratzte mit dem Handschuh die Eisblumen weg und blickte hinaus.

19
    In der Stadt der Himmelsschiffe
    Im Morgengrauen klarte der Himmel auf, doch es wurde aufgrund der verdunkelten Sonne nicht wirklich hell. Hier und dort waren sogar vereinzelt Sterne zu sehen.
    Doch so schwach der Feuerkranz auch war, der den Schattenbringer zu umschließen schien, sein bisschen Sonnenglut reichte aus, den eisigen Hauch des Frostreichs zu vertreiben, das bislang einen Bogen um jenes Seegebiet machte, in dem die Inseln der Caladran lagen. Auch die Eisblumen an den Fenstern schmolzen nach und nach.
    Obwohl Gorian kaum geschlafen hatte, war er hellwach. Ihm fiel auf, dass der Namenlose von einer zunehmenden Unruhe erfasst war. Immer wieder trat er zu einem der Fenster, um kurz hinauszusehen. Danach kniff er jedes Mal die Augen wie unter einer großen Anstrengung zusammen, massierte sich mit Daumen und Zeigefinger die Schläfen und murmelte Worte auf Caladranisch, von denen Gorian vermutete, dass es sich bei ihnen um Formeln handelte, die der inneren Stärkung dienten.
    Seinen Geist verschloss der uralte Caladran-Renegat nun vollkommen. Was auch immer in seinem Inneren vorging, er war offenbar der Ansicht, dass es keinen seiner Begleiter etwas anging.
    Irgendwann ließ Ar-Don einen durchdringenden Ruf
hören, und am Horizont wurden kleine schwarze Punkte sichtbar, die rasch größer wurden.
    Es handelte sich um Himmelsschiffe der Caladran.
    Majestätisch schwebten sie heran. Sie hatten sehr unterschiedliche Größen, manche von ihnen waren länger als drei oder vier westreichische Galeeren und die Außenwandungen höher als selbst die der bauchigsten Kogge des gesamten Heiligen Reichs, andere waren schmal und verhältnismäßig klein. Die Aufbauten schimmerten messingfarben. Schlaff hingen die Segel von den Masten, unbeeinflussbar von irdischem Wind, sondern nur dazu geschaffen, jene metamagischen Schwingungen einzufangen, mit deren Energien sich die Himmelsschiffe fortbewegten.
    An einigen der Schiffe entdeckte Gorian Apparaturen, die Katapulten glichen. Einige ähnelten Armbrüsten, sodass sich Gorian ihre Funktionsweise zumindest ungefähr denken konnte, andere bestanden aus scheinbar willkürlich zusammengefügten messingfarbenen Rohren und Metalltrichtern, bei denen es sich entweder um magische Waffen oder vielleicht auch um Vorrichtungen handelte, die in irgendeiner unbegreiflichen Weise der Navigation oder der Kontrolle jener geheimnisvollen Kräfte diente, die diese Schiffe in die Höhe steigen ließen.
    Viele Magiermeister des Ordens hatten Jahre damit verbracht, das Geheimnis der Gewichtslosigkeit zu erforschen. Aber sie waren dabei ebenso erfolglos geblieben wie bei dem Versuch, das Rätsel der metamagischen Schwingungen zu entschlüsseln. Selbst die Zuhilfenahme von Kopien magischer Schriften der Caladran, die auch der Orden gekauft und in seinen

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