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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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es dir bestätigen; es ist tatsächlich so.«
    »Dann verstehe ich Eure Ruhe nicht.«
    »Ein Caladran-Leben ist lang, daher haben sie normalerweise viel Zeit, darüber nachzudenken, was getan werden muss – und manchmal tun sie dann am Ende gar nichts.
Daran wirst du mit deiner Ungeduld nichts ändern, Gorian. Selbst ich habe das vor langer Zeit nicht geschafft.« Der Namenlose seufzte. »Die Menschen sind mir immer fremd geblieben – aber nun, da ich hierher zurückgekehrt bin, fällt mir erst auf, wie fremd mein eigenes Volk mir geworden ist.«
    Noch etwas bereitete Gorian Sorge, nämlich dass er Ar-Don allein bei der Gondel zurücklassen musste. Mehr als einmal hatte sich der Gargoyle als unberechenbar erwiesen, und irgendwelche Irritationen bei ihren caladranischen Gastgebern waren das Letzte, was sie in ihrer gegenwärtigen Lage brauchen konnten. Offenbar war es doch nicht so einfach, ein Bündnis mit ihnen zu schließen, wie er nach dem freundlichen und offenbar durch den Namenlosen in entscheidender Weise vorbereiteten Empfang zunächst zu hoffen gewagt hatte.
    Der Gargoyle aber beruhigte ihn erneut mit einer Gedankenbotschaft. »Ar-Don wird sich gut benehmen«, versprach er. »Ist zahmer Greif. Keine Wut.«
    »Das ist gut«, antwortete ihm Gorian.
    »Meister Domrichs Seelenteil schläft. Darum kein Zorn.«
    »Warum sollte Meister Domrich zornig auf die Caladran sein?«
    »Sieht in jedem Caladran-Gesicht Morygors Ebenbild. Aber schläft. Greifenseele stark. Ar-Don stark. Und Meister Domrich hat Augen geschlossen …«
     
    Sie folgten der Königlichen Garde und der schwebenden Metalltruhe durch ein Portal, das in einen hallenartigen Raum führte. Mitten in diesem Raum befand sich eine ovale Öffnung. Ein tiefer Schacht gähnte dort, und zu Gorians Erstaunen marschierten die Caladran-Krieger einfach weiter. Aber sie fielen nicht in die Tiefe, sondern schwebten langsam
den Schacht hinab, und jene Krieger, die die Truhe in ihre Mitte genommen hatten, hielten dabei sogar ihre Formation ein.
    Auch der König schritt in den Abgrund und hielt dabei zärtlich die Hand seiner Gemahlin, sodass beide ein Bild vollendeter Anmut boten, während sie – scheinbar leicht wie Federn – in die Tiefe sanken.
    »Das Geheimnis der Gewichtslosigkeit!«, stieß Gorian hervor.
    »Schreite mutig voran, Gorian. Dir wird nichts geschehen«, sagte der Namenlose.
    »Ich hatte angenommen, dass der Zauber der Gewichtslosigkeit nur in den Himmelsschiffen Anwendung findet«, gab Meister Thondaril ausnahmsweise seine Unwissenheit zu.
    »Nein, dieser Zauber ist das wichtigste Transportmittel innerhalb Caladranias«, erläuterte der Namenlose. »Ein ganzes Netz von Schächten durchzieht den Stadtbaum und ermöglicht es, innerhalb sehr kurzer Zeit von einem Ende zum anderen dieser gewaltigen Stadt zu gelangen.«
    »Und ich kann nichts dabei verkehrt machen?«, fragte Zog Yaal etwas besorgt.
    Der Namenlose lächelte überlegen. »Es ist gefährlicher und weitaus unsicherer, sich auf dem Rücken eines unberechenbaren Greifentiers in die Höhe zu schwingen, als sich in diesen Schacht zu begeben.«
    »Und wie weiß ich, wo ich ankommen werde, und vermeide eine harte Landung?«
    »Der Zauber erkennt deine Absichten aus den kleinsten Regungen deiner Muskeln und deine Gedanken.«
    Der Namenlose trat einen Schritt vor und schwebte dann ebenfalls nach unten. Nacheinander folgten Gorian, Sheera,
Torbas und die anderen. Selbst der Maskierte zog in diesem Fall diese Art der Fortbewegung jener durch den Stein vor, obwohl es für ihn zweifellos möglich gewesen wäre, sich auch per Steinreise durch die ganze Stadt zu bewegen.
    Gorian erkannte, dass er seine Fallgeschwindigkeit tatsächlich durch puren Willen beeinflussen konnte. Zog Yaal aber, der zwar auch nach einigem Zögern in den Schacht gestiegen war, bremste seinen Fall so stark ab, dass er schließlich wieder emporzuschweben begann.
    »Das ist die falsche Richtung!«, rief Meister Thondaril. »Als Repräsentant der Greifenreiter darfst du bei offiziellen Anlässen nicht fehlen. Also anders herum!«
    Zog Yaal prallte mit einem Soldaten zusammen, der als einer der Letzten in den Schacht gesprungen war. Ein zweiter wich dem Greifenreiter gerade noch aus, ehe dieser es schaffte, seinen Aufstieg wieder zu bremsen. Danach hing er schwerelos im Schacht, offenbar glichen sich seine Bestrebung, nach unten zu gelangen, und seine Furcht vor der Tiefe gegenseitig aus.
    Der Namenlose bemerkte es, stoppte seinen

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