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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Caladran-König wechselte in die Sprache der Gryphländer, die er perfekt beherrschte. »Seid gegrüßt, Zog Yaal. Eigenartig, Ihr seid der Einzige, über den mir gar nichts übermittelt wurde.«
    »Seit den Tagen König Song Mols sind unsere Völker verfeindet. Doch diese Feindschaft ist selbst nur noch eine Legende.« Zog Yaal deutete auf die schwebende Truhe. »Was Euch gestohlen wurde, soll zurückgegeben werden.«
    Der König der Caladran verriet durch nichts, wie er die Worte des Greifenreiters aufnahm. Stattdessen ging er auf Gorian zu und blieb dicht vor ihm stehen. Gorian spürte, wie ein fremder Geist den seinen zu durchforschen versuchte.
    »Erstaunlich«, sagte Abrandir schließlich. »So viel Begabung bei einem Nicht-Caladran.« Er wandte den Kopf und sah Torbas an. »Und es gibt zwei deiner Art. Zwei, die offenbar zusammengehören wie die beiden Hände eines Kriegers.« Er streckte die Hände aus, die Linke richtete er auf Torbas, die Rechte auf Gorian, und die Augen beider wurden sofort vollkommen schwarz.
    »Habt Ihr gefunden, wonach Ihr suchtet?«, fragte Gorian.
    Der König der Caladran gab darauf keine Antwort. Dafür erreichte Gorian ein Gedanke, der gar nicht für ihn bestimmt war. Er kam von Orawéen. »Diese beiden könnten tatsächlich stark genug sein, die Gestirne zu beeinflussen. Wir brauchen sie.«
    Gorian hob den Blick und sah Orawéen an. »Und wir brauchen die Magie der Caladran, ehrenwerte Königin!«
    Abrandirs Gemahlin erschrak. Sie hatte nicht damit gerechnet,
dass irgendjemand außer ihrem Mann ihre Gedankenbotschaft empfing. Doch sogleich zeigte ihr Gesicht wieder den Ausdruck perfekten Gleichmuts, und laut sagte sie: »Es scheint, als hätte ich Euch sogar noch unterschätzt, werter Gorian.«
    »Ich will Morygors Schicksalslinie kreuzen. Morygor weiß, dass es geschehen wird, und darum fürchtet er sich vor mir und versucht verzweifelt, mich zu töten.«
    Einige Augenblicke herrschte Schweigen. Meister Thondaril bedachte Gorian mit einem tadelnden Blick, weil sein Schüler seiner Meinung nach zu offen vorgegangen war. Aber ein anderer war durchaus zufrieden mit ihm. Es war der Namenlose. »Gut so. Jeder Augenblick, den wir mit belanglosem Geschwätz verschwenden, nutzt nur Morygor.«
    »Behalte sie hier. Es könnte sich lohnen«, sandte Orawéen einen Gedanken an ihren Mann, und sie machte sich diesmal nicht die Mühe, ihn vor Gorian verbergen zu wollen. Wahrscheinlich sollte er sogar ihr Wohlwollen zur Kenntnis nehmen.
    »Ihr sollt unsere Gäste sein«, erklärte König Abrandir laut und vernehmlich und fügte mit seiner Gedankenstimme hinzu: » Alles Weitere wird sich zeigen.«
    Gorian fragte sich, für wen diese letzte Botschaft wohl bestimmt war. Möglicherweise war sie an den gesamten Hofstaat oder sogar alle Einwohner des Stadtbaums von Caladrania gerichtet.
    »Was ist mit mir?« , dröhnte im nächsten Moment die Gedankenstimme des Maskierten in den Köpfen aller Anwesenden. » Bin auch ich Euer Gast?«
    Abrandir, der sich bereits abgewandt hatte, drehte sich wieder herum. »Meine Worte schließen niemanden aus«, erklärte er. »Auch nicht Euch, wer immer Ihr sein mögt.
Da Ihr zum Gefolge der beiden Sternenmetall-Schwertträger gehört, sollt auch Ihr hier willkommen sein, so wie alle anderen.«
    Nach diesen Worten wandte sich Abrandir seinen Soldaten zu. »Ruft alle Schamanen und Magier zusammen, die sich derzeit in Caladrania aufhalten! Die gestohlenen Schriften sollen in die Halle des Geistes gebracht werden!«
    »Sehr wohl, mein König!«, bestätigte der Kommandant der Königlichen Garde.
    »Und außerdem sollen sich alle Mitglieder des Kronrats einfinden. Dies ist ein bedeutender Augenblick, der feierlich begangen werden sollte!« Nach einer kurzen Pause fügte er noch, an den Namenlosen Renegaten gerichtet, hinzu: »Ihr und Euer Gefolge werdet dabei sein und Eure Forderung vortragen!«
    »Ich danke Euch, werter Abrandir.«
    Die schwebende Truhe wurde von den Kriegern in die Mitte genommen. König Abrandir und seine Gemahlin folgten dem Zug, und auch die Gäste reihten sich ein.
    Gorian schritt neben dem Namenlosen und raunte ihm zu: »Wir haben keine Zeit für Feiern und Zeremonien. Sieht denn von den Caladran niemand zum Himmel, wo der Schattenbringer die Sonne schon fast gänzlich verdeckt hat?«
    »Der Sonnenkranz wird von Tag zu Tag schmaler«, stimmte ihm der Namenlose zu. »Die Augen eines Menschen können den Unterschied nur grob abschätzen, aber ich kann

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