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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Abstieg und blickte empor. »Sei eindeutig in deinem Willen und deinen Gedanken, Mensch!«, rief er. »Sonst überträgt sich die Verwirrung auf den Zauber!«
    Blitze zuckten bereits an zwei Stellen aus dem Nichts heraus, etwa eine Handbreit über Zog Yaals Kopf und unmittelbar unter seinen Füßen. So als ob zwei widerstreitende Kräfte an ihm zogen, schwebte er einmal eine Handbreit empor, dann wieder hinab.
    »Na los!«, ließ der Namenlose noch eine Ermahnung mit einem sehr eindringlichen Gedanken folgen.
    Doch die beiden Kräfte schienen immer heftiger an Zog Yaal zu zerren. Ihm standen die Haare zu Berge, die Arme
wurden ihm nach oben gezogen, sodass es aussah, als wäre er auf eine unsichtbare Streckbank gespannt.
    Da griff der Maskierte ein. Auch er hatte seinen Flug abgebremst und schwebte stehend im Schacht. Er hob die Hand, ein himmelblauer Lichtball bildete sich in der Handinnenfläche und schoss auf Zog Yaal zu, traf den Kopf des Greifenreiters und zerplatzte dort.
    Zog Yaals Kopf sackte augenblicklich nach vorn, und gleichzeitig endete der Kampf der zwei widerstrebenden Kräfte. Zog Yaals regungsloser Körper schwebte langsam abwärts, wie von einer unsichtbaren Hand behutsam getragen.
    »Er ist nur bewusstlos«, erklärte der Maskierte. »Auf diese Weise bringt ihn der Zauber der Gewichtslosigkeit wie einen Gegenstand nach unten und wird nicht durch seine Furcht verwirrt.«
    Gorian setzte auf einem Marmorboden auf, in dem immer wieder wechselnde und sich verändernde Caladran-Runen aufleuchteten.
    »Wir sind dem Zugang zum Reich des Geistes sehr nahe«, erklärte der Namenlose, der neben ihm landete.
    »Ich möchte mehr darüber erfahren.«
    »Das wirst du, Gorian. Aber sei vorsichtig. Das Reich des Geistes ist Quelle ungeahnter Gefahren für jeden, der nicht daran gewöhnt ist. Also tu nichts, ohne mich zu fragen. Nichts, hörst du?«
    »Gewiss«, murmelte Gorian.
    Aber er schien die Worte des Namenlosen kaum wahrgenommen zu haben. Gebannt starrte er auf die sich verändernden Runen auf dem Boden. Er spürte eine Kraft, wie er sie nie zuvor wahrgenommen hatte, mächtiger als alles, was er kannte, und eine Mischung aus Schauder und Faszination
überkam ihn. Er hörte einen fernen Chor von Gedankenstimmen. Es waren unzählige, und sie schienen in irgendeinem Zusammenhang mit den Runen zu stehen. Zuerst glaubte er, dass sie Caladranisch sprachen, aber dann war er sich nicht mehr sicher. Er verstand zunächst Bruchstücke dessen, was sie sagten, dann ganze Sätze, und auf einmal war ihm die Bedeutung der aufleuchtenden Runen so klar, als würde er diese fremden Schriftzeichen schon sein halbes Leben lang selbst benutzen. Es war so vieles, worüber die Stimmen sprachen, und Gorian hatte das Gefühl, jeder von ihnen zuhören und sie verstehen zu können. Sie sprachen von Magie, vom Wissen über die Bewegungen der Gestirne, davon, wie die Sterne das Schicksal des Einzelnen bestimmten, aber auch davon, wie es möglich war, dass ein Einzelner die Gestirne beeinflusste, so wie es Morygor derzeit tat. Das alles mischte sich mit Bildern und Gedanken aus ferner Vergangenheit.
    Die Stimmen erzählten von den ersten Himmelsschiffen, die aus dem Westen kommend die Inseln der Caladran erreicht und die Sonnenflüchter in blutigen Schlachten vertrieben hatten.
    Caladir …
    Der Name ihres legendären Anführers und ersten Königs, von dem sich der Name dieses Volkes ableitete. Er hatte die Himmelsschiffe hergeführt, zu den westlichen Inseln eines Kontinents, den die Caladran Bathranor nannten und der bei den Menschen als Ost-Erdenrund bekannt war.
    Aber da waren auch Bilder, Worte, undefinierbare Töne und andere Eindrücke aus einer noch ferneren Vergangenheit, die mit einem Juwel von gleißender Leuchtkraft und einem weißhaarigen Magier zu tun hatten, der beinahe eins wurde mit dem Licht, das aus dem Edelstein in seiner Hand
drang. Als er zu sprechen begann, fühlte Gorian einen stechenden Schmerz im Kopf.
    Und im nächsten Moment eine eiskalte Hand.
    »Nein!«
    Der Schmerz ging von dem eindringlichen Gedanken des Namenlosen aus, dessen bleiche Hand auf Gorians Nacken lag. Von einem Augenblick zum anderen war die Verbindung zu all dem, was Gorian gerade wahrzunehmen begonnen hatte, abgerissen.
    » Die Versuchung ist groß, Gorian. Erliege ihr später!«
    Gorian konnte nichts darauf erwidern. Er spürte das starke Verlangen, die Verbindung wieder aufzunehmen. Der Gedanke, von diesem schier unendlichen Quell des

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