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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hingegen war äußerst redselig und erzählte auch, warum es seinem Herrn so wichtig war, dass sie Felsenburg noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichten. »Es ist wegen den Fledermenschen. Sie kommen des Nachts aus dem Schatten der tiefen Erdspalten.«
    »Auch hier, so nahe Gryphenklaus?«, fragte Sheera und runzelte die Stirn.
    »Ja, aber hier gibt es nur noch sehr wenige von ihnen, und das sind auch Einzelgänger, die nicht in Rudeln auftreten«, gab Fentos Roon zu. »Im Nordwesten jedoch sind sie sehr zahlreich. Zwischen Mittelgryphland und der Grenze nach Mitulien erstrecken sich weite öde Gebiete, wo sie in sehr tiefen Schluchten hausen. Dieses Land gehört zwar offiziell noch zum Greifenreiter-Reich, aber kein gryphländischer König hat dort je wirklich geherrscht, auch wenn sich das jeder Mensch und jeder Greif wünschen mag.«
    »Wieso sich jeder menschliche Bewohner dieses Landes das wünscht, leuchtet mir ein«, bekannte Torbas. »Aber wieso erwähnst du die Greifen? Auf deren Wünsche wird doch hierzulande kaum Rücksicht genommen. Ich meine, zumindest habe ich noch nie davon gehört, dass ein Greifenreiter sein Reittier gefragt hätte, ob das Reiseziel seinen Wünschen entspräche oder die Gondel nicht zu schwer sei.« Er lachte kurz auf, aber sein Humor fand bei keinem der anderen Anklang.
    »Ich kann dir sagen, weshalb sich die Greifen nichts sehnlicher wünschten, als dass ein starker gryphländischer König diese Gebiete beherrschte«, sagte Fentos Roon sehr ernst, und sein Tonfall machte deutlich, dass man hierzulande keine Witze über diese Angelegenheit riss. »Die Fledermenschen jagen sie. Das ist der Hauptgrund dafür, dass die Anzahl der wilden Greifen im Landesinneren immer mehr
zurückgeht. Vor langer Zeit tobte der Legende nach ein Krieg zwischen Fledermenschen und Greifen. Letzteren fehlte die Schläue ihrer Gegner, und so waren sie im Nachteil und wären beinahe ausgerottet worden. Daher schlossen sie einen Pakt mit den Menschen, die sich bereits an der Küste angesiedelt hatten und bisher vergeblich versuchten, ins Landesinnere vorzudringen. Die Greifen boten den Menschen ihre Dienste an, und im Gegenzug machten die Menschen aus den Greifen eine Streitmacht, die sich gegen die Fledermenschen behaupten konnte.«
    »Und auf diese Weise wurden die Fledermenschen besiegt?«, fragte Torbas.
    »Nein«, widersprach Fentos Roon. »Es war einer der ersten Könige Gryphlands, der dafür verantwortlich war. Er reiste einst zu den Inseln der Caladran, denn in jener Zeit gab es noch keine Feindschaft zwischen unseren Ländern …«
    »Was auf ein Bündnis in der Zukunft hoffen lässt«, warf Sheera ein.
    Fentos Roon wiegte skeptisch den Kopf. »Um das zu beurteilen, sollte man das Ende der Geschichte kennen.«
    Gorian hob die Augenbrauen. »Dann spannt uns nicht länger auf die Folter«, verlangte er auf Gryphländisch; bisher war die Unterhaltung auf Heiligreichisch geführt worden, das auch Fentos Roon gut beherrschte.
    »Dieser König hieß Song Mol«, fuhr Fentos Roon fort, »und wurde zu einer Sagengestalt, um die sich alle möglichen furchtbaren Geschichten ranken und mit der man bei uns kleine Kinder erschreckt.«
    »Was hat er getan?«
    »Er brachte von den Inseln der Caladran einen Zauber mit, um die Fledermenschen dort zu bekämpfen, wohin
ihnen niemand folgen mochte – in den tiefsten Schattenschlünden der gryphländischen Gebirgszüge. Er hatte den Caladran den Zauber geraubt, und die Legendenerzähler in Port Gryphenklau nennen es den ersten Zauberraub.«
    »So gab es also noch einen zweiten?«, fragte Gorian.
    Fentos Roon nickte nur, um dann seine Geschichte weiterzuerzählen: »Mit dem Zauber, den Song Mol von den Inseln der Caladran mitbrachte, beschwor er die Feuerdämonen, die in den Tiefen der Erdspalten schliefen und nur daraus hervorkommen, wenn sie auf die richtige Weise gerufen werden. Genau das tat Song Mol.«
    »Also war er in der Lage, die Magie der Caladran anzuwenden, obwohl er ein Mensch war?«, staunte Gorian.
    »Das ist nur eine Legende«, mischte sich Thondaril ein, der sehr wohl ahnte, warum Gorian dieser Punkt so wichtig war. »Ihren Wahrheitsgehalt können wir nicht überprüfen.«
    »Die Feuerdämonen quollen aus den Erdspalten«, erzählte Fentos Roon, »und da sie die Tiefenbereiche der Schluchten als ihr eigenes Reich ansahen, vernichteten sie die Fledermenschen dort. Manchen von ihnen gelang zwar die Flucht, und sie kehrten später zurück. Aber seit jenen

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