Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
langer Zeit wieder bei ihm gemeldet hatte.
    Er hatte ihm während des Kampfes am Speerstein von Orxanor beigestanden und ihn schließlich zurück zu seinen Gefährten gebracht. Seither war Ar-Don spurlos verschwunden, und das, obwohl er Gorian zuvor stets überallhin gefolgt war.
    In Gryphenklau hatte Gorian immer wieder mithilfe seiner magischen Sinne versucht, Verbindung zu ihm aufzunehmen. Manchmal hatte er geträumt, dass der zwielichtige, höchst eigenwillige und bisweilen zur Grausamkeit neigende Gargoyle des Nachts durch ein offenes Fenster hereingeflogen kam, wie es in der Vergangenheit des Öfteren geschehen war. Aber nichts dergleichen hatte sich ereignet.
    Gorian hatte nach langem Zögern Thondaril darauf angesprochen, der Ar-Don stets mit großem Misstrauen begegnet war. »Mag sein, dass er dir das Leben gerettet hat«, hatte ihm der zweifache Ordensmeister geantwortet. »Aber
du musst immer damit rechnen, dass er eines Tages erneut unter den Einfluss Morygors gerät, mag er seinen ehemaligen Herrn auch noch so hassen.«
    Auch Thondaril hatte den Namen vernommen, den Gorian der Ordensschülerin zugeflüstert hatte, und fragte: »Er hat dir eine Botschaft geschickt?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Was war der Inhalt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sich Ar-Don in allergrößter Not befinden muss, denn ich empfand tiefste Qual und höchste Verzweiflung.«
    »Dann sei besonders vorsichtig, sollte er dir irgendwann wieder begegnen«, riet Thondaril.
    »Warum sagt Ihr das, Meister?«
    »Ahnst du es wirklich nicht? Es könnte sein, dass die Qualen, die diese Kreatur erleidet, ihr in den Folterkellern von Morygors Frostfeste zugefügt werden, weil unser Feind ihn gerade erneut zu seinem Werkzeug macht. Also hüte dich vor ihm!«

5
    Schatten über Felsenburg
    Die Stunden gingen dahin, und Centros Bals Greifengondel ließ schließlich das zerklüftete Gebirge im Südwesten Gryphlands hinter sich. Bis zum mittelgryphländischen Bergrücken erstreckte sich eine öde Senke Hunderte von Meilen weit, wie Gorian sie noch nie zuvor gesehen hatte. Eine Wüste aus schwarzem, sehr feinem Staub, der hin und wieder vom Wind zu säulenartigen Wirbeln aufgeweht wurde. Die Staubsäulen hatten Ähnlichkeit mit wandelnden Schattenpfadgängern, kurz bevor sie an ihrem Zielort verstofflichten. Auch türmte der Wind den schwarzen Staub zu gewaltigen Wanderdünen auf.
    »Scheint so, als wäre an den Legenden von den Feuerdämonen tatsächlich etwas dran, so verbrannt, wie das hier aussieht«, äußerte Torbas mit gerunzelter Stirn, während er angestrengt aus einem der verglasten Fenster blickte.
    »In Gryphenklau nennt man die Senke zwischen den Gebirgen auch die Aschewüste«, bestätigte Fentos Roon. »Hier lebt niemand. Es gibt keinen Ort in ganz Ost-Erdenrund, der so vom Tod gezeichnet ist wie dieses Land.«
    Auf einmal war ein durchdringender ächzender Laut zu hören, der wie das Räuspern einer riesenhaften Kreatur klang.
    »Der Greif!«, kommentierte Fentos Roon. »Die Tiere reagieren
empfindlich auf den feinen Aschestaub, der hier ständig aufgewirbelt wird. Mein Herr wird den Greifen höher steigen lassen.«
    Tatsächlich war gleich darauf der heftigere Flügelschlag des Greifen zu spüren, denn die Gondel geriet dabei leicht in Schwankungen.
    Auch den Seilschlangen schien der Aschestaub nicht zu behagen, denn sie zischelten protestierend.
    Nur hin und wieder waren am Horizont einzelne Greifenreiter zu sehen, die das unwirtliche Land ebenfalls so schnell wie möglich zu überqueren suchten. Sie lebten zumeist in den vereinzelten Residenz-Höhlen, die es in den schroffen Felsmassiven des mittelgryphländischen Bergrückens gab.
    Fentos Roon machte einen besorgten Eindruck. Er sah immer wieder aus dem Fenster und sagte schließlich: »Ich kann nur hoffen, dass es meinem Herrn gelingt, den Greifen zu größerer Eile anzutreiben. Die Dämmerung bricht bald herein …«
    Tatsächlich wurde der Flügelschlag des Greifen etwas kräftiger, und die Fluggeschwindigkeit nahm leicht zu. Schließlich erreichten sie die ersten Ausläufer des Berglandes, an dessen Nordwestseite sich Felsenburg befand.
    Sie ließen die Aschewüste hinter sich und überflogen wieder stark zerklüftetes Land. Die Felsmassive ragten noch ein Stück höher auf als in dem weiter südlich gelegenen Bergland, und die Schluchten schienen noch tiefer.
    Der Greif stieß immer wieder stöhnende Laute aus. Sie befanden sich in einer Höhe, in denen

Weitere Kostenlose Bücher