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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Tagen sind sie für den König von Gryphland keine ernstzunehmenden Gegner mehr. Allerdings hatte die Sache einen Haken. Die Feuerdämonen ließen sich nämlich nicht wieder bannen. Sie verweigerten Song Mol den Gehorsam und verwüsteten das Land. Die Gebiete zwischen Felsenburg und der mitulischen Grenze waren einst fruchtbar und ebenso das Tal zwischen den südlichen Bergen und dem mittelgryphländischen Bergrücken. Nun wächst dort nichts mehr. Die Feuerdämonen wüteten immer weiter und drohten das ganze Königreich zu vernichten. Song Mols Kenntnisse der Caladran-Magie aber waren lückenhaft und reichten einfach
nicht aus, die Kreaturen wieder zu bannen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als erneut zu den Caladran zu fliegen, um Abbitte zu leisten und sie um Hilfe anzuflehen. Doch die Caladran wiesen ihn zurück. Es kümmerte sie nicht, dass viele Gryphländer durch die Feuerdämonen ihr Leben verloren. Der Untergang des Königreichs wäre die gerechte Strafe dafür, dass Song Mol den Zauber gestohlen hatte …«
    »Du hast fürwahr ein Talent zum Geschichtenerzählen«, unterbrauch ihn Torbas, und in seinen Worten schwangen sowohl Spott als auch Anerkennung mit. »Auf jeden Fall würdest du damit dein Auskommen in den Straßen von Port Gryphenklau finden, sollte dein Herr eines Tages zu der Ansicht gelangen, auf einen Zweiten Greifenreiter verzichten zu können, der ja ohnehin kaum zum Einsatz kommt.«
    »Diese Geschichten kennt in Gryphland jedes Kind«, erwiderte Fentos Roon. »Wer damit Geld verdienen will, indem er sie an Straßenecken erzählt, muss sie schon sehr gut auszuschmücken wissen, um noch irgendein Greifenküken aus dem Bau zu locken.«
    »Offenbar gelang es den Feuerdämonen nicht, das ganze Greifenreiter-Reich zu zerstören«, mischte sich Gorian ein. »Was hat sie aufgehalten?«
    »Es war ein Caladran«, antwortete Fentos Roon. »Niemand kennt seinen Namen, die Legenden nennen ihn nur den Namenlosen Renegaten, und sicherlich war es nicht nur sein ihn plagendes Gewissen, das ihn so handeln ließ, sondern er war aus irgendeinem Grund ein Verfemter seines Volkes. Jedenfalls beging er den zweiten Zauberraub und brachte dem König von Gryphland eine Anzahl sehr wertvoller magischer Schriften.«
    »Ich nehme mal an, dass der Namenlose Renegat die
Caladran-Magie richtig anzuwenden wusste und die Feuerdämonen bannte«, warf Sheera ein.
    »Ja«, bestätigte Fentos Roon, »so war es.«
    »Aber der Raub dieser magischen Schriften…«, begann Gorian.
    Fentos Roon nickte. »… war der Beginn der ewigen Feindschaft zwischen Caladran und Greifenreitern. Die Caladran verlangten ihre Rückgabe und die Auslieferung des Namenlosen Renegaten. Song Mol lehnte dies ab.«
    »Was wurde aus dem Namenlosen Renegaten?«, wollte Gorian wissen.
    Fentos Roon hob die Schultern. »Es gibt Dutzende sich teils heftig widersprechender Geschichten über sein weiteres Schicksal. Wahrscheinlich ist keine von ihnen wahr.«
    In diesem Augenblick spürte Gorian einen Schmerz, der wie ein Messer durch seinen Kopf fuhr.
     
    Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass dieser Schmerz von einer Gedankenstimme ausgelöst wurde, die ungeheuer schrill in seinem Schädel widerhallte und von einem Schwall völlig ungeordneter Bilder begleitet wurde, Farben, Formen und Eindrücke, zwischen denen es keinerlei Zusammenhang zu geben schien und die schließlich in einem bunten, immer dunkler werdenden Strudel verwischten.
    Seine Augen wurden schwarz, er presste Daumen und Zeigefinger beider Hände gegen die Schläfen.
    Sheera berührte ihn an der Schulter, aber das bekam er kaum mit. Auch ihren fragenden Gedanken nahm er nur wie ein sehr fernes Echo wahr.
    »Was ist?«
    Dann war es plötzlich vorbei. Sheera sah ihn an, und er erwiderte den Blick.

    Er versuchte sich an Einzelheiten aus dem chaotischen Bilderschwall zu erinnern, an irgendetwas, das ihm vielleicht Aufschluss darüber geben konnte, mit welchem Geist er soeben in Verbindung gestanden hatte.
    Da sah er etwas vor seinem inneren Auge, das ihm wie eine Erinnerung schien: Ein etwa katzengroßes geflügeltes Wesen mit einer Haut wie aus Stein flog über eine verschneite eisige Ödnis und hielt ihn mit seinen übergroßen Klauen am Wams gepackt.
    Doch es waren nicht seine eigenen Erinnerungen, wie Gorian sofort klar war, denn er war zu diesem Zeitpunkt bewusstlos gewesen.
    »Es war Ar-Don«, murmelte er Sheera zu. Er war sich vollkommen sicher: Es war der Gargoyle, der sich nach

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