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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Selbst bei allergrößter Eile besteht die Gefahr, dass wir das Bündnis mit den Caladran zu spät schmieden, weil sich Morygors Frostreich inzwischen bis an die Südküste Ost-Erdenrunds ausgebreitet hat und der Schattenbringer das Sonnenlicht vollkommen verschlingt.«
    »Ich schlage vor, Ihr bezieht zunächst einmal Eure Quartiere«, antwortete Oras Ban verstimmt. »Ihr, Meister Thondaril, und Euer gesamtes Gefolge seid meine Gäste, und es soll Euch an nichts fehlen. Was Euer Anliegen betrifft, so werde ich darüber beraten.«
    »Beraten?«, fragte Thondaril verständnislos. »Ich habe hier ein von Demris Gon gesiegeltes Dokument! Der Befehl des Königs ist unmissverständlich! Wollt Ihr etwa den Willen Eures Herrschers missachten?«
    »Keinesfalls, Meister Thondaril«, erwiderte Oras Ban dünnlippig. »Aber Ihr müsst Verständnis dafür haben, dass ich zunächst mit dem Bibliothekar sprechen möchte. Ich versichere Euch, Euch nicht zu lange warten zu lassen.«
    Nach diesen Worten kommandierte er Hauptmann Bram Segg dazu ab, den Gästen ihre Quartiere zu zeigen.
     
    Es waren einfache Wohnhöhlen, die in mancherlei Hinsicht den Zellen in der Ordensburg ähnelten. Aber das lag nicht daran, dass man den Gästen die Möglichkeit zur geistigen Versenkung und Sammlung der inneren Kräfte geben wollte, sondern war aus rein baulichen und architektonischen Gründen so, schließlich hatte man all diese Räume in den Fels schlagen müssen.
    Damit dennoch Tageslicht in die Kammern drang, gab es ein ausgeklügeltes System von schmalen Schächten und
Spiegeln. Auf diese Weise fiel am Tage Licht durch Deckenöffnungen in die sehr einfach eingerichteten Räume und wurde von fluoreszierenden Steinen aufgenommen, die es in der Nacht wieder abgaben. Wollte man sich zur Ruhe legen, konnte man den fluoreszierenden Stein mit einem blickdichten Tuch abdecken, das dafür bereitlag.
    Gorian und Torbas mussten sich einen der wenigen größeren Räume teilen, alle anderen bekamen Einzelquartiere zugewiesen. Gorian war das nur recht. Vielleicht konnten die Gespräche, die sie unweigerlich führen würden, eine Brücke zwischen ihnen spannen, damit sie jene unsichtbare Kluft überschreiten konnten, die sie beide seit ihrer Rückkehr aus dem Frostreich trennte.
    »Ich habe eine Botschaft von Ar-Don empfangen«, berichtete er seinem Gefährten, als sie schließlich allein in ihrem Quartier waren. »Er braucht Hilfe. Ich weiß, dass er irgendwo gefangen gehalten und schrecklich gequält wird.«
    »Dann wird ihn Morygor wieder in seine Gewalt gebracht haben«, war Torbas überzeugt.
    »Das befürchtete auch Thondaril schon.«
    »Aber du bist anderer Ansicht?«
    Gorian zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir eigentlich sicher, dass er hier ganz in der Nähe ist.«
    Torbas runzelte die Stirn, dann wechselte er scheinbar das Thema. »Ich fürchte, dass wir uns länger als geplant auf Felsenburg aufhalten werden. Der Verwalter ist offenbar nicht gewillt, sich so ohne Weiteres Thondarils Autorität zu beugen. Das Dokument König Demris Gons scheint ihn mehr zu verärgern denn gefügig zu machen.« Er ließ sich auf die schmale Pritsche nieder. »Ich fürchte also, du wirst Zeit genug haben, herauszufinden, ob dein Verdacht bezüglich des Gargoyles stimmt.«

    Gorian nickte und sah Torbas geradewegs an, der seinem Blick bisher ausgewichen war. »Ich brauche vielleicht deine Hilfe.«
    Torbas verzog den Mund, und Gorian fragte sich, wie er diesen Gesichtsausdruck deuten sollte. War das Spott? Verbitterung? Vielleicht von beidem etwas und dazu noch ein paar weitere Nuancen, die Gorian ebenso wenig gefielen.
    »Hilfe? Du?«, fragte Torbas schließlich. »Welche Art von Hilfe könnte jemand mit deinen außerordentlichen Fähigkeiten denn benötigen?«
    »Ich meine es sehr ernst, Torbas.«
    Torbas schmälerte die Augen. »Ich ebenfalls, Gorian. Aber du redest so, als würdest du daran zweifeln, dich weiterhin auf mich verlassen zu können. Wenn dein Plan nicht bar jeder Vernunft ist, werde ich dir helfen. Und wahrscheinlich selbst dann, wenn dein Vorhaben vollkommen verrückt sein sollte.«
    »Gut zu wissen«, murmelte Gorian.
    Im nächsten Moment gesellte sich Sheera zu ihnen. Sie bewohnte eine Wohnhöhle am Ende des Gangs. »Meister Thondaril möchte, dass ihr zwei euch bereit macht.«
    »Bereit? Wofür?«, fragte Torbas erstaunt.
    »Oras Ban gibt ein Bankett zu unseren Ehren«, erklärte Sheera. »Und danach, so hat er Meister Thondaril ausrichten

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