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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Quartier. »Es ist ungewiss, wie lange wir hier noch festgehalten werden«, erklärte er Gorian, Sheera und Torbas.
    »Gibt es keinen Weg, sich mit Gewalt zu holen, was man uns freiwillig nicht herausrückt?«, fragte Torbas. »Wenn wir einige der Schriften rauben und dann zu den Caladran fliegen, werden die uns das vielleicht als Freundschaftsdienst anrechnen.«
    »Das kann ich nicht empfehlen«, mischte sich Sheera ein. Sie strich sich eine Strähne ihres Haars aus dem Gesicht und sah Torbas an. »Hast du nicht die gewaltige Kraft gespürt, über die der Namenlose verfügt?«
    »Wir sind zu viert, und unsere Kräfte sind auch nicht gerade klein. Außerdem haben wir noch das hier.« Er zog Schattenstich aus der Scheide seines Wehrgehänges. »Wir sind im Besitz von zwei Klingen aus Sternenmetall, und damit dürfte sich wohl selbst diese uralte Kreatur besiegen lassen. Ha, bezeichnet Menschen als Söhne des Todes und
hat seine eigene Zeit doch in Wahrheit längst hinter sich! Ein mit Magie aufgeladener Untoter, kein bisschen lebendiger als so manche finstere Gestalt, die in Morygors Reihen kämpft! Davor sollten wir uns nicht fürchten.« Er steckte Schattenstich zurück in die Scheide und wandte das Gesicht Thondaril zu. »Was meint Ihr, Meister? Ich nehme nicht an, dass Ihr als Sohn des Todes, wie der Namenlose Euch bezeichnet, auch noch ein Sohn der Furcht seid.«
    Doch Thondaril hörte Torbas nicht einmal richtig zu. Er schien mit seinen Gedanken weit entfernt, rieb sich das Kinn und entschied dann: »Wir werden uns vorerst in Geduld üben. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Der Namenlose Renegat ist zu mächtig, als dass wir ihn uns zum Gegner machen dürfen. Dabei würden wir nur unsere Kräfte aufreiben, und das käme einzig Morygor zugute.« Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Irgendetwas geht hier vor. Etwas, das ich noch nicht so recht begreife …«
    Er hob die Hand, und ein Lichtstrahl fuhr aus der Handinnenfläche, traf die Wand und erzeugte dort einen Lichtkegel, so groß wie ein Kriegerschild. Eine Landkarte war darin zu sehen. Sie ähnelte jenen Karten aus der Bibliothek der Ordensburg vor deren Zerstörung und zeigte das Heilige Reich und die angrenzenden Länder.
    »Wie ihr wisst, stehe ich über das Handlichtlesen ständig mit anderen Ordensbrüdern in Verbindung und kann daher ungefähr abschätzen, wie weit sich Morygors Reich bereits ausgedehnt hat und wohin er seine Kräfte wendet.« Die Gebiete, die bereits von den Horden des Frostherrn erobert worden waren, hatten auf der Lichtkarte eine eisblaue Färbung. »Quellanien, Garilanien und der Norden von Nomrigge sind zu Eiswüsten geworden und nun Teil von Morygors kaltem Reich. Während die Gletscher und seine
Leviathane in Richtung Süden offenbar ins Stocken geraten sind, dringen sie immer weiter nach Südwesten vor. Anstatt Oquitonien und Baronea zu überrollen, drängen seine Schergen mit Macht über die mitulische Grenze und …«
    »… nach Felsenburg!«, erkannte Gorian.
    Thondaril nickte. »In den Kathedralen von Petaa und Tulia singen die Menschen dem Verborgenen Gott Dankes-Chöre, weil er sie erhört zu haben scheint und die Gefahr in Richtung Gryphland an ihnen vorüberzieht.« Er ließ die Lichtkarte mit einer Handbewegung verschwinden.
    »Morygor ahnt, dass hier eine Kraft ist, die er bekämpfen muss, weil sie ihm in der Zukunft gefährlich werden könnte«, war Sheera überzeugt und sagte dann: »Gorian!«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich allein seinetwegen geschieht«, widersprach Thondaril. »Es sind so viele Zeichen zu beobachten, die mich nachdenklich machen, aber aus denen ich noch kein Gesamtbild zu erkennen vermag. Die Flucht der Fledermenschen zum Beispiel.«
    »Wie lange gedenkt Ihr, auf die Entscheidung des Namenlosen zu warten?«, fragte Torbas im herausfordernden Tonfall, der Thondaril sichtlich missfiel.
    »Das wirst du mir überlassen, Schüler !«
     
    Die Tage in Felsenburg verliefen nicht sonderlich ereignisreich. Auffällig war allerdings, dass sich auch an den folgenden Abenden große Schwärme von Fledermenschen sammelten und Zugvögeln der nördlichen Länder ähnlich davonflogen.
    Zwischenzeitlich empfing Gorian immer wieder fremde Gedanken, die er für Botschaften von Ar-Don hielt, auch wenn sie inzwischen kaum noch aus Bildern oder Worten bestanden, die sich in irgendeiner Weise deuten ließen. Zumeist
waren es nur zerfließende Farben, die sich schließlich in tiefstes Schwarz

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