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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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schwenkten die Fackeln, während Ar-Don von einer offenbar unter ihrem Bann stehenden Wildseilschlange zusammengeschnürt wurde, wobei eine Lichtaura den Gargoyle umgab. Immer wieder schossen grelle Blitze in das Gestein auf der anderen Seite der Schlucht, woraufhin dort rot leuchtende Linien erschienen, hell strahlende Zeichnungen, die wie Ausschnitte aus dem großen, glutvollen Adergeflecht wirkten, das dort nun zu sehen war. Allerdings verblassten sie immer wieder. Für sich genommen wirkten sie wie sehr komplizierte, verschnörkelte magische Symbole.

    »Die Fledermenschen haben die Feuerdämonen gerufen?«, entfuhr es Gorian, und ihm war gar nicht bewusst, dass er laut sprach. »Das sind doch ihre schlimmsten Feinde aus der Vergangenheit.«
    »Dämonen des Feuers und der Tiefe … Schlimmste Feinde der Fledermenschen … Gerufen vom Greifenreiter-König Song Mol, der ihrer nicht mehr Herr und Räuber fremder Magie wurde …«
    »Du kennst diese Legende?«
    »Keine Legende … Wahrheit darin ist … so grausame Wahrheit … Aber Vergangenheit spielt keine Rolle mehr … Die Mächte des Chaos sind entfesselt … Die Dämonen des Feuers werden die Wüste erneut schwärzen … Meine Kraft, die mir genommen wurde, hat dazu beigetragen … Viel zu spät jetzt … Nicht mehr ungeschehen zu machen …«
    Der Gargoyle hatte beinahe seine alte Gestalt zurückgewonnen, wofür er die Körpersubstanz, die er zuvor verloren hatte, wieder in sich aufnahm. Noch wirkte sein Körper sehr unsymmetrisch. Die Flügel waren unterschiedlich groß, und ihre Anzahl variierte immer wieder. Manchmal wucherten auch zusätzliche Gliedmaßen und Köpfe aus seinem steinernen Leib, nur um kurz danach wieder zu verschwinden. »Fledermenschen fürchten nichts so sehr wie Feuerdämonen … Wissen genau, dass es unmöglich für sie ist, sie zurück in die Tiefe zu bannen … Wissen aber auch, dass Feuerdämonen stärkster Gegner für noch verheerenderen Feind, der sich nähert …«
    »Morygor«, murmelte Gorian. »Also doch.« Deshalb hatten die Fledermenschen ihre Schluchten verlassen und sich davongemacht. Und deswegen hatten sie auch um jeden Preis zu verhindern versucht, dass Gorian und seine Begleiter Ar-Don aus dem Bann befreiten.
    »Ja, Morygor«, betätigte Ar-Don. »Mein Tod hätte einen Sinn
gehabt. Beinahe wäre selbst ich, der eigentlich nicht sterben kann, zu einem leblosen Stück Stein geworden … Aber mir blieb genug Kraft, um nicht ein erinnerungsloser Fels zu werden … Immer noch Ar-Don! Immer noch ist die Qual von Meister Domrich in meinen Gedanken … und der Wunsch, Morygor zu töten. Aber es war sehr knapp … Und jetzt wirst du mich tragen müssen. Lass uns aufbrechen. Der Bann ist aufgehoben, keine Magie wird mehr von mir in das Gestein übertragen, um den Feuerdämonen den Weg zu ebnen, wie es die Fledermenschen planten. Doch sie sind unerfahrene, primitive Magier. Die Macht in der Erde wird sich von allein befreien, und wenn wir uns nicht beeilen, wird sie uns vollkommen verschlingen, so wie dies mit unseren nahenden Feinden geschehen wird …«
    Mit einem Satz sprang er plötzlich auf, wobei sich mehrere lange, an Affenarme erinnernde Gliedmaßen aus seinem steinernen Körper bildeten, der auf einmal eine grünlich schimmernde Farbe annahm. Im nächsten Moment klammerte er sich an Gorian fest.
    »Trag mich … Denn ich bin schwach! So wie ich dich trug, über die Eiswüste, die einst die See an der Küste bei Orxanor war … Die Schlacht zwischen Feuer und Eis steht bevor, und ich kann niemandem raten, zwischen jenen Mächten zu verweilen, die um die Herrschaft ringen werden …«
    Der herzschlagartige Rhythmus, der aus der Erde kam, wurde immer heftiger. Die Glutadern hatten sich so weit verzweigt, dass jede Handbreit des Felsgesteins von kleinsten Verästelungen durchzogen war. Das rote Licht, das von all diesen glühenden Linien ausging, überstrahlte selbst den ersten Schimmer der Morgensonne, der über der Schlucht bereits den neuen Tag ankündigte.
    »Ein Ordensschüler, der sich fürsorglich um einen geflügelten Steindämon kümmert. Wer hätte das gedacht«, spottete
Torbas, während er Gorian betrachtete, an dessen Oberkörper sich Ar-Don festgeklammert hatte wie ein Affe. Zu Gorians Überraschung war der Gargoyle sehr leicht. »Ich hoffe nur, du bereust es nicht irgendwann, dieses Biest gerettet zu haben.«
    »Man weiß nie, wie lange eine Freundschaft hält«, gab Gorian zurück.
    »Siehst du, genau das ist

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