Gorian 2
umfliegen. Zu gefährlich waren die immer wieder aufschießenden Flammenfontänen, die sich sodann in feurige Dämonengestalten verwandelten.
Sie verbreiteten in einem viele Meilen weiten Umkreis flackernden Schein und stürmten auf die in sicherem Abstand wartenden Leviathane zu, die keinerlei Anstalten machten, sich weiter zu nähern, während die Feuerdämonen mit jedem Schritt, den sie zurücklegten, schwächer wurden. Nur einige von ihnen erreichten schließlich Morygors Heer, waren aber dann kaum noch größer als die orxanischen Wollnashornreiter, mit denen sie sich Kämpfe lieferten.
Einmal sah Gorian ein Wollnashorn mit brennendem Fell und in heller Panik durch die verschneite Ebene preschen. Schließlich warf sich das Tier nieder, wälzte sich in Eis und Schnee und löschte so das Feuer.
»Die Wollnashörner sind lebendig, ihre Reiter aber untot«, sagte Sheera. »Ihnen können die Feuerdämonen offenbar weniger anhaben als ihren Tieren.«
»Immerhin sehen wir hier zum ersten Mal eine Macht, die es mit Morygors Horden aufzunehmen vermag«, meinte Gorian.
»Du warst es, der ihnen Einhalt gebot«, erinnerte sie ihn. »Die Kristallbrüder mit ihrem Frosthauch waren durchaus in der Lage, die Front der Feuerdämonen bis weit in die Berge zurückzudrängen. Doch seit die beiden vernichtet sind, ist Morygors Vormarsch auf ganzer Linie ins Stocken geraten.«
Gorian wandte sich an den Namenlosen Renegaten. »Wie ist Eure Einschätzung dazu?«, fragte er. »Wie lange werden die Feuerdämonen Morygors Horden widerstehen können?«
»Deine Gefährtin hat recht«, sagte der Namenlose Renegat. »Die Feuerdämonen wären schon längst überall auf dem Rückzug, wäre es dir nicht gelungen, die Kristallbrüder zu besiegen. Dennoch ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Frostreich den Sieg davontragen wird. Es war schließlich die Magie der Caladran, die einst half, die Feuerdämonen in die Schranken zu weisen. Ganz vernichten lassen sie sich ebenso wenig wie Gargoyles und ein paar andere sehr lästige Mächte, mit deren Existenz man sich wohl auf Dauer abfinden muss.«
»Dann wird Morygor sicherlich jemanden schicken, der die Aufgabe der Kristallbrüder zu Ende führen wird«, meinte Gorian.
»Ohne Zweifel«, stimmte der Namenlose Renegat zu.
»Es fragt sich nur, wie deren Aufgabe eigentlich ausgesehen hat«, mischte sich Meister Thondaril ein und sah Gorian an. »Ich für meinen Teil nehme an, dass sie hauptsächlich
deinetwegen geschickt wurden und erst in zweiter Linie, um gegen die Feuerdämonen vorzugehen.«
Auf einmal ging ein Ruck durch Gorian, und plötzlich stürzte er zur Gondeltür, riss sie auf und trat auf den kleinen Balkon, von wo aus sich die Greifenreiter von den Seilschlangen auf den Rücken ihres Reittiers heben ließen. Eiswind schlug ihm entgegen, und sofort hatte er das Gefühl, sein Gesicht würde ihm erfrieren.
Er murmelte einen Befehl an die Seilschlangen. Eine davon wand sich um seinen Oberkörper, hob ihn empor, und einen Augenblick später befand er sich auf dem Rücken des Greifen, der inzwischen ziemlich weit in das verschneite Gebiet des Frostreichs zurückgekehrt war, um den Feuerdämonen auf dem Schlangenzahn zu entgehen.
Die Seilschlange wollte sich gerade lösen, als Gorian ihr einen gegenteiligen Befehl erteilte, denn er wollte nicht ohne irgendeine Sicherung in dieser Höhe auf einem Greifenrücken hocken. Mochte ein routinierter Greifenreiter wie Centros Bal darüber auch keinen Gedanken mehr verschwenden, Gorian fühlte sich sicherer so.
»He, was soll das?«, rief der Nordfahrer. »Passagiere haben hier nichts zu …«
Etwas schnellte wie ein Schatten aus dem Schneegestöber hervor, Flügel schlugen mit klatschenden Lauten. Gorian griff zum Schwert, riss Sternenklinge aus der Rückenscheide und hieb mit der Klinge durch die Luft.
Ein unterdrückter, abrupt abbrechender Vogelruf drang durch die Nacht und mischte sich mit einem wie Protest klingenden Aufstöhnen des Greifen.
Gorians Schwert hatte den Körper einer Eiskrähe genau in dem Moment durchschlagen, als sich der Vogel auf Centros Bal hatte stürzen und seinen Schnabel dolchähnlich in
dessen Hals hatte rammen wollen. Gorian hatte den Angriff nach Art der Schwertmeister vorausgeahnt.
Er ließ das Schwert herumfahren und erwischte eine zweite, dann eine dritte und eine vierte Eiskrähe, dann sprang er auf, stand – von der Seilschlange gehalten – auf dem breiten Greifenrücken. Das kraftvolle Spiel der
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