Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
gewaltigen Muskeln des löwenähnlichen Körpers war selbst durch die festen Sohlen von Gorians ledernen Stiefeln deutlich zu spüren. Die Muskelstränge schwollen bei jedem Flügelschlag des Flugtiers an.
    Weitere Eiskrähen griffen wie aus dem Nichts heraus an. Blitzartig zuckte Sternenklinge durch die Nacht. Gorians Augen waren pechschwarz geworden. Nach seinem Kampf gegen die Kristallbrüder schien er endlich wieder vollständig über die Alte Kraft zu verfügen.
    Mehr als ein Dutzend Eiskrähen tötete er innerhalb weniger Augenblicke. Immer war das Schwert bereits dort, wo der nächste Angriff erfolgen würde. Ihre Körper stürzten in die Tiefe.
    Als der letzte Vogelkörper hinabtrudelte, löste sich von ihm eine Lichtaura, dehnte sich aus und formte das Gesicht eines jungen Caladran.
    Morygor.
    »Du kannst mir nicht entkommen!« , sagte das Gesicht und verzog sich zu einer hasserfüllten Grimasse. » Die Gestirne bestimmen das Schicksal, aber ich herrsche über die Gestirne! Wenn du daran zweifelst, dann sieh empor, wie der Schattenbringer am Tag die Sonne verdeckt, weil ich es ihm gebiete! Du bist wie ein geworfener Stein, dessen Bahn ich erkenne und den ich mit ausgestreckter Hand fange!«
    Damit zerplatzte die Lichterscheinung, und der Greif zuckte zusammen, geriet aus der Flugbahn.

    Gorian verlor das Gleichgewicht, doch die Seilschlange hielt ihn. Er setzte sich, atmete tief durch und versuchte mithilfe seiner wiedererstarkten magischen Sinne herauszufinden, ob sich noch weitere Eiskrähen in der Nähe befanden, die sich im nächsten Moment auf den Greifenreiter stürzen würden. Denn offensichtlich zielte dieser Angriff auf Centros Bal, der sich nicht gegen die Eiskrähen verteidigen konnte und daher in diesem Spiel der Schwachpunkt war.
    »Meine Güte!«, entfuhr es dem Nordfahrer. »Das war wohl knapp!«
    »Ich hoffe, Ihr erlaubt mir, noch eine Weile hier bei Euch zu verweilen«, äußerte Gorian, »auch wenn das nicht den Gepflogenheiten der Greifenreitergilde entspricht.«
    Centros Bal beugte sich vor und berührte mit seinen Händen ein paar Druckpunkte unter dem Halsgefieder des Greifen, der sich daraufhin wieder beruhigte.
    »Die Gefahr ist noch nicht vorüber«, murmelte Gorian.
    Wie zur Bestätigung seiner Worte war im nächsten Moment ein lautes, vielstimmiges Krächzen zu hören. Aber es waren Gedankenstimmen, die mit schmerzhafter Intensität in Gorians Kopf widerhallten. Die Gedankenstimmen eines ganzen Eiskrähenschwarms, der von Morygors Kräften gelenkt wurde.
    Centros Bal bemerkte nichts davon. »Meine Hochachtung, wie du die Seilschlangen bereits beherrschst«, sagte der Nordfahrer. »Und hab Dank, dass du die Eiskrähen abgewehrt hast. Während meines letzten Flugs zu den Mittlinger Inseln habe ich gesehen, was von denjenigen übrig bleibt, die von diesen Bestien zerfleischt werden. Wenn sie in Schwärmen angreifen, gibt es kaum eine Möglichkeit, sich gegen sie zu verteidigen.«
    »Spione und Mörder in einem«, sagte Gorian düster und
blickte in die von den Feuern des Schlangenzahns erhellte Nacht. Über dem Gebirge war der Himmel sternenklar, während sich über den eis- und schneebedeckten Ebenen nordöstlich davon schwere Wolken ballten. Nirgends waren weitere Eiskrähen auszumachen. Und doch spürte er sie.
    Die Erscheinung von Morygors Gesicht eben war so deutlich gewesen wie ansonsten nur in den Tiefen des Frostreichs. Das bestätigte Thondarils Vermutung, dass die Kristallbrüder nicht in erster Linie die Feuerdämonen hatten bekämpfen sollen. Morygor setzte alles daran, denjenigen, der in Zukunft seine Schicksalslinie kreuzen sollte, zu vernichten, bevor bestimmte Ereignisse eintraten, die für den Herrn der Frostfeste eine Gefahr darstellten. Zum Beispiel die Ankunft Thondarils und vor allem Gorians auf den Caladran-Inseln. Der Kampf gegen die Feuerdämonen schien demgegenüber eine untergeordnete Rolle zu spielen.
    Der Maskierte trat auf den kleinen Balkon vor der Gondeltür und blickte kurz zu Gorian empor, schien aber keinerlei Neigung zu verspüren, sich von einer der Seilschlangen hinauftragen zu lassen. Sein Blick glitt ebenfalls suchend umher. Offenbar nahm auch er irgendetwas wahr.
    »Haltet den Greifen etwas näher an die Berge«, gebot Gorian dem Nordfahrer.
    »Damit uns die Feuerdämonen erwischen?«, entgegnete Centros Bal. »Das werde ich nicht riskieren.«
    »Aber etwas näher am Schlangenzahn könntet Ihr Euch schon halten!«, wandte Gorian ein.
    »Es ist

Weitere Kostenlose Bücher