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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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befreit von den Seilschlangen und tödlich verwundet, zum Wasser geschleppt hatte. Zog Yaal blieb in seiner Nähe, um sich um das Tier zu kümmern. Währenddessen behandelte Sheera Torbas’ blutende Schulter. Der Schwertschüler hatte seinen Oberkörper entblößt, und dadurch wurde erst ersichtlich, was für eine furchtbare Wunde er davongetragen hatte.
    »Wir werden uns alle gegenseitig genau beobachten müssen«, sagte Thondaril. »Achte auf Torbas – und teile nicht unnötig viele Gedanken mit Sheera. Fürchte deine Freunde mehr als deine Feinde, lautet ein Axiom unseres Ordens.«
    »Wie könnt Ihr so etwas sagen?«, fragte Gorian, und es gelang ihm nicht, die Empörung, die er empfand, zu verbergen. Dass der zweifache Ordensmeister Ar-Don gegenüber misstrauisch war, war für ihn noch nachvollziehbar, schließlich war der Gargoyle letztlich ein Geschöpf Morygors. Aber Torbas? Und vor allem Sheera, die Gorian von all seinen Begleitern zweifellos am nächsten stand?
    »Durch seinen mutigen Einsatz hat uns Torbas allen das Leben gerettet«, erklärte Gorian aufgebracht. »Hätte er den Greifen nicht zu schützen versucht, wäre dieser sicherlich noch schwerer verletzt worden, und wir hätten es vermutlich niemals bis hierher geschafft.«
    »Das mag sein«, gab Thondaril zu.
    »Und Sheeras Loyalität steht wohl außer Frage.«
    »Wirklich?«

    »Sie hat mich gerettet, als ich nach dem Kampf am Speerstein tödlich verwundet darniederlag!«
    »Wir sprechen nicht über die Vergangenheit«, ermahnte ihn Thondaril.
    »Es gibt niemanden, dessen Gedanken ich besser kenne als die ihren.«
    »Und umgekehrt«, entgegnete Thondaril. »Und genau das macht sie für Morygor ganz besonders interessant.«
    »Könnt Ihr eigentlich selbst in den engsten Gefährten nur das Schlechte sehen, das sie möglicherweise in sich tragen?«, fragte Gorian herausfordernd.
    »Gerade bei engsten Gefährten lohnt sich diese Aufmerksamkeit«, behauptete Thondaril. »Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung.«
    »Dann könnt Ihr auch mir nicht trauen!«, sagte Gorian gereizt. »Immerhin wurde ich beim Kampf am Speerstein schwer verwundet, und dabei dürfte viel von dem, was Ihr als Morygors schleichendes Gift bezeichnet, in mich eingedrungen sein!«
    »Und ein Teil davon ging gewiss in diejenige über, die dich heilte«, gab Thondaril zu bedenken. »Das geschieht immer. Deine Ausbildung im Haus der Heiler ist weit genug fortgeschritten, dass dir derart grundlegende Dinge klar sein sollten.«
    »So misstraut Ihr also auch mir.«
    »Ich rechne mit der Schwäche eines jeden«, erklärte Thondaril.
    »Auch bei Euch selbst?«
    »Als wir unterwegs zum Speerstein waren, habe ich meine eigene innere Schwäche bitter erfahren müssen. Aber ich habe mich selbst betreffend Vorkehrungen getroffen.«
    Während sie sich unterhielten, sah Gorian, wie Sheera
einen der roten Steine, die man in diesem kargen Hochlandtal überall finden konnte, auf Torbas’ Wunde drückte. Torbas Augen waren vollkommen schwarz. Der rote Stein verwandelte sich, auch er wurde schwarz – ebenso wie Sheeras Augen.
    Und für einen ganz kurzen Moment glaubte Gorian, zwei feine Strahlen aus Schwarzlicht zu sehen, jeweils so dünn wie ein Zwirnsfaden, die sich von Torbas’ Augen zu Sheeras spannten.

14
    Steinmahre und Schattenreiter
    Sheera versorgte die Wunden ihrer Gefährten. Die Steine, die überall im Tal zu finden waren, benutzte sie dafür als Heilsteine. Letztlich ging es ja nur darum, ihre eigenen Heilkräfte auf die Steine zu übertragen.
    Anschließend versetzte sie Torbas und Zog Yaal in einen tiefen Schlaf, der den Heilungsprozess fördern sollte. Anders wäre es auch kaum möglich gewesen, Zog Yaal für eine Weile ruhigzustellen, denn der nun einzige Greifenreiter sorgte sich sehr um Centros Bals Greifen. Gorian hatte allerdings den Eindruck, dass der Grund dafür weniger das Mitleid mit der geschundenen Kreatur war, als vielmehr die Furcht um das eigene Leben, denn ohne den Greifen waren sie in dieser einsamen Gegend gestrandet.
    Greifenreiter, die nach Westreich flogen, um Waren zu den großen Hafenstädten Westrig, Havalan oder Embador zu bringen, pflegten offenbar allenfalls eine kurze Rast an diesem See einzulegen, wenn ihre Greifen von großem Durst geplagt wurden, aber niemand wagte es, hier zu nächtigen. Die menschliche Bevölkerung in den westreichischen Bergen galt nicht unbedingt als empfehlenswerte Gesellschaft. Es handelte sich zumeist um vom Aberglauben

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