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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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geprägte, verschworene Dorfgemeinschaften, für die Gastfreundschaft ein Fremdwort war. Außerdem hausten in den Bergen
Räuberbanden, die stets darauf lauerten, dass eine überladene Greifengondel zu tief flog, sodass man sie mit Langbögen und Armbrüsten vom Himmel holen konnte, und Zog Yaal berichtete, bevor er einschlief, auch von wilden Stämmen, die geflügelte Affen dressierten, um Greifenreiter und ihre Gondeln zu kapern.
    Auch waren in den Bergen angeblich uralten Kreaturen beheimatet. Über sie hatte Gorian zwar in den Hafenstraßen von Port Gryphenklau an jeder Ecke einen Geschichtenerzähler fabulieren gehört, aber niemand schien wirklich etwas über sie zu wissen. Von Steinmahren und Riesenschlangen war die Rede. Und von den Sonnenflüchtern – Wesen, die im Licht der Sonne zu Stein erstarrten und nur bei Dämmerung zum Leben erwachten. Angeblich wurden sie immer aktiver, je mehr sich der Schattenbringer vor die Sonne schob, und erstarrten nur noch um die Tagesmitte zu Stein, wenn die Sonne im Zenit stand.
    Auch Zog Yaal hatte über diese Wesen nicht mehr erzählen können. Nun lag er in der Gondel und schlief so tief und fest wie wohl nie zuvor in seinem Leben.
    Der Namenlose Renegat allerdings, der sich inzwischen bequemt hatte, die Gondel zu verlassen, erklärte auf Thondarils Nachfrage hin, dass es tatsächlich uralte Geschöpfe in dieser Gegend gab, die vor langer Zeit einmal sehr mächtig gewesen waren, diese Macht dann aber nach und nach verloren hatten.
    »Den Sonnenflüchtern gehörten einst einige der Inseln, die heutzutage von den Caladran bewohnt werden«, fuhr er fort. »Als die ersten Himmelsschiffe der Caladran diesen Kontinent erreichten, führten sie Krieg gegen die Sonnenflüchter und ihre Verbündeten. Aber das ist lange her.«
    »Scheint, als wären die Sonnenflüchter Morygors geborene
Verbündete«, meinte Thondaril. »Schließlich verbessert sich ihre Lage, je mehr der Schattenbringer die Sonne verdeckt.«
    »Vorausgesetzt, dass es überhaupt noch eine nennenswerte Anzahl dieser Wesen gibt, habt Ihr sicherlich recht«, stimmte ihm der Namenlose Renegat zu. »Aber anstatt uns den Kopf über Gefahren zu zerbrechen, die in grauer Vorzeit bestanden haben, sollten wir uns auf die Bedrohungen konzentrieren, mit denen wir es zu tun kriegen könnten.«
    Thondaril verstand sofort, worauf der Namenlose hinauswollte. »Auch Ihr könnt Euch nicht vorstellen, dass Morygor die Verfolgung aufgegeben hat.«
    »Nein, das halte ich für völlig ausgeschlossen.«
    »Was glaubt Ihr, wird er tun?«
    »Ich glaube, dass er genau weiß, wo wir uns gerade befinden und wie unsere Situation aussieht. Das heißt, er weiß auch, dass er sich mit einem Angriff nicht zu beeilen braucht, denn einstweilen sitzen wir hier fest. Aber er wird seine Zeit nutzen, und wir sollten in Erfahrung bringen, was er vorhat.« Er wandte sich dem wie gewohnt schweigsamen Maskierten zu und sagte zu ihm ein paar Worte in einer Sprache, von der Gorian überzeugt war, dass es sich nicht um Caladranisch handelte. Nicht einmal der basiliskische Sprechstein konnte sie übersetzen.
    Daraufhin eilte der Maskierte im Laufschritt davon, auf das Seeufer zu und zu einem Felsbrocken an dessen Ufer, in den er verschwand.
    »Er reist durch die Steine«, stellte Gorian fest.
    »Eine überall sehr nützliche Kunst«, bestätigte der Namenlose Renegat. »Vor allem, wenn man sich als Kundschafter betätigt.«

    Gorian unterstützte Sheera dabei, den Greifen zu heilen. Zog Yaal konnte ihnen dabei nicht zur Hand gehen, und auch mit seinem Wissen über das Verhalten der Tiere konnte er ihnen nicht helfen. So waren sie auf das angewiesen, was sie darüber bisher während ihrer Flüge mit Centros Bal und ihres Aufenthalts in Gryphenklau mitbekommen hatten.
    Der Greif war zwar so schwach, dass er sich ohnehin alles gefallen ließ, dennoch wendete Sheera vorsorglich noch einen starken Beruhigungszauber an, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob der auch bei Greifen wirkte.
    »Sieh nur zu, dass er nicht für immer einschläft«, mahnte Gorian. »Dann sähe es ziemlich übel für uns aus.«
    Es würde Wochen dauern, wenn sie gezwungen waren, sich über Land bis zur Küste durchzuschlagen, um dann in Havalan oder Embador ein Schiff zu besteigen, das sie zu den Inseln der Caladran brachte. Vorausgesetzt, sie fanden überhaupt einen Kapitän, der bereit war, dorthin zu fahren. Denn wie die Lage auf den Caladran-Inseln aussah, darüber gab es nicht einmal

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