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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wen die Caladran ihren Hass richten und wen sie verachten?«
    Weil er mit ihnen geistig auf irgendeine schwer fassbare Art verbunden ist , erkannte Gorian. Genau wie mit Morygor.
    Der Namenlose hob ruckartig den Kopf, und der Blick seiner wässrigen Augen schien Gorian für einen Moment geradezu zu durchbohren.
    »He, da bewegt sich was!«, rief plötzlich Zog Yaal. Er war kreidebleich geworden und streckte den Arm in Richtung des Sees aus. Inzwischen schien das Mondlicht hell auf die kahlen Felshänge hinab. Aus einem dieser Hänge hatte sich ein Stück herausgelöst, als wäre das Gestein zu einer weichen Masse geworden, die langsam, einem zähflüssigen Tropfen gleich, den Hang hinunterrutschte. Zuerst langsam, dann immer schneller bewegte sich dieses riesenhafte Etwas mit breiähnlicher Konsistenz in die Tiefe, und für einen kurzen Moment spiegelte sich das Mondlicht in zwei schlangenhaften Augen, unter denen ein großes, zahnloses Maul gähnte, aus dem gurgelnde Töne drangen.
    Dann versank das Wesen im Schatten der Felsen, wurde eins mit der Finsternis, die dort herrschte. Mit einem schabenden Geräusch rutschte es über den Boden. Der Laut war im ganzen Tal zu hören und wurde als Echo vielfach zurückgeworfen,
sodass innerhalb kürzester Zeit ein Klangteppich entstand, der an Meeresrauschen erinnerte. Da im Moment kein Wind blies und das Wasser des Sees spiegelglatt und ohne jeglichen Wellengang war, wirkte dieses Geräusch befremdend.
    »Bei der Allmacht des Verborgenen Gottes!«, entfuhr es Zog Yaal. »Was war das denn?«
    »Was auch immer, es wirkte sehr lebendig«, lautete Torbas’ Kommentar. »Aber … ich spüre keinerlei Lebenskraft. Keinen Gedanken.«
    »Ich auch nicht«, betätigte Sheera.
    »Das ist ein Steinmahr«, erklärte der Namenlose Renegat. »Es ist lange her, dass ich einen gesehen habe. Bevor die Feuerdämonen weite Teile des heutigen Gryphlands verwüsteten, sah man noch viele von ihnen über jene Ebenen wandern, die heute die Aschewüste genannt wird. Aber das ist wirklich sehr lange her.«
    »In den Geschichten der Legendenerzähler wird ihr Aussehen ganz anders geschildert«, sagte Zog Yaal.
    »Das liegt daran, dass keiner von ihnen jemals wirklich einem Steinmahr begegnet ist«, erklärte der Namenlose.
    »Sollten wir nicht irgendetwas unternehmen?«, fragte der Greifenreiter beunruhigt. »Offenbar ist doch mehr dran an diesen Geschichten, die man sich über diesen verwunschenen Landstrich erzählt.«
    »Kein Grund zur Sorge«, entgegnete der Namenlose. »Steinmahre sind so harmlos wie eine Herde Rinder oder Schafe. Vor ihren Herren sollten wir uns allerdings in Acht nehmen.« Er ließ suchend den Blick schweifen. »Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob das Exemplar, das wir gerade gesehen haben, zu den Wildlebenden seiner Art gehört.«
    Ein weiterer Steinmahr löste sich aus einem Fels heraus,
und plötzlich gerieten mehr als ein Dutzend Berghänge unversehens in Bewegung. Überall schien das Gestein aufzuweichen, und die formlosen Wesen rutschten in die Tiefe und dem See entgegen. Der war ihr Ziel, wie sich wenig später zeigte. Der Strand auf der gegenüberliegenden Seeseite wurde sowohl durch das Mondlicht als auch durch die blassgrünen magischen Feuer, die der Maskierte gesetzt hatte, relativ gut beleuchtet. Als die ersten Steinmahre dort auftauchten, waren sie deutlich zu sehen. Sie walzten auf das Seeufer zu und begannen dann zu trinken, worauf sich ihre breiartigen Körper aufzublähen begannen.

15
    Sonnenflüchter
    Hunderte von Steinmahren hatten sich am gegenüberliegenden Seeufer eingefunden, offenbar um zu trinken. So zumindest hatte es zunächst den Anschein, aber einige von ihnen rutschten immer tiefer in das Wasser hinein, bis sie schließlich völlig darin verschwunden waren.
    »Diese Wesen kann man nicht durch Magie beeinflussen«, erklärte der Namenlose Renegat. »Weder die Steinmahre, noch ihre Herren. Deshalb dauerte der Krieg zwischen Caladran und Sonnenflüchtern den Chroniken nach selbst für Caladran-Verhältnisse recht lange.« Er deutete zu den nach und nach im Wasser verschwindenden Steinmahren hinüber. »Wilde Steinmahre verhalten sich anders, sie treten nicht in Gruppen, sondern nur vereinzelt auf, anders als diese dort.«
    »Am Grund dieses Sees werden sie uns kaum in die Quere kommen«, meinte Torbas.
    »Dort werden sie nicht bleiben«, war der Namenlose überzeugt und stand auf, während er immer noch den Blick suchend durch die Nacht schweifen

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