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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Zischend verschwand der bläuliche Schimmer, dann stürmte Gorian in den Raum.
    Auf dem Boden lag ein verkrümmter, blutiger menschlicher Körper. Die Hände waren stark vergrößert, und aus den Fingern ragten Metallklingen, ähnlich wie bei der Wandlerin,
die Sheeras Gestalt angenommen und Gorian angegriffen hatte.
    Das Gesicht der Heilerin Hebestis – oder genauer das eines Metamorphen, der ihre Gestalt angenommen hatte – blickte Gorian mit starren Augen an. Die rechte Hand war zur Kehle erhoben, die messerscharfen Finger steckten im eigenen Fleisch.
    »Gorian!«, dröhnte ein Gedanke in tausendfachem Echo in Gorians Kopf, so verzerrt, dass er kaum noch zu erkennen war.
    Sheera befand sich auf der anderen Seite des Raums, in dem offensichtlich gekämpft worden war. Stuhl und Tisch waren umgestürzt, und es gab Blutspuren auf dem Boden.
    Gorian murmelte eine Formel, um die bereits geschwächte, aber noch nicht ganz aufgehobene magische Abschirmung, die diesen Raum von innen auskleidete, völlig verschwinden zu lassen. Letzte Reste des bläulichen Schimmers blitzten noch einmal kurz in den Ecken und an der Decke auf und verloschen dann.
    Sheera atmete schnell und tief. Der Kampf, der hier stattgefunden hatte, hatte offenbar erst vor wenigen Augenblicken sein Ende gefunden.
    »Sheera!«
    Sie kam auf ihn zu. »Diesmal war es wirklich sehr knapp«, vernahm er ihren Gedanken.
    Einen kurzen Moment nur zögerte er, ehe er sie in die Arme schloss. Sie schmiegte sich an ihn, und er konnte ihren rasenden Herzschlag spüren.
    »Ich glaube nicht, dass der Orden diese Art von Prüfung anerkennen wird«, dachte sie.
    »Ich bin froh, dass dir nichts Ernsthaftes zugestoßen ist«, sagte Gorian.

    »Diesmal hätte nicht viel gefehlt.«
    »Du hättest das Caladran-Schwert tragen sollen.«
    »Meine Gegnerin hätte es dann gegen mich selbst gewendet. So aber gab die Kraft des Geistes den Ausschlag.«
    Gorian wusste, was sie damit meinte. Sheera hatte die falsche Heilerin Hebestis dazu gezwungen, sich mit ihren eigenen Waffen zu töten.
    Auch Shabran hatte den Raum betreten. Er sah sich um und untersuchte den toten Metamorphen.
    »Die Wandler werden uns in Zukunft noch einiges Kopfzerbrechen bereiten«, prophezeite er.
    Die Schar der Ordensleute war durch die Geschehnisse in der Siebten Burg abermals bedenklich zusammengeschrumpft. Gerade der Verlust einiger Magiemeister wog schwer, denn sie wurden dringend gebraucht, um das Nord-Eldosische Gebirge als großen Bannstein gegen das weitere Vorrücken des Frostreichs wirken zu lassen, weil dieser Zauber immer wieder erneuert werden musste.
    Morygor hatte sicherlich genau gewusst, dass er mit einem solchen Angriff den Bannstein auf lange Sicht wirkungsvoller schwächen konnte als durch einen direkten magischen Angriff.
    Während der Großteil der überlebenden Ordensmeister aller fünf Häuser in der Siebten Burg einquartiert war, blieben Gorian und Sheera an Bord der Hoffnung des Himmels . Auf dem Flaggschiff von Elbenkönig Abrandir fühlten sie sich sicherer, und auch Meister Thondaril war dieser Ansicht.
    Er selbst allerdings übernachtete überwiegend auf der Siebten Burg. Als neuer Hochmeister des Ordens hatte er sich beinahe Tag und Nacht seinen Verpflichtungen zu widmen.

    »Ich will vermeiden, dass mir irgendetwas dort entgleitet«, sagte er einmal zu Gorian. »Das könnte verhängnisvoll sein. Unsere Zahl ist inzwischen derart dezimiert, dass wir uns keine weiteren Fehler erlauben können.«
    »Und wie wollt Ihr verhindern, dass sich abermals Metamorphen in den Orden einschleichen?«, fragte Gorian.
    »Es kommt auf die Wachsamkeit jedes Einzelnen an. Ein Blutbad, wie es sich nach meiner Wahl zum Hochmeister ereignet hat, ist sicher auch in Zukunft nicht völlig auszuschließen.«
    »Morygor wird nichts unversucht lassen, Meister Thondaril.«
    »Ich weiß. Darum ist es wichtig, dass alles für den entscheidenden Schlag gegen ihn vorbereitet wird. Wir werden nur eine einzige Gelegenheit bekommen, ihn zu vernichten. Wenn überhaupt.«
    Es störte Gorian, dass er offensichtlich nicht in alle Einzelheiten von Thondarils Plänen eingeweiht war. Aber er akzeptierte seine Begründung. Der zweifache Ordensmeister wollte Gorian schützen. Je weniger er zu diesem Zeitpunkt wusste, desto besser. »Vervollkommne deine Ausbildung, soweit du kannst«, riet Meister Thondaril. »Konzentriere dich ganz darauf, sodass du in dem Augenblick, da du Morygor entgegentrittst, alles an Fähigkeiten und

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