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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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überraschte diese Antwort. »Wird nicht jedwede Magie dort gedämpft?«

    »Aus diesem Grund wirst du dich besonders anstrengen müssen. Aber unsere Magiemeister haben es geschafft, dieses Gebirge in einen großen Bannstein zu verwandeln, da wird es uns sicherlich auch gelingen, zurück in die Schattenpfade zu finden.« Meister Shabran grinste. »Atme noch einmal tief durch, Gorian. Die Luft dort oben ist ziemlich dünn.«
    »Gibt es nicht irgendeine Formel, die das abmildert?«
    Shabran zuckte mit den Schultern. »Du bist doch derjenige von uns beiden, der die Ausbildung im Haus des Heilens begonnen hat.«
    »Dann lass uns aufbrechen!«, entschied Gorian.
    Er wollte schon seine Kraft konzentrieren und in den Schattenpfad springen, doch Shabran ergriff seinen Arm und hielt ihn zurück. »Und wieder begibst du dich leichtsinnig in Gefahr. Hast du vergessen, dass dich das Heulen der Singenden Felsen in den Irrsinn treiben wird?«
    Gorian stockte. Shabran hatte recht.
    Der Schattenmeister holte vier kleine Gegenstände hervor. Sie sahen aus wie leuchtende Tropfen von der Größe eines Daumennagels. Es war sofort erkennbar, dass sie mit Magie behandelt waren, denn sie schimmerten eigenartig und verloren nicht ihre Form. Zwei davon reichte er Gorian.
    »Was ist das?«
    »Nemorischer Ohrentau«, sagte Shabran. »Man kann auch sagen: magisch behandeltes Wasser mit ein paar ätherischen Zusätzen und ganz spezieller Wirkung. Wird von unseren Heilern als Mittel gegen seelische Verstimmungen und alle Arten von Gemütsleiden verwendet, aber es hat auch noch ein paar andere nützliche Eigenschaften.« Er steckte sich seine Tropfen in die Ohren. »Mach das auch so. Sie werden verhindern, dass du dem Wahnsinn anheimfällst.«
    »Ohrstopfen?«, wunderte sich Gorian.

    Shabran grinste. »Hast du einen besseren Einfall?«
    »Und das allein soll helfen? Die Wirkung des Ohrentaus ist unter Heilern umstritten.«
    Shabrans Grinsen wurde noch breiter. »Der Zauber, der diesen Tropfen anhaftet, verhindert, dass du das Heulen der Singenden Felsen hörst.«
    »Heißt das, wir müssen unsere Gedanken teilen?«
    Shabran schüttelte den Kopf. »Nein, wir können uns ganz normal unterhalten, und du wirst auch jeden anderen Laut hören. Die Magie dieser Tropfen ist so ausgelegt, dass du nur die klagenden Töne der Singenden Felsen nicht vernimmst. Vergleiche es mit einem Sieb, durch das der Sand rieselt, das aber Steine nicht durchlässt.«
    Gorian stopfte sich die Tropfen in die Ohren und sagte: »Ich hoffe, es wirkt.«
    »Auch unsere Magiemeister trugen sie, als sie den großen Bannstein schufen«, erklärte Shabran, und obwohl Gorian sich die Tropfen in die Ohren gesteckt hatte, hörte er die Stimme des Schattenmeisters klar und deutlich, ebenso wie das ferne Rauschen des Meeres und alle anderen Geräusche um sich herum.
    Gorian und Shabran lösten sich in Rauch auf, und vor Gorian bildete sich ein Korridor aus verzerrten, in die Länge gezogenen Formen, die zu einem Gewirr aus Schlieren verschwammen. Dieser Schattenpfadgang kam Gorian sehr viel leichter vor als alle, die er zuvor unternommen hatte. Obwohl die überwundene Strecke viel größer war, erschien ihm die Kraft, die er aufwenden musste, weitaus geringer. Es war so, als wären einige Widerstände, die er bisher stets gespürt hatte, kaum noch vorhanden.
    Darüber hinaus dauerte der Schattenpfadgang auch nur einen Augenblick.

    »Das war sehr gut«, lobte Meister Shabran. »Dein Geist lässt sich schnell schulen. Früher hätte ich jeden einen Aufschneider genannt, der von sich behauptet hätte, ein Meister aller vier Häuser werden zu wollen. Aber inzwischen verstehe ich, warum man ausgerechnet dir diese Extravaganz gestattet.«
    »Es war leicht«, sagte Gorian.
    »Aber es muss noch leichter für dich werden. Alle Widerstände, gegen die du bisher viel Kraft aufwenden musstest, existieren im Wesentlichen in deinem eigenen Geist.«
    Sie standen inmitten eines freien Platzes, der von gewaltigen Steinsäulen umgeben war – den Singenden Felsen, die der Wind aus dem Kraterwall gefräst hatte. Deren Gesang aber war für Gorian und Shabran nicht zu vernehmen.
    Dennoch spürte Gorian die magischen Energien, die an diesem Ort noch immer wirkten. Sie stammten aus jener Zeit, als hier die Stadt der schmetterlingsgleichen Al-Pan gestanden hatte, bevor sie von einem fallenden Stern vernichtet worden war.
    Aus diesen Kräften hatten die Magiemeister des Ordens einen Bann gewirkt, der stärker

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