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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Morygors nicht weiter vordringen, zumindest nicht jene Untoten, die den Hauptteil seines Heeres ausmachten. Für die
Wandler schien das nicht zu gelten, wie man bei der Wahl des Hochmeisters schmerzlich hatte erfahren müssen.
    Gorians Blick glitt wieder über die weite Eisfläche. Eine flimmernde Bewegung fiel ihm auf. Selbst wenn man nach Caladran-Art zu sehen gelernt hatte, war es schwer auszumachen, was es war. Er konzentrierte sich, nahm auch die Alte Kraft zu Hilfe. Und dann erkannte er, was dort in der Nähe des Horizonts mit großer Geschwindigkeit über die Eisfläche schnellte.
    »Eisdrachenläufer«, murmelte er. »Und es sind sehr viele.«
    Auf die weite Entfernung waren sie kaum von der weißen Landschaft zu unterscheiden. Nur hin und wieder, wenn sich die menschengroßen, langschwänzigen Kinder des Eisdrachen mithilfe ihrer libellenartigen Flügel zu weiten Sprüngen erhoben, waren sie deutlicher auszumachen.
    Es waren Tausende, die sich dort näherten, und hin und wieder ließ nun auch einer von ihnen sein Eisdrachenfeuer aufflammen.
    »Eisdrachenläufer habe ich auf meinen Vorstößen in den Norden immer wieder mal gesehen«, sagte Shabran. »Und ein paar davon habe ich sogar erschlagen. Das sollte uns nicht weiter beunruhigen.«
    »Auch nicht in dieser Anzahl?«
    »Der Bann wird sie aufhalten. Sie bestehen aus Eis, und solange der Frosthauch nicht weiter vordringen kann, können auch sie nicht nach Süden gelangen.«
    »Dennoch muss es einen Grund geben, dass so viele von ihnen herkommen.«
    Da tauchte hinter dem Horizont ein eisgrauer Schatten auf. Zuerst konnte man ihn für eine Dunstschwade in der Dämmerung halten, doch dann wuchs der Schatten immer mehr.

16
Blaues Feuer
    Eine gebirgsgroße, sich langsam voranschiebende Kreatur tauchte hinter dem Horizont auf.
    »Kemroor, der Eisdrache!«, stieß Gorian hervor. »Das muss der Eisdrache selbst sein!«
    Morygor musste ihn geschickt haben, um den Bann zu brechen und dem Frostreich den weiteren Vormarsch nach Süden zu ermöglichen.
    Der Körperbau des Eisdrachen glich im Wesentlichen dem seiner viel kleineren Kinder, nur lief er nicht, sondern musste sich aufgrund seiner enormen Größe kriechend bewegen. Er erinnerte an einen riesigen Gletscher, der von unsichtbarer Kraft vorangeschoben wurde.
    Genau wie die Eisdrachenläufer hatte er an den Seiten libellenhaft-transparente Flügel, die in ständiger Bewegung waren. Sie linderten einerseits die Last seines unvorstellbar hohen Gewichts für seine Beine und erzeugten außerdem eisige Winde, die zu beiden Seiten des gigantischen Leibes gewaltige Schneefontänen aufwirbelten; erst viele Meilen weit entfernt senkte sich der Schnee wieder auf die Erde. Der Eisdrache furchte eine regelrechte Schneise hinter sich her.
    Der Kopf und das Maul befanden sich am Ende eines langen, aber kräftigen Halses. Trotzdem war das Maul groß
genug, dass Kemroor selbst ein Schiff wie die Hoffnung des Himmels damit hätte in einem Stück verschlingen können.
    Die vergleichsweise schwächlichen vorderen Beine glichen Greifarmen mit Krallenhänden, die Hinterbeine hingegen waren sehr kräftig, aber nicht stark genug, dass sich dieses gewaltige, aus magisch verändertem Eis bestehende Wesen auf ihnen hätte erheben können. Zusammen mit dem langen Schwanz schoben sie den riesenhaften Körper voran. Das Eis knackte unter seinem Gewicht, bekam Sprünge.
    Er hob den großen Drachenkopf, öffnete das Maul, und eine breite, bläulich schimmernde Flammenzunge zuckte hervor. Zahlreiche Eisdrachenläufer wurden von dem magischen Feuer erfasst und innerhalb von Augenblicken zerschmolzen. Ein im Kopf dröhnendes Gedankengelächter folgte. Seine eigenen Kinder auszulöschen schien Kemroor eine besondere Art schauriger Freude zu bereiten.
    Die anderen Eisdrachenläufer in seiner Nähe liefen nun umso schneller, um sich vor dem Koloss in Sicherheit zu bringen. Für viele war es trotzdem zu spät, denn ein weiteres Mal ließ er seinen Feueratem durch die Reihen seiner Kinder sengen.
    Das Wasser, zu dem sie zerschmolzen, gefror sogleich, und die Winde, die die durchscheinenden Flügel erzeugten, rissen das Eis mit Massen von Schnee empor. Ein Teil davon landete auf dem unregelmäßig geformten, höckerigen Rücken des mächtigen Geschöpfes und verschmolzen dort mit dem Drachen.
    Dann hielt Kemroor plötzlich inne. An einer Seite fielen große Brocken seines eisigen Körpers einfach hinab und zerbrachen am Boden zu kleineren Stücken,

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