Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
offenbar magisch aufgeladenen Pfeilen. Wann immer ein Leviathan getroffen wurde, brüllte er schmerzerfüllt auf, und Blitze zuckten aus den Pfeilwunden. Die Treffer trieben die wurmähnlichen Monster fast in den Wahnsinn und ließen sie wild und wahllos um sich schlagen.
    Der Hauptteil der Maladran wandte sich jedoch den Frostkriegern zu, die im bisher sicheren Abstand gewartet hatten, und der Kampf tobte mit unverminderter Härte.
    Schließlich aber gewannen die Leviathane durch einen geordneten, gleichzeitig durchgeführten Angriff die Oberhand.
Sie warfen sich mit wildem Gebrüll gegen den Baum, umklammerten nun ihrerseits die Äste, zerrten daran und rissen einige ab. Dort quoll schwarzes Blut aus dem Stein des Stadtbaums.
    »Wie bei einem Lebewesen!«, stieß Sheera in Gedanken hervor.
    Je länger der Kampf wütete, desto größer wurden die Zerstörungen am Stadtbaum. Schließlich rangen ihn die Leviathane mit mehr als einem Dutzend Angreifern nieder, trennten Teile von ihm ab und ließen sich nicht mehr abschütteln. Einige bezahlten dies mit dem Leben. Steinerne Spitzen wucherten hervor, trieben dutzendweise in die Körper der Leviathane.
    Doch offenbar hatte Morygor die Magie des Gletschers verstärkt. Eine weitere, höhere Schicht Eis schob sich vom Horizont heran. Sie war nur auf einen recht schmalen Bereich begrenzt und kam mit unnatürlicher Geschwindigkeit. Auch die Frostkrieger wurden einfach niedergewalzt.
    »Morygor hat noch nie auf die eigenen Kämpfer Rücksicht genommen«, überlegte Gorian. »Eigentlich sollte das jeden warnen, sich ihm anzuschließen.«
    »Bei den meisten geschieht das nicht freiwillig«, erinnerte ihn Sheera.
    In der Lichtblase war schließlich jenes Maß an Zerstörung zu erkennen, das Gorian und Sheera vorgefunden hatten, als sie mit dem Himmelsschiff den Stadtbaum von Pela erreichten.
    Die Maladran verschwanden wieder, sanken einfach in die Tiefe, durchdrangen mit ihren geisterhaften Erscheinungen das Eis und zogen sich offenbar in die Ruinen des Stadtbaums zurück, aus dessen Wurzeln sie emporgestiegen sein mussten. Ihr blutiges Handwerk war getan, kein einziger
Frostkrieger und auch kein Leviathan verließ den Ort der Schlacht unversehrt. Eis und Schnee bedeckten ihre zerrissenen Körper ebenso wie den geschundenen Stadtbaum.
    »Er ist nicht zerstört«, stellte Gorian fest, »nur schwer verwundet.«
    Er ließ die Lichtblase in sich zusammenfallen und verschwinden.
    »Welch eine Magie!«, murmelte Sheera.

3
Maladran
    Gorian und Sheera blieben zunächst in der mittleren Wurzelhalle. Sheera wollte sich an einer der Säulen niederlassen, aber Gorian riet ihr, bei einer anderen Platz zu nehmen, und er wies auf eine, die übersät war mit Heil- und Kräftigungssprüchen der Caladran-Magie.
    »Könnte mir die Heilmagie der Caladran nicht schaden?«, fragte sie.
    Gorian schmunzelte. »Das müsstest du mir sagen. Immerhin bist du die bessere Heilerin von uns.«
    »Aber du warst im Reich des Geistes und hast es unbeschadet wieder verlassen, während mich diese Magie fast umgebracht hätte.«
    »Hättest du mich nicht gerettet, wäre mein erster Besuch dort auch mein letzter gewesen, vergiss das nicht«, erinnerte er sie.
    »Siehst du, das meine ich: Für Menschen ist Caladran-Magie anscheinend eine ziemlich heikle Angelegenheit.«
    »Probier es einfach aus und warte die Wirkung ab«, schlug er unbekümmert vor. Dann berührte er mit den Fingerkuppen die Säule mit den Heilsprüchen.
    Ein grünliches Leuchten füllte die in den Stein gemeißelten Symbole, wenn Gorians Finger darüberfuhren. Sie kamen ihm auf seltsame Weise bekannt vor, ohne dass er die in ihrer
vollen Bedeutungstiefe erfassen konnte. Aber so war das mit vielen Dingen, die das Volk der Caladran und seine Magie betrafen. Während seines Besuchs im Reich des Geistes hatte er vieles erkannt und manches verstanden. Aber da war noch ein unendlich großer Bereich, den er allenfalls flüchtig kennengelernt hatte, und ein noch größerer, der ihm nach wie vor ein Rätsel war.
    Jedenfalls konnte er inzwischen gut verstehen, welche Faszination ein Magier wie der legendäre Andir empfunden haben musste, als er dieses Reich für sich entdeckte, und weshalb es ihn immer stärker dorthin gezogen hatte, bis er schließlich völlig darin eingegangen war.
    Ein verlockender Gedanke, dachte er, ließ Sheera aber nicht daran teilhaben. Alles hinter sich lassen, nur noch der bezwingenden Logik und Schönheit reiner Gedanken folgen und

Weitere Kostenlose Bücher